Oktoberfest sei für Temeswar keinesfalls ein zweites Bierfest, sagt Peter Hochmuth, Vorsitzender des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat DWC. „Da treffen sich die Leute zu einem geselligen Beisammensein, um sich zu unterhalten und ein Bier zu trinken und nicht um etwaige Konzerte zu verfolgen“, die Musik steht also nicht im Zentrum des Ereignisses, so Hochmuth, dessen Verein Mitveranstalter des Oktoberfestes ist, das nun schon zum zweiten Mal in Folge abgehalten wird. Noch bis kommenden Sonntag steht das blau-weiße Zelt auf dem Parkplatz neben der Iulius Mall. Trotzdem bleibt die Musik ein Impuls zur guten Laune. Das traditionelle Maskottchen des Festes, Onkel Hans, ist mit dabei und irgendwann im Laufe des Festes wird auch eine Miss Oktoberfest und einen zur Veranstaltung adäquaten Oktoberfest-König geben. Damit auch niemand daran zweifelt, woher das Fest stammt: Täglich beginnt die Veranstaltung um elf Uhr mit einem „Bayrischen Frühstück“.
Für Nicolae Robu ist es nicht so einfach mit dem Anstich. Im vergangenen Jahr zertrümmerte er ersteinmal den Hahn, 2015 musste ein neuer Hammer her, denn der Bürgermeister, im Versuch mit weniger Schlägen das erste Fass anzuzapfen, blieb bald nur noch mit dem Hammerstiel in der Hand. Fünf Schläge brauchte er letztendlich, eine Bierfontäne gab es nicht. Darüber waren wohl vor allem die Musiker auf der Bühne erfreut, damit Verstärkeranlage und sonstige Elektronik keinen Schaden nehmen. Es geht heiter zu: „Jeden Nachmittag und Abend“, erzählen Gäste nach dem ersten Wochenende. Und heitere Gäste sind auf jeden Fall gut fürs Geschäft. Im vergangenen Jahr sei es eine Improvisation von vier Tagen in Temeswar gewesen, sagt Werner Braun, Vorsitzender des Kronstädter Deutschen Wirtschaftsklubs. Er sieht in der Mitveranstaltung des Oktoberfestes in Temeswar nicht nur ein gemeinsames Fest, sondern auch eine passende Gelegenheit zum Auf- und Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Mitgliedern der beiden Klubs und zwischen den beiden Städten. Ein weiterer bedeutender Mitveranstalter ist die Stadt Temeswar, Partner des Festes ist die Temeswarer Bierbrauerei.
5000 Menschen haben Platz im Hauptzelt. Dicht gedrängt schunkeln sie, wenn die Big Band von Franz Hoffner, oder die Burzenländer auftreten, andere singen einfach mit und die Auftritte rumänischer Interpreten verleiten - zusammen mit aufsteigender Bierlaune – zum Beifall. Diesen haben die Kinder- und Jugendgruppen des Deutschen Forums ebenfalls sicher. An den ersten Abenden waren viele Gäste da, „bis auf den letzten Platz war alles besetzt“, sagt Bogdan Manea von der Firma Bonima, offizieller Veranstalter des Oktoberfestes in Rumänien der BZ gegenüber. Den Zulauf wie in Kronstadt habe man jedoch noch nicht erreicht. „Das ist ja auch verständlich, weil der Bekanntheitsgrad noch nicht so groß ist“, so Manea am Montag Morgen unserere Redaktion gegenüber.
Sie, die Musiker und Musikanten sind jedoch keineswegs die Privilegierten der Arbeitenden beim Oktoberfest. Eine Kellnerin macht in den Wochen des Münchner Oktoberfester in Temeswar außer ihrem Lohn auch noch ein Trinkgeld, das bestimmt über die Gage eines Musikers hinausgeht. „In Deutschland ist das im Falle einer guten Kellnerin bestimmt so“, sagt Franz Hoffner, der auch auf der Münchner Wiesn als Musiker aufgetreten ist. Ob dies in Rumänien vergleichsweise ebenso ist, wusste er nicht zu sagen. Nach drei Tagen Oktoberfest war zu Wochenbeginn auch kaum eine Statistik möglich. Wie glücklich sie über ihr Trinkgeld war, ließ eine dazu befragte Kellnerin offen: Ihr, Blick, ihre Gesten und ihr Lächeln sagten darüber rein gar nichts aus. Möglicherweise entsprach das Trinkgeld ganz einfach ihren Vorstellungen...