Ein Bürgermeister im Kreis Arad hat wohl einen immensen Bock geschossen. Unwissen und ein gutes Stück Realitätsverlust kennzeichnen das Vorgehen von Nicolae Valea, Bürgermeister der Gemeinde Archiș im Verwaltungskreis Arad. Er hat nämlich Müllkörbe bestellt, die den Haushalt seiner Gemeinde auf Jahre verschlingen. Ein Teil der Behälter findet nicht einmal bei reichlichem Bemühen eine Verwendung. Die Konten der Gemeinde standen bei Redaktionsschluss vor der Pfändung.
In einem Land, in dem Papiere und Unterlagen oberstes Gebot sind und selbst für einen Übersetzung von einigen Lei ein Vertrag notwendig ist, reichte eine mündliche Bestellung, um Müllkörbe zu akquirieren, die den Haushalt der Gemeine Archiș für drei Jahre verschlingt. Von einer öffentlichen Ausschreibung keine Rede. Um das Bild von Misswirtschaft komplett zu gestalten, sei gesagt, dass mehr als die Hälfte der gelieferten Mülleimer keine Verwendung finden, weil es Unfug wäre, in den vier Dörfern der nur 1500 Seelen zählenden Gemeinde fast 800 Müllkörbe aufzustellen. Und als Sahnehäubchen für die Torte: Jeder einzelne Müllkorb samt Halterung kostet die Gemeinde 800 Lei, im Online-Handel sind ähnliche Produkte um einige Mal billiger zu erstehen.
Eine Rechnung in Höhe von mehr als 600.000 Lei hatte die Gemeinde Archiș nach der weitaus überzogenen Bestellung des Bürgermeisters zu begleichen. Dabei kann die Kommune in Eigenleistung gerade Mal 200.000 in einem ganzen Jahr sichern. Bereits die Bestellung, die nach Aussagen des Bürgermeisters „mündlich“ erfolgte, war ein nicht vertretbarer Vorgang, dazu kommt, dass keine Ausschreibung erfolgte, die bei einer solchen Summe Pflicht gewesen wäre. CCFRSA Marfă SRL nahm die Bestellung jedoch auf mündliche Bestellung hin auf, und lieferte eine mehr als doppelt so hohe Stückzahl als vom Bürgermeister zugegeben. Als die Rechnungen nach Jahren immer noch nur zum Teil beglichen waren und sich Verzugszinsen angehäuft hatten, zitierte die Firma die Kommunalverwaltung von Archiș vor Gericht – und gewann. Wie eine Rechnung ohne Vertrag und auf mündliche Bestellung ausgefolgt werden konnte, darüber wundern sich selbst von der BZ befragte Buchhalter.
Mit gepfändeten Konten und Inventarobjekten hat Archiș schon einmal Erfahrung gemacht: Als nach Straßenasphaltierungen mehr als einen halbe Million Lei an den Auftragnehmer ausstanden.