Sein Name bleibt eng verbunden mit der Kultur der Deutschen aus Rumänien- Emmerich Reichrath. Der gebürtige Banater Schwabe (geboren am 11. Oktober 1941 in Hatzfeld) wäre heuer 70 geworden, leider hat er uns viel zu früh verlassen. Er verstarb am 27. Juni 2006 in Bukarest, das er seit 1964 als Redakteur der Tageszeitung „Neuer Weg“ bis zum Lebensende zu seiner Wahlheimat gemacht hatte. Nach Abschluss des Germanistik-Studiums in Temeswar wurde die Hauptstadt für ihn Stätte eines ununterbrochenen Wirkens von über vierzig Jahren und einer nachhaltigen Rolle als Publizist, Literatur- und Theaterkritiker. In seinem Nachruf in der ADZ 2006 würdigte Gerhardt Csejka Reichrath treffend als „souveränen Praktiker“ und meinte somit den Zeitungsmacher, Literatur- und Theaterkritiker in einem. Seine Tätigkeit ab 1964 als Kulturredakteur beim „Neuen Weg“ und Leiter der Kulturabteilung sollte sich weit über die Begleitung des Kulturgeschehens entfalten: Große Verdienste erwarb sich der Kritiker als Förderer u.a. auch der Autorengruppe „Aktionsgruppe Banat“. Seine Studien, Rezensionen, Essays sind in den Sammelbänden Reflexe I und Reflexe II, 1977 bzw. 1984, erschienen. Diese gehören zu den Standardwerken der deutschen Literaturkritik in Rumänien. In seiner Rezension zu dem Debütband „Niederungen“ der späteren Literaturpreisträgerin Herta Müller wies der Kritiker einfühlsam schon 1981 auf die stilistische Originalität und sprachliche Kraft der Müllerschen Prosa hin: „Einen Schriftsteller erkennt man an der Eigenart seiner Sprache, an seiner Art, die Worte zu setzen, an seiner Diktion- die sollte unverwechselbar sein. Bei Herta Müller war das von Anfang an...“
Seine wohl wichtigste und nachhaltigste Rolle: Als vierter der sechs Chefredakteure der deutschen Tageszeitung hatte Reichrath (1990-2006) einen entscheidenden Beitrag zur Bewahrung der deutschen Presse und zu deren Umgestaltung (ADZ ab dem 1.Januar 1993) und Modernisierung geleistet.