„Ich möchte euch beglückwünschen, dass das Forumsgebäude seit vorigem Jahr schön hergerichtet wurde“, sagte Erwin Josef Ţigla, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), in seiner Eröffnungsrede zur Nadrager Bratwurstparty. Wie schon seit einigen Jahren gewohnt, fuhren einige DFBB-Mitglieder aus Reschitza/Reşiţa in der Faschingszeit nach Nadrag/Nădrag, um gemeinsam mit den Berglanddeutschen aus dem benachbarten Verwaltungskreis Temesch die traditionelle Letztfaschingsveranstaltung zu begehen.
Zwar war es etwas windig und trüb draußen, dennoch ließen sich die Gäste im Nadrager Forumssitz von dem unfreundlichen Wetter nicht abschrecken. Sie kamen zur Bratwurstparty und verbrachten einen gemütlichen Nachmittag unter Freunden, bei gutem Essen und Musik. „Im Rahmen des Faschingsprogramms für das Banater Bergland schließen wir immer auch Nadrag mit ein. Obwohl es in einem anderen Verwaltungskreis gelegen ist, betrachten wir Nadrag als Teil des Banater Berglands.
Geographisch gesehen gehören Nadrag und alle gebirgigen Landschaften um Fatschet und Lugosch herum zum Banater Bergland, genauso wie Orschowa. Das Banater Bergland erstreckt sich also über drei Verwaltungskreise: Karasch-Severin, Temesch und Mehedin]i”, sagte der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla.
Der Italiener Vincenzo Cerra, Mitglied im Banater Bergland Trio, brachte am Samstag seine Gitarre nach Nadrag mit und spielte ein paar deutsche und italienische Lieder vor. Die etwa 30 Leute, die im Forumssitz in Nadrag zusammenkamen, hatten ihren Spaß, unterhielten sich über aktuelle Angelegenheiten und erinnerten sich an die Faschingszeit ihrer Kindheit und Jugend. Die Bratwurstparty in Nadrag gehört zur Reihe der Letztfaschingsveranstaltungen im Banater Bergland. Allerdings werden heute keine Masken mehr getragen, wie das früher mal der Fall war. „Die Reschitzaer hatten ihre Nudelparty, in Dognatschka gab es Krapfen auf der Faschingsspeisekarte, so dass auch wir etwas machen mussten. So kam es zu unserer Bratwurstparty. Zusätzlich haben wir in diesem Jahr auch Krapfen auf den Tisch gestellt“, sagte der langjährige Vorsitzende des Deutschen Forums in Nadrag, Ludwig Szelle.
Zum guten Gelingen des Festes trug jeder bei. Die Bratwurst brachte der Nadrager Arpad Ujhelyi mit, die Krapfen bereitete Eleonore Bella zu, Saft, Wasser und Brot kaufte man gemeinsam ein. Über einhundert Krapfen buk Eleonore Bella, zusammen mit ihrer Nachbarin Grete Weg, am Vortrag der Veranstaltung. Eine Arbeit, die sich sehen ließ: Allerdings schmeckten den Teilnehmern nicht nur die goldgelben Krapfen, sondern auch die hausgemachte Bratwurst, denn immerhin ging es bei dem Treffen in Nadrag in erster Linie um die Wurst. „Für eine gute Wurst benötigt man gutes Schweinefleisch mit wenig Fett. Fett gibt man nach Belieben hinzu, danach werden auch Gewürze wie Pfeffer und Salz hinzugefügt. Die Hauptsache ist aber das Selchen, das die Haltbarkeit der Wurst bestimmt. Wenn man beim Selchen Kirschenholz oder etwas Ähnliches verwendet, dann kommt die Wurst gut raus“, sagte Oskar Kubesch, der Jahre lang selbst Schweine geschlachtet hatte.
Dass die Selcherei, wie sie Oskar Kubesch nennt, das Würsteräuchern so wichtig ist, das wissen sicherlich alle Profis in Sachen Wurstherstellung. Doch so genau wollte es bei der Bratwurstparty in Nadrag keiner haben. Hauptsache, die Wurst war lecker und die Musik unterhaltsam. Italienische Musik, die ein Deutsch sprechender Italiener (er hat jahrelang im Ruhrgebiet gelebt und dort seine aus Reschitza stammende Frau kennengelernt, mit der er ins Banater Bergland zog) für die Deutschen aus Nadrag spielte - das war schon etwas Einzigartiges. Vincenzo Cerra schaffte es, die Leute zum Singen zu animieren – auch wenn nicht alle den Text kannten.
Obwohl nur etwa 30 der mehr als einhundert Deutschen aus Nadrag zum Treffen gekommen waren, sah man ihnen an, dass es ihnen Freude bereitete, sich an die gute, alte Zeit zu erinnern. Was heute nur eine Bratwurstparty ist, war früher eine groß angelegte Faschingsveranstaltung. Es gab einen Faschingsumzug durch das ehemalige Industriedorf und einen anschließenden Faschingsball, an dem sich einige Hundert Dorfbewohner beteiligten, wie Ludwig Szelle berichtete.
Dass sie früher eine schöne Zeit in Nadrag hatten, daran erinnerte sich auch Arpad Ujhelyi, der ein paar strenge Worte für die Jugend von heute übrig hatte. „Die Jugend von heute kennt nichts anderes als die Disko. Sie können sich nicht mehr unterhalten, wie wir früher“, sagte der Nadrager. Das mag wohl stimmen, denn Fasching wie früher feiert die Nadrager Jugend heute nicht mehr. Ein Beispiel hätten sich die Jugendlichen an den Nadrager Deutschen bei der Bratwurstparty am Samstag allemal nehmen können.