Der 71-jährige Coleman Silk, ein verbitterter Mann, der nur noch eins zu kennen scheint: seine ungerechte Behandlung an seinem College. All das Drama, all das Unglück wegen zwei Worten, zwei kleinen Worten, von all den unzähligen die er im Laufe seiner langjährigen Karriere als Lehrer ausgesprochen hatte.
Diese sind der Ausgangspunkt des Romans „Der menschliche Makel“ von Philip Roth. Nur die zwei Worte, die gar nicht zum Lehrstoff gehören, waren aber ihm zum Verhängnis geworden. Er hat zwei stets fehlende Studenten als „dunkle Gestalten, die das Seminarlicht scheuen“ bezeichnet.
Die Studenten waren in seinem Seminar eingeschrieben, aber niemals anwesend. Später erfährt der Professor dass die „Gestalten“ schwarz waren, ein Umstand, von dem er nichts ahnen konnte, da er sie doch noch niemals gesehen hatte. Der Wirbel, den die darauf folgende Rassismus-Anklage mit sich bringt, erreicht den Höhepunkt durch den Tod von Colemans Frau. Die zwei Worte beenden seine Karriere, zerfetzen sein Prestige und verbittern ihn.
Dass der Universitätslehrer die Hautfarbe der vermeintlich verspotteten Studenten gar nicht kennen kann, nützt zu keiner Verteidigung mehr. Hinzu noch: die Liebesbeziehung zwischen dem 71-Jährigen und der halb so alten Putzfrau seines Colleges nimmt eine ehrgeizige und verbissene Kollegin zum Anlass, um ihm anonyme Drohungen zu senden und ihn psychisch zu belästigen; die Denunziationen ziehen immer weitere Kreise, und bald ist Coleman Silk von Kollegen, Freunden und Kindern verlassen.
Nur der Erzähler Nathan Zuckerman steht ihm bei und Faunia, seine analphabetische Geliebte, die von ihrem Ex-Mann, einem Kriegsveteranen, verfolgt und bedroht wird. Ein Roman über das Scheitern von Identitäten, über die Tragödie von Menschen und über das Spiel des Schicksals und der Ironie. Verbittert, traurig und doch fließend und zerreissend ist der Roman des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth.