Rumänien ist eine Baustelle. Viele schöne alte Dörfer vergammeln vor sich hin, stehen heute als Zeugnis für eine untergegangene Epoche oder dem gescheiterten Aufbruch einer neuen. Auch im Banat stehen viele alte Häuser und öffentliche Gebäude leer. Als Grund führt man oft die Auswanderung der Deutschen an, die früher einen Großteil der Einwohner ausmachte. Eine nicht unwichtige Rolle spiele heute auch die Stadtflucht der Jugend. Für den Architekten Michael Wieczorek dürfte es ein tristes Bild gewesen sein, als er 2005 eine Ausfahrt in die Banater Heide und das Bergland unternahm. Dem Deutschen eröffnete sich eine brach liegende Welt, die voller Möglichkeiten steckte. Durch den Künstler Dorel Manole Olteanu kam Wieczorek nach Potoc, einem unscheinbaren Dorf aus der Gemeinde Sasca Montană. Für den Architekten war die sanierbedürftige Dorfschule unübersehbar. Sie wurde für ihn Ausgangspunkt einer gemeinnützigen Initiative, woraus sich inzwischen der Verein PAO gebildet hat. Seit 2009 veranstaltet Michael Wieczorek zusammen mit anderen eine Sommerschule für experimentelle Architektur und Kunst.
Für sieben Wochen wird Potoc jedes Jahr von Studenten, jungen Künstlern und Freiwilligen aus dem In- und Ausland überrannt. Als Vorwand dient die Sanierung der Dorfschule. Sie bringt Menschen zusammen, die gemeinsam Kunst machen und sich für eine gute Sache einbringen wollen. In den letzten vier Jahren hat sich so eine Gemeinschaft von Menschen gebildet, die durch ein Vorhaben vereint werden.
Die Ausstellung PAO.8, die im Temeswarer Städtebau-Atelier bis Ende November gezeigt wird, hält den Verlauf der diesjährigen Sommerschule in bewegenden Bildern fest. „Die Fotos wurden von den Teilnehmern gemacht“, erklärt Wieczorek. „Bei jedem Workshop entstehen mehrere Tausend Bilder. Wir sammeln immer alle Fotos zusammen. Es gibt jedes Jahr einen Katalog, wo zu den Bildern auch Texte entwickelt werden. Diese Ausstellung ist eigentlich eine erste Sicht von den rund 6.000 Fotos, die in diesem Jahr zusammengekommen sind.“
Gastgeber der PAO.8-Ausstellung ist das Deutsche Kulturzentrum Temeswar. „Wir wurden von dem Projektleiter der Sommerschule PAO in Bezug auf diese Fotoausstellung angesprochen“, so Alina Baciu, Leiterin des Kulturinstituts. „Es ist wichtig, dass solche Projekte stattfinden, doch leider liegt Potoc ein wenig versteckt. Deswegen finde ich es sehr gut, dass man durch diese Ausstellung auch sehen kann, was dort passiert.“
Bei der Vernissage zeigten die Veranstalter auch zwei kurze Filme, die neben weiteren Fotos und Aufnahmen von der Sommerschule auch die neue Galerie Studio Magazen aus Orawitza vorstellten. Dorel Manole Olteanu hat in der Kleinstadt einen alten Laden in einen Ausstellungsraum verwandelt. Dort werden unter anderem die Werke der Künstler ausgestellt, die während der PAO Sommerschule in Potoc entstehen. „Ich wollte einem Bildhauerfreund eine Überraschung bereiten“, so Olteanu über die Entstehungsgeschichte der Galerie. „Innerhalb von 24 Stunden habe ich den perfekten Ausstellungsort gefunden und zusammen mit meinem Freund dann diesen renoviert. Ich hatte mir damals nicht eingebildet, dass so viele Künstler in relativ kurzer Zeit unsere Galerie für ihre Einzelausstellungen nutzen würden“. Die Ausstellung PAO.8 kann bis am 28. November im Temeswarer Städtebau-Atelier auf der Alba-Iulia-Straße Nr. 2 besichtigt werden.