Wie erst im Juni bekannt wurde, verstarb Ende April, genauer am 28.April 2020, in München die Internationale Meisterin WIM Gertrude Baumstark. Im Mai wäre sie 79 Jahre alt geworden. Die gebürtige Temeswarerin - Gertrude Baumstark wurde in der Begastadt am 21. Mai 1941 geboren - war eine der Banater Sportler, die als Schachspielerin (Internationale Meisterin) in Rumänien jahrzehntelang zu der absoluten Spitze in dieser Sportart gehörte, dann durch herausragende Ergebnisse bei etlichen Schacholympiaden im Einzelwettbewerb wie auch als Mitglied der Nationalmannschaft Weltruhm erlangte. Seit 1970 trug sie den Titel einer Internationalen Meisterin (WIM) der Frauen. In den letzten Jahren ihrer Schachkarriere lebte Baumstark nach der Übersiedlung nach Deutschland in München und spielte noch ab 2004 in der Frauen-Bundesligamannschaft des SG Augsburg.
Sie startete im Schachsport beim Temeswarer Klub „Stiin]a“. 1962 qualifizierte sie sich mit diesem Klub ins Finale der rumänischen Landesmeisterschaften (im Mannschaftswettbewerb). Ihre großen Erfolge errang sie jedoch als Mitglied des Temeswarer Klubs “Medicina“ (von dem rührigen Rektor der Medizinfakultät Pius Brânzeu 1964 gegründet). Es bleibt in der Geschichte des rumänischen Schachsports eingetragen: Dieser Klub war über Jahre der stärkste Schachklub des Landes u.a. außer Gertrude Baumstark, mit Spitzensportlern wie Ioan Biriescu, Neboisa Ilin, Suzana Makai oder Ligia Jicman.
1967 wurde Baumstark Landesmeister der Frauen mit dem Temeswarer Medicina-Team (sie erreichte 5,5 Punkte aus sechs Spielen) aber auch Landesmeisterin im Einzelwettbewerb. Das gleiche Ergebnis erzielte sie dann auch1981. Sie kämpfte in diesen Jahren stets um den Titel und belegte meist die Plätze I.-III. In 20 Jahren ihrer Laufbahn sollte sie sieben nationale Medaillen erringen, zwei Landesmeistertitel. Sechsmal wurde sie Vizelandesmeisterin. Sie war Finalistin der ersten Fernschach-WM: 1969-1972 wurde dieses Finale mit den damals stärksten Schachspielerinnen der Welt ausgetragen. Gertrude Baumstark belegte einen ehrenden Platz 9. Es besiegte die sowjetische WIM Olga Rubzowa. Gertrude Baumstark agierte höchst erfolgreich sowohl als Einzel- als auch und vor allem als Mannschaftsspielerin in der rumänischen Olympiamannschaft der Frauen. Seit 1970 trug sie den Titel einer Internationalen Meisterin der Frauen. Als zweifache rumänische Landesmeisterin nahm sie an vier Interzonenturnieren und fünf Schacholympiaden teil. Zweimal war sie mit dem Team am Gewinn der Silbermedaille hinter der Sowjetunion beteiligt. In Medellin (Kolumbien) 1974 erzielte sie an Brett 2 neun Punkte aus 13 Partien. 1978 in Buenos Aires (Argentinien) gewann sie mit 10 Punkten aus 13 Partien an Brett 2 sogar die Silbermedaille für ihr Einzelergebnis. Baumstark qualifizierte sich mehrmals für die Zonen- und Interzonenturniere der Schach-Weltmeisterschaften der Frauen:1973 Pernik, 1975 Karlovy Vary,1976 Tbilissi und 1979 Alicante. Sie gewann die starken internationalen Schachturniere von Sofia (1968), Ochrid (1971), Lublin (1974). In ihrer Heimatstadt spielte sie in ihrer Schachkarriere für drei verschiedene Klubs; Stiin]a, Medicina und Electromotor. Für die Temeswarer Schachmannschaft „Medicina“ trat sie zum letzten Mal im Jahr 1997 an. Es war auch das Jahr ihrer Übersiedlung nach Deutschland, zu ihrer Mutter nach München.
Beim Publikum wegen ihres großen Wissens und Könnens, ihrer Spielstärke bekannt, war Gertrude Baumstark bei den Kollegen ihrer Mannschaften aus Temeswar und später aus Deutschland wegen ihrer kollegialen und höchst bescheidenen Art und Weise beliebt. In den letzten Jahren litt sie an einer schweren Krankheit, wurde zum Pflegefall und wurde aufopferungsvoll von ihrer Schwester gepflegt.