Es klang so final, als Erwin Ţigla mit der 25. Auflage das Ende der Reschitzaer Literaturtage verkündete. Der Abgang von der kulturellen Bühne soll voraussichtlich 2015 passieren. Ganz das Ende soll es aber nicht bedeuten, revidierte Ţigla prompt. Allein das jetzige Format fände seinen Abschluss, die kulturelle Mission, die 1990 begonnen wurde, soll fortgesetzt und auf die Anforderungen der Zeit angepasst werden. Besonders auffallend ist die Abwesenheit der Jugend. Diese kann mit Rumäniendeutscher Literatur nichts anfangen.
Schüler nehmen nur bedingt teil. Für eine Zehn im Fach Deutsch wird meist konfus im Raum der Zeitpunkt ausgeharrt, bis man sich unbemerkt wegschleichen kann. Dass gerade wichtige literarische Persönlichkeiten wie Joachim Wittstock über Literaten referiert, die auch aus der Industriestadt stammten, geht an den Schülern vorbei. „ Es wäre nett, wenn man uns einweihen würde“, äußert eine Schülerin im Nachhinein ihr persönliches Fazit. Dabei kamen hier über die Jahre Schriftsteller wie Richard Wagner, Eginald Schlattner, Carmen Elisabeth Puchianu, Joachim Wittstock, Balthasar Waitz, Hans Liebhardt, Walter Engel zusammen. Die jährlichen Begegnungen fördern den Bestand einer Literatur, die zunehmend an Vertretern und Lesern verliert.
Neue Gesichter traf man bei der 22. Auflage kaum. Der Kreis wird enger. Die Eröffnung wurde von Lesungen und Vorträgen langjähriger Teilnehmer begleitet. Die Kronstädterin Carmen Puchianu las aus ihrem ersten Roman „Patula lacht“. Robert Gabriel Elekes stellte das Buch kurz vor. Das ehemalige Mitglied der Aktionsgruppe Banat und Chefredakteur der Banater Zeitung Werner Kremm stellte das Gedichtband seines ehemaligen Geschichtslehrers Dr. Hans Dama „Spätlese“ vor. Die pensionierte Deutschlehrerin und Schriftstellerin Edith Guip-Cobilanschi hielt einen Vortrag über den reschitzaer Autor Anton Breitenhofer anlässlich seines 100. Geburtstages.
Im weiteren Verlauf der dreitägigen Veranstaltung lasen Balthasar Waitz, Edith Guip-Cobilanschi, Dagmar Dusil, Robert Elekes und Nora Iuga. Dazwischen hielt Dr. Hans Dama einen Vortrag über die sozial- und systemkritische Komponente in Nikolaus Berwangers Mundartliteratur. Die ungarische Schriftstellerin Maria Pongrácz beeindruckte das Publikum mit ihrem rein deutschen Vortrag über die literarische Zeitschrift „Genius“, die zwischen 1925-1926 in Rumänien erschienen ist. Die Zeitschrift sammelte literarische Texte aus aller Welt und versuchte, entgegen der damaligen Tendenzen in der rumänischen Literatur, den Universalismus zu fördern. Ihr Vortrag löste eine Diskussion aus, indem Joachim Wittstock den Regionalismus in der Literatur verteidigte und davor warnte, ihre Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Eines der Höhepunkte war die Lesung der Herta Müller-Übersetzerin Nora Iuga. Die rumänische Dichterin las zum ersten Mal ihre deutschen Gedichte. Im Anschluss las auch Robert Elekes einen kurzen Prosatext. Mit seinen 27 Jahren war er der jüngste Schriftsteller der an den Literaturtagen in Reschitza teilnahm. Zusammen mit seiner ehemaligen Professorin Carmen Puchianu bilden sie die Theatergruppe „Duo Bastet“. Sie spielten frei nach Becketts „Happy Days“ das Stück „Tägliche Tage“.
Die aus Hermannstadt gebürtige und heute in Bamberg ansässige Schriftstellerin und Verlegerin Dagmar Dusil stellte ihr Buch „Hermannstädter Miniaturen“ vor. Dr. Annemarie Podlibny-Hehn präsentierte wie jedes Jahr den neuen Sammelband des Stafette-Literaturkreises.
Die Reschitzaer Literaturtage wurden mit einer Ausfahrt nach Wolfsberg/Gărâna abgeschlossen. Dort wurde auch das obligatorische Gruppenfoto geschossen. Allein Carmen Puchianu schaffte es nicht mehr auf das Bild, weil sie früher abreisen musste.