Mal zugegeben: Wie viele Zielorte kann man als Familie mit Kindern in Temeswar anpeilen? Vor allem dann, wenn man sich im Freien betätigen will oder muss, wie jetzt in der Pandemie? Da kann man nur einige wenige aufzählen, den Kinderpark (schön, aber dort kann auch nachgeholfen werden, zumindest mit einem neuen Anstrich), das Dorfmuseum (auch schön, aber eigentlich klein im Vergleich zum Hermannstädter ASTRA-Park, der außerdem mit einem Angebot rund ums Spielen, Lernen, Anfassen und Mitmachen kommt), den Jagdwald (Natur „pur“, aber da muss stark nachgeholt werden und das wird auch nicht schnell machbar sein) …Und dann gibt es den Zoo, der in letzter Zeit ausschließlich für schlechte Schlagzeilen gesorgt hat.
Ein „Pechvogel“ von einem Zoo, in dem das Zebra ertrinkt und die Zwergkängurus den streunenden Hunden zum Opfer fallen. Aber wo nicht nur die dafür Zuständigen zum „Pech“ beigetragen haben, sondern auch viele der Besucher, die die Tiere unbedingt füttern wollten. Mit Maisflips und manchmal auch mit Gummibärchen. Von denen, die Kinder wie auch Erwachsene beglücken! Soviel Kenntnis wird eigentlich von den Zoobesuchern erwartet, dass solche und ähnliche Snacks nicht zu den normalen Menüs der Tiere gehören. Allerdings kann ein bisschen Nachhilfe im Basiswissen Zoologie auch manchem Erwachsenen nicht schaden. Das erkennt man dann, wenn man die Antworten der Eltern vor den Gehegen hört. Beim Tapir Otto haltgemacht tapst ein Papa direkt ins Fettnäpfchen: „Ein Nilpferd“. Aber schon die Unterscheidung eines Rehs von einem Hirsch gibt manchem Kopfzerbrechen. Allein schon deshalb bedarf es eines Tierparks, in dem man lernen soll.
Viel früher und bis vor Kurzem
Erwachsene von heute erinnern sich, dass es in ihrer Kindheit einen Zoo in Temeswar gegeben hat. Mehr schlecht als recht, aber immerhin. Und dann jahrelang keinen mehr. Als Erwachsener mag man vielleicht auf einen Besuch im Tierpark verzichten können, aber als Kind wohl eher nicht. Die Temeswarer haben sich in den letzten Jahren oft und gern nach Szeged, in Ungarn, oder Palic, in Serbien begeben, um Tierparks zu besichtigen. Auch die Besuche der Tierparks in Budapest oder in Wien oder im Norden Italiens waren machbar. Man reiste zwei-drei Familien an oder traf sich dort, ohne etwas geplant zu haben. Im Inland konnte man die Zoos in Hermannstadt, Kronstadt oder auch – näher – in Reschitza – besichtigen. Dann tauschte man sich als Eltern aus, was man noch auf die To-Visit-Liste schreiben sollte.
Wegen der Pandemie sind viele dieser Ziele, die zur Normalität der Temeswarer gehörten, in weite Fernen gerückt und die Erinnerungen an Sonntagnachmittagen in den betreffenden Parks sind eben nur schöne Erinnerungen geblieben. Erinnerungen an heißen Sommertagen, in denen man sich stundenlang vor der Hitze im Tierpark von Szeged schützen konnte: Es ist in einem Wäldchen angelegt. Oder Erinnerungen an Stunden, in denen man sich im Tierpark Schönbrunn in Wien zwischen den prunkvollen Gehegen erging. Ein Tierpark ist beziehungsweise kann auch sehr lehrreich sein, sollte es sein und sollte den Sinn für Natur und für die Bewahrung der Natur eigentlich stärken. Im Tierpark Schönbrunn gibt es sogar ein Nachtangebot, da kann man Fledermäusen und Co. zuschauen.
Hoffnung auf den Neustart
Dass der Besuch vor wenigen Tagen beim Zoo Temeswar wohl der letzte für eine geraume Zeit sein wird, war nicht erwartet. Die nun angekündigte Schließung ist nicht die erwartete Maßnahme, sondern Besserungen, Neuerungen, Investitionen und Entwicklung, Ideen für die Erweiterung des Angebots, so dass das Interesse von Schulklassen wie auch für Familien angeregt wird, aber auch das Interesse von Erwachsenen, sich irgendwann auch darin ergehen zu können.
Einen barocken Tiergarten wie in Wien oder einen im Sezessionsstil wie in Budapest werden wir nicht haben, das ist klar, aber wir können uns ein Beispiel an moderne Einrichtungen nehmen so an dem Tiergarten in Montpellier, ohne Zäune (aber mit Gräben) und so eingerichtet, dass man den Eindruck hat, der Löwe könne einem näher kommen oder an den Safariparkin der Nähe des Gardasees (da kommt der Löwe wirklich näher, aber man sitzt im Auto) oder an den netten und artenreichen „Parco Zoo Punta Verde“ in Lignano.
Ein Refresh ist in Temeswar nötig, es besteht nur die Hoffnung, dass wir nicht wieder so lange warten müssen wie letztens. Das würde bedeuten, dass die nächste Generation, die sich daran erfreut, die unserer Enkel sein wird.