Mehr als 20 Prozent der Bevölkerung Rumäniens ab 65 Jahren hat Altenbetreuung notwendig, doch nur knapp ein Prozent davon (0,23 Prozent) verfügt auch über eine solche Dienstleistung. Vor allem auf dem Land und in Kleinstädten seien solche Dienstleistungen eine Seltenheit, hieß es auf einer nationalen Konferenz der Dienstleister zur Betreuung betagter Menschen im Eigenheim. Durch eine eventuelle Entwicklung von Dienstleistungen dieser Art könnten landesweit 100.000 neue Arbeitsplätze gegründet werden. Dieangepeilte Zahl und die damit verbundenen besseren Dienstleistungen grenzen bei derzeitigen finanziellen Voraussetzungen an Utopie.
Auf der gleichen Veranstaltung erkannten die Redner jedoch, dass die Heimversorgung von Rentnern in Rumänien unterentwickelt und unterfinanziert ist. Außer der Tatsache, dass die entsprechenden Dienstleistungen nicht überall vorhanden sind, fehlen auch die notwendigen Informationen um diese in Anspruch zu nehmen und nicht zuletzt mangelt es über weite Strecken an qualifiziertem Personal. Obwohl die Gesetzgebung kostenlose Betreuung für eine genau festgelegte Anzahl von Behandlungstagen vorsieht, ist die Abrechnung dieser geleisteten Arbeiten vom Haushalt der Krankenkasse abhängig und deren Budget ist beschränkt. Deshalb sind jeneDienstleistungen, die über keine Mitfinanzierung vom Nutznießer verfügen, langfristig finanziell nicht tragbar.
Hohe finanzielle Belastung
Die Realkosten der Dienstleistungen für Altenpflege in ihrer eigenen Wohnung, vor allem wenn es dabei um Langzeitbetreuung geht, ist extrem hoch im Vergleich zum Einkommen einer Familie. Dieser Kostenaufwand setze die gesamte Familie einer betagten Person unter hohen finanziellen Druck und führe oft zu zusätzlichen Sekundärkosten, heißt es in der Pressemitteilung von Mediafax. Dies bedeutet, dass häufig ein Familienmitglied auf seinen Job verzichten muss, dass die Familie Schulden macht oder Kredite aufnehmen muss, um die Betreuungskosten zu decken. Nicht selten bleibt als Lösung die Einweisung der Person in ein Altenheim.
70 Prozent der Dienstleistungen, die Nonprofitorganisationen in der Altenpflege im Haus des Betreuten vornehmen, fußen auf Spenden aus dem Ausland und auf verschiedenen Finanzierungsprojekten. Nur so können die Kosten gedeckt werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Herbert Grün, Direktor des Caritas-Verbandes in Temeswar, sagte der BZ, dass die Finanzierung für Altenpflege durch die Behörden viel zu gering ist. „Wir mussten unsere Altenpflege drastisch zurückfahren: von anfänglichen Dienstleistungen in zwölf Ortschaften auf derzeit ein Drittel davon“. Das 1994 von Caritas ins Leben gerufene Modell der Altenpflege im Eigenheim wird im Banat nur noch in Temeswar, Bakowa-Busiasch, Karansebesch, Reschitza und mit einer Halbtagsnorm in Anina durchgeführt. Wegen komplizierter Abrechnung sowie einer geringen Anzahl an finanzierten Dienstleistungen durch die Krankenkasse hat Caritas mittlerweile auf die Zusammenarbeit mit dieser Institution verzichtet.
Wenig Geld und kaum Personal
Die Unterfinanzierung führte nicht zuletzt zu akuten Personalproblemen: vor allem die medizinischen Fachkräfte wandern zu Berufszwecken ins Ausland ab. Unter diesen Voraussetzungen arbeitet der Caritas-Verband mit den Kommunalverwaltungen, so auch mit dem städtischen Tagesheim für ältere Menschen an der Lippaer-Straße, zusammen. „Wir bieten soziale Dienstleistungen, den medizinischen Teil übernimmt der Caritas-Verband“, bestätigt Mariana Ciurcaş, Leiterin der Tagesstätte. Die Nachfrage in Temeswar für dieses Zentrum hält sich jedoch in Grenzen. 51 Personen werden bei ihrer täglichen Hausarbeit unterstützt und betreut. Gesuche liegen für weitere sechs Personen vor. Dies alles jedoch in Temeswar, wo der Wohlstand im Rumänienvergleich weitaus recht gehoben ist. Wie die Fachleute jedoch wissen, gibt es eine solche Dienstleistung für ältere Menschen in Kleinstädten und Gemeinden kaum und die Caritas hat ihre sieben Stätten nicht aus Mangel an Nachfrage geschlossen.