Ein großer Europäer und ein klingender Name in allen großen Museen Europas und der Welt: Der Bildhauer Ingo Glass, 76, einer der bedeutendsten Vertreter der Konkreten Kunst, teils in Deutschland, teils in Budapest (Ungarn) lebend, gehört aber mit Herz und Seele auch zu seiner Heimatstadt Temeswar. Am 17. Mai wurde im Beisein des Künstlers im Temeswarer Kunstmuseum seine Wanderausstellung „Grundformen und Grundfarben“ vor einem interessierten Kunstpublikum eröffnet. Sie ist bis zum 19. Juni zu besuchen. Seine Landsleute, die der Künstler nach der Wende großzügig mit bemerkenswerten Monumentalwerken beschenkt hat, können nun auch seine langjährige künstlerische Auseinandersetzung mit den Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck sowie deren festgelegten Grundfarben Rot, Gelb und Blau mit dem Raum konkret nachvollziehen.
Der Historiker Victor Neumann, Leiter des Temeswarer Kunstmuseums, führte das Publikum in diese bemerkenswerte Ausstellung eines großen, zeitgenössischen Künstlers ein und hob die Originalsymbolistik und die grundlegenden Botschaften dieser konzeptuellen Kunst hervor. Das Kunstmuseum (im Besitz einer Glass-Kleinplastik seit 2011) brachte zu diesem Anlass auch einen Farbkatalog heraus.
Ingo Glass, geboren 1941 in der Begastadt, schenkte der Stadt vier bedeutende Monumentalstahlplastiken: „Öffnung“ (den Revolutionsopfern 1989 gewidmet, visavis vom Jugendhaus), Monumentalplastik zu Ehren der ehemaligen Bărăgan-Verschleppten (Justizpark) „Hommage a Vasarely“ (2003, Dumbrăvița) und „Tor zu Serbien“ (2009, vor dem Thermalbad). Glass machte Europa gezielt schon ab 1976 (erste Monumentalplastik „Septenarius“ in Galatz am Donauufer) bis 1989 auf seine Art, mit seinen Plastiken entlang der Donau von Deutschland bis zum Schwarzen Meer zu einem riesigen Freiraum, zu seiner eigenen EU der Kunst.
Für seine Verdienste um Temeswar wurde Glass 2012 Ehrenbürger seiner Heimatstadt. 2013 erhielt der Künstler das Bundesverdienstkreuz in Deutschland. Ende April l. J. erhielt er in Lugosch, der Stadt seiner Kindheit, den Stadtschlüssel.
Temeswar wird in seinen komplexen Bestrebungen zur Vorbereitung der Europäischen Kulturhauptstadt 2021 in ihrem großen Stadtsohn, einem Künstler von Weltformat, sicherlich in den nächsten Jahren noch einen wichtigen Mitstreiter bekommen.