Die Euphorie nach Vilnius, als die Republik Moldowa den Assoziierungsvertrag mit der EU unterzeichnete und der Universalretter Traian Băsescu sofort nach Chişinău reiste, um sich die Lorbeeren für seine jüngsten Nationalismen abzuholen, plätschert vor sich hin. Gutmensch Băsescu sprach bezüglich der Republik Moldowa von „einem neuen nationalen Projekt“ – und heimste damit nicht nur den Beifall der Politkrieger in Washington ein, sondern auch die Mahnung des Premiers der Moldau, Leancă: „Traian Băsescus Erklärungen über die Vereinigung spalten unsere Gesellschaft und haben uns bereits Probleme geschaffen.“ Der deutsche Botschafter in Chişinău, Matthias Meyer, dazu: „Diese Diskussion sollte nicht jetzt stattfinden. Das ist wie ein Sturm im Wasserglas.“
Băsescu ist sich aber seiner radikalen Förderer in der amerikanischen Hauptstadt sicher. Wie sonst ist zu interpretieren, dass er in der Silvesternacht das Thema „Vereinigung“ trotz Warnungen nochmal anschnitt? Darauf hin hat der bedächtigere Teil der rumänischen Kommentatoren die Schlussfolgerung gezogen, dass Băsescu bewusst auf Konfrontationskurs geht mit der EU und deren Haupt-Richtunggeberin, der deutschen Kanzlerin. (Inzwischen ist seine Kurzzeitdankbarkeit gegenüber seiner Retterin vom Sommer 2012 wohl erloschen – wie alles, was ihm zum gegebenen Zeitpunkt nicht dienlich ist.)
Ein brennender Nationalist wie Victor Orbán ist er sicher nicht.
Aber welches Interesse hat er an einem regionalen Konflikt, den er offensichtlich schürt? Anscheinend zahlt er eine Schuld gegenüber seinen radikalen Fernlenkern aus den USA („Achse Bukarest-London-Washington“) ab, meinen rumänische Kommentatoren. Die haben ihn (in ihrer Eigenschaft als Repräsentanten des Weltpolizisten) erst als „Justiziar und Reformer“ aufgebaut und im Westen akkreditiert, nun scheint er – so der Tenor in vielem Kommentaren – als willfährig-selbstgefälliges Werkzeug im Verlagerungsprozess der Konflikte zu dienen, der von den USA verfolgt wird. Die USA unter Obama sehen ihren Hauptwidersacher in China und stellen alle verfügbaren Geschütze in Asien und Südostasien auf, um dem Hauptgegner näher zu sein. Auf dem Balkan und in Osteuropa „versuchen sie eine Replizierung des Vorgehens Englands und Frankreichs als Kolonialmächte in Afrika: keinen möglichen Konfliktherd löschen, um sich die Möglichkeit des Eingreifens jederzeit offen zu halten“, schreibt einer der Kommentatoren.
Băsescu ist dazu das ideale Werkzeug für Osteuropa, heißt es weiter, indem man ihn ermutigt, trotz innereuropäischer Warnungen Moldawien durchzuwirbeln und die Reußen zu piesacken. Diese politischen Beobachter sehen – mit Unterschieden - einen ähnlichen Konfliktherd in der Ukraine.
Băsescu wird mit einem ungezogenen und eigensinnigen Kind verglichen, dass energieschäumend auf einem Pulverfass reitet und die Streichholzschachtel, mit der es spielt, nicht aus der Hand gibt. Sein Dauergeplänkel mit Regierungschef Victor Ponta darf man darüber vergessen.
Aber was verfolgt er für sich selber?