Dem Kopf der berüchtigten Temeswarer Immobilienmafia, Ionelaş Cârpaci, soll es nun endlich an den Kragen gehen: Cârpaci, der 25 Jahre in der Ära der ehemaligen Ciuhandu-Stadtverwaltung nach Gutdünken auf dem städtischen Immobilienmarkt geschaltet und gewaltet hat, ist jedoch seit Ende Juni, seit seiner Verurteilung durch einen endgültigen Beschluß des Obersten Kassations- und Justizhofes unauffindbar. Er befindet sich ganz oben auf der internationalen Fahndungsliste, soll aber als Ionel Sandner und deutscher Staatsbürger in Deutschland untergetaucht sein. Im Januar 2016 verurteilte ihn das Temeswarer Schiedsgericht zu einer Haftstrafe von zehn Jahren und vier Monaten für einen millionenschweren Immobilienbetrug. Vor Jahren hatte er ein wertvolles Grundstück, das er durch Urkundenfälschung von der Stadtverwaltung ergattert hatte, an eine HG verschachert. Nach einem Einspruch schmälerte der Oberste Kassations- und Justizhof die Haftstrafe auf sieben Jahre und zwei Monate und verpflichtete Cârpaci dazu, diese Firma mit 1,5 Millionen Euro zu entschädigen.
Desgleichen wurde durch diesen Entscheid auch einer seiner wertvollsten Bauten, ein zweistöckiger Palast in der Loga-Straße Nr. 52, beschlagnahmt. Cârpaci hatte sich die in den 50er Jahren durch das Gesetzesdekret 90/52 vom Staat enteignete Villa durch Betrug und Urkundenfälschung angeeignet. Durch sukzessiven Verkauf war der Altbau letztlich in die Hände von Momiţă Bona, eines anderen reichen Immobilienbesitzers gelangt.
Das macht nur einen kleinen Teil seines dicken Strafregisters aus, denn Cârpaci hat sich in der Begastadt nach der Wende durch die gleichen Methoden von groben Fälschungen und von Betrug, mittels der Komplizität von öffentlichen Notaren, Stadtbeamten, Richtern usw. ein richtiges Immobilienimperium geschaffen. Heute befindet er und seine Roma-Familie sich im Besitz von mehr als 140 Immobilien, darunter zahlreiche wertvolle Altbauten und Villen im Stadtzentrum.
Obwohl stark verspätet und dem Ausmaß der Straftaten von Ionelaş Cârpaci kaum entsprechend ist dieses endgültige und unanfechtbare Urteil des Obersten Kassations- und Justizhofes wichtig und als Erfolg der rumänischen Justiz zu werten. Der Verteidiger von Cârpaci-Sandner hat beim Gericht beantragt, dass Cârpaci seine Haftstrafe als Ionel Sandner in einer deutschen Haftanstalt absitzen möchte. Die Prozedur wäre Folgende:
Cârpaci-Sandner müsste erstens gemäß des europäischen Haftbefehls von den deutschen Behörden festgenommen werden. Darauf müsste ein deutsches Gericht über seine Auslieferung an die rumänischen Behörden oder über das Absitzen der Gefängnisstrafe in einer deutschen Haftanstalt entscheiden. Ein letztes Wort in dieser Sache wird also kurioserweise die deutsche Justiz haben.