Süß, saftig, erfrischend, am liebsten mit so wenig Kernen wie möglich und mit einer dünnen Schale: So sieht die ideale Wassermelone aus. In der ehemals deutschen Ortschaft Gottlob werden mit Vorliebe Wassermelonen angebaut. Ungefähr 30 Deutsche leben noch in der 2000-Seelen-Gemeinde, zu ihnen gehört auch Anneliese Wambach. Sie und ihr Mann Aurel zählen zu den Melonenbauern der Westregion Rumäniens. Seit ungefähr zehn Jahren betreiben die beiden Landwirtschaft in Gottlob. Sie starteten klein und bauten ihr Geschäft Jahr für Jahr aus. Für Aurel Wambach ist es die große Leidenschaft, Anneliese ist hauptberuflich Deutschlehrerin, doch immer, wenn der Unterricht aus ist, geht sie in den Garten und legt Hand an, damit das Familiengeschäft floriert. Ihnen hilft auch ihr Sohn Jonas, der in diesem Jahr die achte Klasse abgeschlossen hat.
„Am Anfang waren die Flächen klein, unter einem Hektar. Heuer sind es fünf Hektar Melonen, dazu hatten wir noch einen Hektar Kohl, und der Garten – ungefähr 40 Ar – ist mit Blumenkohl bebaut. Weitere zwei Hektar stellen die Späternte dar: Blumenkohl, Brokkoli und Kohlrabi. Dazu gibt es noch einen Hektar Kürbisse“, sagt Anneliese Wambach. Draußen, auf dem Feld, liegen die Wassermelonen in der prallen Sonne. Die Früchte lieben die Wärme, denn dadurch werden sie süß und saftig, doch wenn die Sonne zu stark und vor allem für eine zu lange Zeitspanne brennt, dann schadet das den Melonen. Dies war der Grund, weshalb die Ernte aus dem vergangenen Jahr zu 80 Prozent kaputt ging, erzählt Anneliese Wambach. Die Melonen bekamen einen Sonnenbrand im wahrsten Sinne des Wortes – sie waren mit einem braunen Fleck versehen, was sie optisch unattraktiv für die Kunden machte. Geschmacklich stimmte zwar alles, doch Supermärkte haben klare Richtlinien für das Aussehen der Ware.
In diesem Jahr blicken die Wambachs auf eine gute Melonenernte. Wenn das Wetter mitspielt, so können sie Ende August – Anfang September sogar noch mit einer Späternte rechnen. „Wenn die Hitze nicht zu groß ist, dann wird es noch eine Späternte geben. Vor zwei Jahren haben wir es versucht, Melonen nach Kohl anzubauen, und als die Hitze kam, entwickelten sich die Pflanzen nicht mehr weiter“, erinnert sich Anneliese Wambach.
Für die Wambachs lohnt es sich nicht, die Melonen auf den Markt zu bringen. Sie ziehen es vor, diese Großkunden anzubieten, die ihnen erhebliche Mengen abkaufen. Um tagelang am Markt zu sitzen und auf die Klienten zu warten, braucht man vor allem Zeit - und die hat man nicht, wenn man in der Landwirtschaft beschäftigt ist. Die Frage, wie viel man verkauft, ist auf dem Markt stets offen. „Seit etwa vier Jahren beliefern wir drei Kunden aus Sathmar mit Kohl und Melonen, die uns fünf-sechs Tonnen auf einmal abnehmen“, sagt Anneliese Wambach.
Das jüngst in Kraft getretene Gesetz, laut dem Supermärkte über 50 Prozent rumänische Ware anbieten müssen, begrüßen die Landwirte aus Gottlob. „Als mein Mann die Nachricht im Fernsehen gehört hat, war er sehr froh“, sagt sie. Anneliese Wambach ist optimistisch, was das neue Supermarktgesetz angeht, ihr Mann Aurel hat jedoch auch einige Bedenken hinsichtlich der Umsetzung dieses Gesetzes. Schließlich wird der Rumäne erfinderisch bei solchen Sachen und könnte sogar importierte Ware mit neuen Aufklebern versehen lassen. Doch viel spekulieren möchte Aurel Wambach lieber nicht. „Mal abwarten. Theoretisch klingt das Gesetz gut“, sagt er.
Zwei Treibhäuser stehen in dem Garten von Anneliese und Aurel Wambach, eine Halle, in der die Setzlinge untergebracht sind, gibt es auch. 15.000 Euro hat die Familie Wambach vom Banatia-Verein für Internationale Kooperation erhalten, um einen Transporter zu kaufen und die Halle auf die Beine zu stellen. Der Unterschied zwischen den Pflanzen, die auf dem freien Feld wachsen und jenen aus dem Treibhaus ist nicht zu übersehen. Fast zweimal größer sind die Tomaten im Treibhaus im Vergleich zu jenen, die draußen wachsen. Kein Wunder also, dass die Landwirte von Gewächshäusern träumen. „Das wird die Landwirtschaft der Zukunft sein, denn auf das Klima kann man heutzutage überhaupt nicht mehr verlassen“, betont Aurel Wambach.