Geschichtsträchtig ist die Insel der Aphrodite. Die geheimnisvollen Hethiter, die Phönizier, Ionier und Dorier der Griechen, Assyrer, Kolonisten aus Tyros, Ägypter, Perser, Alexander der Große, Diadochen, Cäser und Marcus Antonius, Augustus und Byzanz, Sarazenen, Tempelritter, Richard Löwenherz, Könige von Jerusalem ab Guido von Lusignan, Venezianer, Selim II., Hohe Pforte, Engländer, die türkeierzwungene Teilung in einen griechischen und einen türkischen Teil und die Aufnahme in die EU des griechischen Teils, Machtworte aus Brüssel und Ansiedlung steuerflüchtiger Oligarchen – Stichworte der letzten 5000 Jahre Zypern.
Das jüngste Stichwort zum Thema Zypern ist „Sündenbock“, Asasel. Auch wenn, nach der Teilung des Römerreichs und der Zugehörigkeit Zyperns zum Oströmischen Reich, als Folge des Judenaufstands unter Artemon auf Befehl aus Byzanz kein Jude mehr jemals die Insel betreten durfte. Asasel, der böse Geist der Juden, der in der Wüste/Einöde hauste und der beim Großen Versöhnungsfest die Aussöhnung mit Gott durch einen ihn symbolisierenden Bock herbeischwor, auf dessen Haupt der Hohepriester seine Hände legte – und mit ihnen praktischerweise die Sünden des ganzen Volkes – und der dann in die Wüste geführt wurde. So kriegte man nach jedem Jahr der Sünde durch den Sündenbock alle Sünden los.
Sündig sollen auch die Zyprioten im Euro-Reich gelebt haben – sündiges Leben hat eine lange historische Tradition auf der Insel der Aphrodite, die bei den Griechen für ihre Sündhaftigkeit berüchtigt war – und so fanden denn die Finanzminister der EU den Sündenbock für die Euro-Schwäche und gleichzeitig eine Lösung zur Euro-Stärkung auf der Insel: Die Sparer und Finanzspekulanten des Steuerparadieses sollen den Euro mit-stärken. Mit bis zu 60 Prozent ihres Ersparten.
Nur: Irrigerweise verstanden die Kirchenväter, die Vulgata und selbst der nüchterne Luther mit Asasel, dem Sündenbock, das Tier wortwörtlich und sahen in ihm das Symbol der Wegnahme und Vergebung der Sünden durch Gott (dem, zur Aussöhung, ein anderer Bock geopfert/geschlachtet wurde und verzehrt). So muss man sich denn auf Zypern heute fragen, ob denn das mit Tonnen Propagandapapier zugemüllte Europa der Bürger sich mit der faktischen Enteignung der selben EU-Bürger vereinbaren lässt? Und ob, unter ähnlichen Umständen, nicht auch die Bürger anderer EU-Länder den Euro auf ihrer Insel mit ihrem Geld retten müssen? Praktische Lösung Sündenbock. Fakt ist, das sich das Europa der 27 verinselt, dass Gutnachbarschaft zu Feindnachbarschaft wird. Dass sich das Europa der Bürger in ein Europa von 27 Bürgerstaaten rückentwickelt, wo manche felsenfest glauben, von den anderen profitieren zu dürfen, um ein fiktiv gewordenes Europa der Bürger samt seinem Symbol, dem Euro, zu retten. Das erinnert fatal an das in Rumänien gelebte geflügelte Wort vom Tod der Ziege (oder des Bocks...) des Nachbarn!
Ist da nicht etwas verbockt worden, in dieser EU?