Vor Monaten, als auf dem Elisabethstädter (Lahovari-/Bălcescu-)Platz in Temeswar die Umbauarbeiten begannen, gab es hellste Aufregung unter den ungarischen Aktivisten der Stadt: das „Denkmal der Treue“, ein Geschenk von Franz Joseph I an die Stadt, sollte vom Friedhof an der Lippaer Straße mitten auf die Grünfläche des Platzes vor der neugotischen Elisabethstädter Kirche versetzt werden.
Temeswars Zappelphilipp, Bürgermeister Robu, hatte sich mal wieder überweit aus dem Fenster gelehnt. Da er sich Infos über die Stadtgeschichte immer nachträglich verschafft, hatte er keine Ahnung, welches Wespenvolk urnationaler magyarischer Gefühle er aus friedlichem Summen weckt. Das Denkmal hatte 1852 der Kaiser Temeswar geschenkt, weil die Stadt 1848-49 den Angriffen des ungarischen Revolutionsheers widerstanden hatte – „treu“, kaiser-treu.
Seitdem bohrte sich die „Demütigung“ lanzenartig im Nationalbewusstsein vieler Temeswarer Ungarn fest – bis sie es schafften, es vom Parade-(Freiheits-)platz auf den Friedhof versetzen zu lassen. Nachträglich und als quasi Entschuldigung galt, die neugotische Dankessäule Ferenc-Jóskas sei ein Denkmal für die bei der Belagerung Temeswars Gefallenen. Ungarn.
Die Säule – schlecht erhalten – gilt beim Kulturministerium als Denkmal der Kategorie A (erhaltens- und schützenswert) sollte restauriert und an einer der markanten Stellen der Stadt aufgestellt werden. Die ungarischnationale Blutaufwallung in der Stadt war so überschäumend, dass einer der Leiter des Ungarnverbands ankündigte, er werde sich auf dem Friedhof an die Säule ketten, um ihre Ver-Rückung zu verhindern.
Bürgermeister Robu fasste diesmal eine vernünftige Entscheidung: er berief eine Schlichtungskommission - Florian Mihalcea (Gesellschaft „Timi{oara“) und Daniel Vighi (Kulturgesellschaft „Ariergarda“). Beim Sitz des Interkulturellen Zentrums (verstärkt mit Călin Rus und Eugen Gherga) traf sie mit Bodó Barna und Ferenc Halász vom Ungarnverband UDMR zusammen. Erörterungsgegenstand: macht ein künstlerisch wertvolles Denkmal mehr aus als (s)eine Botschaft?
Ein erster Kompromiss: das Denkmal verdient es, restauriert zu werden. Ein Sieg der Kunst. Der zweite: das Denkmal verdient es, touristisch sichtbarer gemacht zu werden – mit allen erdenklichen Wirtschaftsfolgen. Der dritte: mittels Erklärungen in rumänisch, ungarisch, deutsch und englisch soll der „Erniedigungsmakel“, der in ungarischen Augen der Ehrensäule anhaftet, getilgt werden. Auch die Autorenschaft der Wiener Werkstatt soll erwähnt werden. Darüber müssen die UDMR-Vertreter aber noch mit ihren Chefs reden. Kein Kompromiss: der UDMR wünscht, dass das Denkmal auf dem Friedhof bleibt. Touristisch könne es auch dort genutzt werden. Es soll an die nicht mehr sichtbaren Gefallenengräber erinnern – für die es nie geschaffen war...
Daniel Vighi erwartet nun, dass das DFDT und die katholische Kirche auch die Versetzung des Katharinendenkmals (18.Jh.) vom selben Friedhof auf einen Hauptplatz (in der Inneren oder in der Josephstadt?) fordern.