Was bleibet, das stiften die Dichter- Diesen denkwürdigen Satz zitierte u.a. Walter Engel, einer der Ehrengäste und Referenten der diesjährigen Auflage der Deutschen Kulturtage in Temeswar, die am Wochenende im Temeswarer AMG-Haus über die Bühne gingen. Die vielfältige Veranstaltung, vom DFDT und der Stafette organisiert und als Kulturfest gestaltet, bot unter dem Motto „Banater Kulturlandschaft nach der Wende 1989“ nicht nur einen gebührenden Rückblick auf das Banater deutsche Kulturgeschehen sondern mit Symposium, Autorenlesungen und Buchpräsentationen auch interessante Akzente, Richtpunkte für das Heute und das Morgen.Unter den Ehrengästen DFDR-Abgeordneter Ovidiu Gant, der deutsche Konsul Rolf Maruhn, Stadträtin Helene Wolf, die Gäste aus Deutschland, Horst Samson und Walter Engel, Karl Singer und Helen Alba, DFDB- bzw. DFDT-Vorsitzender. Die Festrede zum Rahmenthema hielt Annemarie Podlipny-Hehn, Gründerin und langjährige Leiter des deutschen Literaturkreises Stafette. Im Vordergrund standen repräsentative Vertreter der Banater und rumäniendeutschen Literatur. Es war trotzdem nicht alltäglich, denn diesmal wurde ein Dichter geehrt: Norbert Hansmann, Geschäftsführer der Banatia-Stiftung, verlieh dem aus dem Banat gebürtigen Banater Autor und Publizisten Horst Samson für seine Verdienste die Stefan-Jäger Ehrenmedialle in Silber. In seiner Laudatio führte BZ-Redakteur Balthasar Waitz u.a. an, dass dieser Autor „seine typische Banater Biographie als Herzblut in sein Werk einfließen ließ und diese exemplarisch mit dem Zeitgeschehen verbunden hat.“ Der Autor, vor Kurzem sechzig geworden und mit dem Gerhard-Beier-Preis 2024 der Literaturgesellschaft Hessen ausgezeichnet, präsentierte seinen neuen Lyrikband und erntete viel Beifall für die darauf gelesenen Auszüge.
Als weitere Höhepunkte der zweitägigen Veranstaltungen kann die Präsentation zweier neuen Sonderbände über die Banater und rumäniendeutsche Literatur und Kultur hervorgehoben werden: Annemarie Podlipny-Hehn und Walter Engel sind seit Jahrzehnten unermüdliche Zeugen, Chronisten aber auch Mitgestalter zugleich des deutschen Kulturgeschehens. Ihre neuen Bücher „Kulturspiegel. Beiträge zur Kulturlandschaft einer Vielvölkerregion“ bzw. „Blickpunkt Banat. Beiträge zur rumäniendeutschen Literatur und Kultur“wurden von Balthasar Waitz vorgestellt.
Das Banater Kulturgut ist demnach nicht verloren, es ist alles noch da, um fachkundig gesichtet und für diese und neue Generationen in das ihr gebührende Licht gerückt zu werden: Die beiden Sammelbände, bis zu 600 Seiten, gerade heute als wichtige und notwendige Nachschlagewerke der Banater und rumäniendeutschen Literatur zu begrüßen, versammeln Beiträge über das deutsche Kulturleben über mehrere Jahrzehnte hinaus. Allen aus den Herzen gesprochen und mit der dem Referenten bekannten Brisanz erwies sich dann das Referat von Dr. Walter Engel über die Befindlichkeit der ausgesiedelten Autoren im Spiegel der banatdeutschen Literatur. Beeindruckend dabei Engels einfühlsames Bild von der banatdeutschen Literatur heute als weiterhin grünender Baum mit zwei Zweigen.
Mit den folgenden Präsentationen neuer Bücher der Stafette-Mitglieder, deren Lesungen sollte das kleine aber interessierte Publikum bei diesen Kulturtage ganz auf seine Kosten kommen: Vorgestellt wurden die neuen Veröffentlichungen „Schritte“ von Bianca Barbu, „Schwowische Sinnsprich“ von Stefan Michael Müller und der neue Lyrikband „mit schwalben am hut“ von Balthasar Waitz. Die drei Autoren boten reihum auch eine Kostprobe in Gedichten oder Prosa aus ihren neuen Büchern. An der Gruppenlesung (auch die Jüngsten, die Lenauschülerinnen Andreea Plettlinger und Eveline Körösi, kamen zu Wort) beteiligten sich Helmut Britz, Arthur Funk, Petra Curescu, Lorette und Henrike Bradiceanu-Persem, Alexandrina Paul, Ignaz Bernhard Fischer und Helen Alba.
Anklang fand auch der Banater Lehrertag, der auch zu regen, von kritischen zu konstruktiven Diskussionen führte. Dazu wurde auch ein Referat von BZ-Redakteur Robert Tari zu Problemen des Deutschunterrichts verlesen. Der Autor Horst Samson, in seinen Anfängen selbst Grundschullehrer in Busiasch, setzte da u.a. dieses vitale Problem der kleinen deutschen Gemeinschaft ins rechte Licht: „Wer das Schulsystem schleifen läßt, der verspielt seine Zukunft!“
Viel Beifall gab es zum Abschluss der Deutschen Kulturtage für das Kulturprogramm in der Gestaltung von Prof. Luise Finta und der Moderation von DFDT-Vorsitzenden Helen Alba statt. Es beteiligen sich der Chor des Deutschen Kulturvereins Bonnhard (Ungarn), als Gast des Temeswarer und Banater Forums, der Trachtenverein „Banater Rosmarein“, der Chor „Temeswarer Liederkranz“ und die Seniorentanzgruppe „Bunter Herbstreigen“.