Des einen Freud, des anderen Leid

Lyzeumsabsolventen kommen leichter an gebührenfreie Plätze – Unis erwarten hoffnungsvoll zweite Abitur-Session

Die schwachen Ergebnisse bei dem Abitur 2011 haben die Universitäten in Temeswar/Timisoara zum Zittern gebracht. Die Zahl der Interessenten für die verschiedenen Abteilungen der Unis könnte stark sinken. Die Ergebnisse nach der Beanstandung der Abiturnoten wurden Ende vergangener Woche veröffentlicht. Im Kreis Temesch/Timis reichten die Lyzeumsabsolventen insgesamt 2102 Beanstandungen ein. Die Folge: 768 Noten wurden verändert. Davon erhielten etwa 480 Schüler größere Noten – viele schafften dann doch das Abitur.

Anfang dieser Woche hat die Einschreibung an den Temeswarer Universitäten begonnen. Wenn sich manche Hochschulen mit einer geringeren Anzahl von Interessenten konfrontiert sehen, so gibt es bei anderen, wie der Universität für Medizin und Pharmazeutik „Victor Babes“, keine Probleme. Bereits in den ersten zwei Tagen nach Beginn der Einschreibungen wurden 504 Anträge eingereicht. Die Zahl der Abiturienten, die sich dafür immatrikulieren, steigt von Tag zu Tag. „Die Absolventen haben nun alle notwendigen Unterlagen für die Einschreibung beisammen, sodass die Anzahl bis zum Schluss der Einschreibungszeit stark steigen wird“, sagt Miriam Lazãr, Chefsekretärin der Universität. Wie üblich kämpfen etwa zwei Personen um einen Platz an der Medizinuniversität.
 

Großer Andrang bei Medizin

Insgesamt 580 gebührenfreie Plätze gibt es in diesem Jahr an der Victor-Babes-Universität, wobei sieben für Absolventen der Roma-Minderheit zur Verfügung stehen. Gebührenpflichtige Plätze gibt es 616. „Die künftigen Medizinstudenten hatten keine Probleme bei dem Abitur, denn die meisten kommen aus guten Lyzeen aus ganz Rumänien“, fügt die Chefsekretärin hinzu. Die Aufnahmeprüfung an den meist begehrten Fakultäten wie Allgemeinmedizin, Zahnmedizin oder Balneo-Physio-Kinetotherapie wird am 20. Juli abgelegt. Die Prüfung besteht aus einem Ankreuztest. Die Aufnahme an den Kurzstudiengängen der Medizinuniversität in Temeswar sind aufgrund der vorgelegten Dokumentation möglich.
 

Alle Vorstellungen übertroffen

An der TU Politehnica haben die Einschreibungen am 12. Juli begonnen. Am ersten Tag wurden etwa 350 Anträge eingereicht. „Im vergangenen Jahr hatten wir 500 Anträge am ersten Einschreibungstag. Bisher sind wir mit dem Ablauf zufrieden. Es ist weniger, als wir uns wünschen, trotzdem mehr, als wir es uns vorgestellt hatten“, sagt der TU-Prorektor Viorel Serban. Insgesamt 2900 Plätze stellt die Politehnica für das kommende Studienjahr zur Verfügung, davon etwa 80 Prozent gebührenfrei. 

Eine Aufnahmeprüfung wird hier nur an drei Abteilungen abgelegt: an der Fakultät für Elektronik und Telekommunikationswissenschaften, der für Automatik und Computerwissenschaften sowie an der Architektur-Fakultät. Die Prüfungen werden am kommenden Montag, Dienstag und Mittwoch abgelegt. Doch schon seit Jahren gibt es an der Temeswarer TU im Herbst eine zweite Aufnahmeprüfung. „Wenn manche Kandidaten an mehreren Fakultäten angenommen werden, dann sagen einige ab. So bleiben immer noch freie Studienplätze im Herbst, jedoch sind die meisten davon gebührenpflichtig“, sagt Prorektor Serban.
 

Der Anfang ist „nicht so schlimm“

Wenn in den vergangenen Jahren sogar zehn Kandidaten für einen Studienplatz an der Universität für Landwirtschaftswissenschaften und Veterinärmedizin wetteiferten, so hat der Universitätsrektor Alexandru Moisuc Bedenken, dass es auch in diesem Jahr so sein könnte. Der Anfang ist jedoch nicht so schlimm, meint der Sekretär des Aufnahmeausschusses der Landwirtschaftsuniversität, Adrian Bãnes. Am ersten Tag wurden 48 Anträge eingereicht. „Die Anzahl der Einschreibungen am ersten Tag ist im Vergleich zum ersten Einschreibungstag 2010 um drei Kandidaten gestiegen. Der Start ist vielversprechend“, sagt Bãnes. Bei keiner Fakultät wird eine Prüfung abgelegt. Die Aufnahme wird aufgrund der vorgelegten Zeugnisse vorgenommen. Die Einschreibungszeit endet am 27. Juli. 

Die West-Universität stellt in diesem Jahr 2000 gebührenfreie und doppelt so viele gebührenpflichtige Plätze zur Verfügung. Die Zahl der Studienplätze mit Gebühren wurde im Vergleich zum Vorjahr um 1000 Stück reduziert. Die Aufnahme erfolgt fast überall nur nach Begutachtung der eingereichten Zeugnisse. Alle Temeswarer Universitäten veranstalten im September eine zweite Einschreibungsetappe.

Düstere Zeiten für Privatunis

Wenn sich Rektoren staatlicher Unis keine so großen Sorgen machen, dass ihre Studienplätze – auch wenn nicht vollständig – besetzt werden, so sieht die Situation bei Privatunis ganz anders aus. Bei den Einschreibungen gibt es hier noch kein Gedränge, ganz im Gegenteil. „Die Einschreibungen sind anämisch“, sagt Cornel Harangus, Rektor der akkreditierten Privatuniversität Tibiscus in Temeswar. Es besteht kein Zweifel, dass nur wenige Studienplätze nach der ersten Einschreibungsetappe besetzt werden. „Natürlich machen wir uns Sorgen. Seit Beginn der Einschreibungen sind drei Tage vergangen und nur 20 Leute haben sich angemeldet“, fügt Harangus hinzu. Die Einschreibungen für die bekannteste Privatuni in Temeswar laufen noch bis Ende Juli. Im Juli vergangenen Jahres hatten sich bereits in der ersten Etappe 300 Abiturienten immatrikuliert.

In diesem Jahr stehen den Lyzeumsabsolventen fast 700 Studienplätze an der privaten Tibiscus-Uni zur Verfügung. Sechs Fakultäten gibt es hier: Computerwissenschaften und Angewandte Informatik, Design, Recht und Öffentliche Verwaltung, Journalismus, Kommunikationswissenschaften und Fremdsprachen, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Die beliebteste Fakultät ist jene für Wirtschaftswissenschaften, gefolgt von Recht und Psychologie, erläutert der Rektor. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse bei der zweiten Abitur-Session besser sind und die Einschreibungen im September besser laufen“, sagt Cornel Harangus. Ähnlich war die Lage vor etwa 10 Jahren, als staatlichen Universitäten zum ersten Mal erlaubt wurde, gebührenpflichtige Studienplätze einzuführen. In den Jahren danach verbesserte sich auch die Situation der Privatunis, die immer mehr Abiturienten zu ihren Studierenden zählen.
 

Hoffnung auf bessere Abi-Resultate

Eine Reduzierung der Studiengebühren, um mehr Interessenten für die zweite Einschreibungsperiode anzuziehen, kommt bei Tibiscus nicht in Frage. „Diese muss sechs Wochen vor der Immatrikulierung festgelegt werden. Wir haben die Gebühren bereits im zweiten Semester auf 2000 Lei pro Jahr gesenkt. Wir funktionieren nach dem Prinzip der Rentabilität“, sagt der Rektor. Für alle Studienrichtungen außer Design gelten diese Gebühren. Design-Studenten müssen 2400 Lei pro Jahr begleichen.

Privatunis haben in Rumänien nicht das beste Image. Skandale um gekaufte Prüfungsnoten und Abschlusszeugnisse gingen so oft durch die Medien, dass die Menschen schließlich ihr Vertrauen in diese Universitäten verloren. „Wir waren nie in solche Geschichten involviert. Die Qualität des Unterrichts ist Priorität für uns. Es ist einfach: Die Studenten müssen lernen, um ihr Studium abschließen zu können“, sagt Rektor Harangus. Die erfahrenen Lehrkräfte an der Universität Tibiscus haben ursprünglich an staatlichen Unis unterrichtet. 

Hinzu kommt, dass nicht alle, die ihr Studium an der Tibiscus-Uni abschließen, automatisch die Lizenzprüfung bestehen. „Auch wenn sie für das Studium bezahlt haben, ist das keine Selbstverständlichkeit“, schließt der Tibiscus-Rektor.

An der Universität für Medizin und Pharmazeutik in Temeswar herrschte auch in diesem Jahr großes Gedränge bei den Einschreibungen.

Abiturienten haben in diesem Jahr bessere Chancen, einen gebührenfreien Platz an einer Temeswarer Uni zu ergattern.