Die Bürger hatten mehr Geld in der Tasche und waren dementsprechend auch kauffreudiger. Dies ergibt eine Statistik des Meinungsforschungsinstitutes Nielsen. Die Evaluierung erfolgte für die Zeitspanne 1. – 14. Juni 2015, nachdem am 1. Juni die Mehrwertsteuer bei Lebensmittel, alkoholfreien Getränken, lebenden Tieren und Geflügel, Saatgut, Pflanzen, sowie auf Zutaten zur Lebensmittelaufbereitung in der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Endverbraucher von 24 auf neun Prozent herabgesetzt wurde.
Durchschnittlich wurden die Waren im Regal nach der Mehrwertsteuersenkung um elf Prozent billiger – der Waren-Absatz legte gar um 17 Prozent zu. „Retailer und Hersteller haben so ihr Versprechen gegenüber den Kunden eingelöst“, heißt es in der Pressemitteilung von Nielsen. Die Meinungsforscher erkannten, dass die Absatzdynamik am meisten in jenen Bereichen verzeichnet wurde, in denen auch die Produkte erheblich billiger wurden. Kaffee sei durchschnittlich um 15 Prozent billiger geworden, heißt es bei Nielsen. Der Absatz bei diesem Produkt habe in der Zeitspanne 1. – 14. Juni um ganze 25 Prozent gegenüber der ersten Juni-Hälfte 2014 zugelegt. Andere besonders dynamische Bereiche seien Fleisch, Käse, alkoholfreie Getränke und Snacks gewesen, zeigt Nielsen auf.
Sie habe kaum einen Unterschied bei ihren Tagesausgaben gefühlt, sagt eine Temeswarer Buchhalterin. „Und glauben Sie mir, ich habe ein Gefühl für Zahlen, Preise und Kosten“. Ihr geht es wie vielen anderen auch – wie eine ADZ-Umfrage ergeben hat. In den Läden jedoch sagen Verkäufer und Leiter, dass sie die Preise zurückgefahren haben, schon deshalb „weil wir anderenfalls mit Sanktionen rechnen müssten“. Im Laden an der Straßenecke habe der Konsum kaum angezogen. Allein „die Leute kaufen nun etwas teurere Produkte“, heißt es in der Metzgerei im alten Temeswarer Stadtviertel „in den Weingärten“. Die Catering-Firma Genesa habe bisher beim Einkauf ihrer Waren nur unwesentlich von der geringen Mehrwertsteuer profitieren können, da viele der Produkte, die sie benötigt, weiterhin eine 24-prozentige MwSt haben, sagt Lucian Stai]iu, aus der Firmenleitung. Viele sind der Meinung, dass die Bürger nach wie vor ihr Geld in den großen Supermarktketten lassen und vor allem da sei die Mehrwertsteuersenkung zu bemerken. Am besten scheint das der Bettler vor dem Brotladen Nahe der Strada Verde erkannt zu haben: „Ich glaube schon, dass es den Leuten besser geht, denn die meisten sind nicht mehr so knauserig“. Auch das eine Einschätzung, die zählt.
Presseberichte hatten im Vorfeld der Mehrwertsteuerherabsetzung für Aufsehen gesorgt. Supermarktketten hätten angeblich vor der Steuermaßnahme die Preise bei Lebensmittel um bis zu 30 Prozent angehoben. Der rumänische Premierminister Victor Ponta hatte darauf reagiert und darauf hingewiesen, dass die Regierung nicht in der Lage sei, die Preise bei den Waren in den Läden einfrieren zu können. Dafür jedoch könne sie verfassungsrechtliche und europäische Maßnahmen ergreifen. Konkret hieße das, dem Handel spezielle und sehr hohe Gebühren aufzuerlegen, wenn diese nach der MwSt-Senkung nicht auch die Preise herunterfahren. Die großen Retailer gaben ihrerseits bekannt, dass sie die Preisdifferenz durch die niedrigere Mehrwertsteuer in ihrer Gesamtheit an die Kunden weiter geben, was einer Preissenkung von zwölf Prozent gleichgekommen wäre, schreibt Mediafax.
Die Wettbewerbsaufsicht hat ihrerseits darauf hingewiesen, dass sie die Preisentwicklung auf nationaler Ebene überprüfen werde, um zu erkennen, ob die Auswirkung der gesunkenen Mehrwertsteuer auch eine dauerhafte geblieben ist.