Eine außergewöhnliche 72 Jahre dauernde literarische Laufbahn, die ihn durch das gesamte 20. Jahrhundert, zwei Weltkriege, drei völlig verschiedene politische Regimes und Staatsbürgerschaften geführt hatte, kann man dem am 6. Juni 1899 in Temeswar geborenen Franz Liebhard (der Künstlername von Robert Reiter) bescheinigen. Er war der Sohn einer Handwerkerfamilie, besuchte in der Heimatstadt das Lenaulyzeum. Seine ersten literarischen Versuche waren in ungarischer Sprache, er unterschrieb auch mit dem ungarischen Namen Reiter Róbert. Seine erste Veröffentlichung war das ungarische Geicht "Erdö" (Wald) , das er 1917 in der avantgardistischen Zeitschrift "Ma" von Lajos Kassak veröffentlichte. Als Student der Philologie in Budapest wurde er politisch bei den Sozialdemokraten aktiv, erhielt den Beinamen "Der Rote Reiter" und wurde auch verhaftet. Liebhard flüchtete wegen den Repressalien gegen die Linken nach Wien, als Student nahm er weiterhin am literarischen Leben der ungarischen Emigranten teil. 1925 kehrte er nach Temeswar zurück, das nun dem Königreich Rumänien angehörte. Er war als Publizist bei "Munkaslap" und darauf als Redakteur bei der Banater Deutschen Zeitung, während des II. Weltkriegs in der nationalsozialistischen Zeitung "Südostdeutsche Zeitung" tätig. Liebhard begann zunehmend in deutscher Sprache zu schreiben, als Publizist und Lyriker.1945 wurde er für drei Jahre zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert. Zurückgekehrt wendete er sich als regimetreuer Schriftsteller voll dem plakativen sozialistischen Realismus zu. Er scheute auch nicht vor Lobgedichten für Stalin oder später für Ceau{escu. In den folgenden Jahren veröffentlichte er zehn Bände, Lyrik und Essays. Er wurde unter der Amtszeit von Direktor Johann Szekler Dramaturg am DSTT. Bis 1968 (Pensionierung), als Harald Siegmund sein Amt übernahm, war er zum Großteil für ein von der Partei vorgeschriebenes linientreues Repertoire zuständig: sowjetische Dramatik, deutsche Klassiker, antifaschistische und DDR-Autoren, zudem rumänische Gegenwartsdramatik wurden aufgeführt. Pflicht waren vor allem die sowjetischen Dramatiker und die rumänischen Stücke (Victor Eftimiu, Horia Lovinescu, Aurel Baranga usw.). Die große Moderne kam in seiner Amtszeit nicht zum Zug, außer den Stücken von Hans Kehrer kam auch keine einheimische Banater Dramatik auf die DSTT-Bühne. Seine größten Publikumserfolge feierte das DSTT mit den Lustspielen von Nestroy (Lumpazivagabundus erreichte 143 Aufführungen) mit Schillers "Kabale und Liebe" oder Laubes "Karlschüler". Liebhard war, als Doyen der Banater deutschen Literatur angesehen, jahrelang Ehrenvorsitzender des deutschen AMG-Literaturkreises und erhielt vom rumänischen Staat etliche Auszeichnungen.
Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. "Der Türkensc hatz", 1958,"Miniaturen aus vier Jahrzehnten", 1972, "Banater Mosaik", 1976, "Temeswarer Abendgespräch",1977, "Abends ankern die Augen", 1989.
Franz Liebhard starb während der Dezemberrevolution, am 17. Dezember 1989, in Temeswar. Heute trägt eine Temeswarer Straße seinen Namen.