Sein Leben war zu kurz für die Poesie und für die große Freiheit draußen in der Welt: Rolf Bossert, das große Talent der rumäniendeutschen Lyrik, wegen seinen Versen von der Securitate schikaniert, von den kommunistischen Behörden zum Staatsfeind erklärt, stellte 1984 einen Ausreiseantrag. Die brutale Verfolgung, die Verhöre, die Hausdurchsuchungen und die Beschlagnahmung seiner Manuskripte hatten den Dichter stark betroffen und ihn kurz nach der Aussiedlung, Dezember 1985, in eine tiefe Depression gestürzt: Rolf Bossert wählte als 34jähriger, nur zwei Monate nach der Ankunft in Deutschland, am 17. Februar 1986 in Frankfurt a. M. den Freitod.
Heuer wäre der gebürtige Reschitzaer, von der Kritik als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Gegenwartsliteratur aus Rumänien angesehen, 66 geworden (Geburt am 16. Dezember 1952). Nach einem Philologiestudium (Germanistik-Anglistik) in Bukarest war er vier Jahre lang Deutschlehrer in Bu{teni, darauf Programmgestalter im Bukarester Schiller-Kulturhaus, Lektor in den Verlagen Meridiane und Kriterion. Sein Debüt erfolgte schon 1971 mit ersten Gedichten in der Zeitschrift "Neue Literatur". Sein Debütband "siebensachen" erschien 1979 im Kriterion-Verlag Bukarest. Sein Kinderbuch "Mi und Mo und Balthasar" folgte 1980 im Creangă-Verlag. "Neuntöter", der zweite und auch letzte Band in Rumänien erschien 1984 im Dacia-Verlag Klausenburg. Im Herbst 1986 brachte der Rotbuch-Verlag den Sammelband "Auf der Milchstraße wieder kein Licht" heraus. Seine Gesammelten Gedichte konnten erst 2006 unter dem Titel "Ich steh auf den Treppen des Lichts" (Schöffling-Verlag) erscheinen. Ernest Wichner brachte 2009 noch eine Gedichtauswahl von Rolf Bossert unter dem Titel "Um den Preis einer Vorsilbe" (Hochroth-Verlag) heraus. Der Dichter erhielt mehrere Preise, darunter auch den AMG-Literaturpreis in Temeswar (1983). (BZ)