Eine kurze, aber intensive Gießereigeschichte von insgesamt acht Jahren erlebte die Schweizer Firma Alu-Metall-Guss in der westrumänischen Kleinstadt Detta. Bei der Werkschließung berichtete die Banater Zeitung über einige der Hintergründe. Für Georg Vaas gibt es auch nach dem Ende dieser Gießereigeschichte in der gesamten westrumänischen Region keinen besseren Standort als Detta. „Die Mitarbeiter fuhren von Orawitza nach Temeswar praktisch an unserer Haustür vorbei“, so Georg Vaas, der zunächst in Hatzfeld seinen Standort aufbauen wollte, doch mit Entscheidungen des damaligen Bürgermeisters Kaba Gabor nicht klar kam. Der Firmeninhaber Georg Vaas stand uns bei der Werkschließung zu einem Gespräch zur Verfügung. Mit dem Firmeninhaber und Fachmann in Metallurgie, Georg Vaas, sprach Siegfried Thiel.
Auf was blicken Sie nun, bei ihrer Werkschließung zurück? Wie viel Wehmut ist vorhanden?
Wir blicken, jetzt, bei Gießereischließung sowohl in Rumänien, als auch in der Schweiz nicht mit Wehmut zurück, sondern mit Stolz auf das wir erreicht haben und blicken auch mit gutem Gewissen in die Zukunft. Gesagt sei, dass wir in der Schweiz innerhalb von zehn Jahren unseren Jahresumsatz von zehn auf einhundert Millionen angehoben haben und auch ins Buch der Rekorde kamen. Unsere Traversen für Hochgeschwindigkeitszüge waren nach meinen Berechnungen hergestellt. Irgendwann waren wir in der Schweiz an unsere Grenzen gestoßen. Wir mussten erweitern und ich habe mich nach reichlicher Überlegung für Rumänien entschieden. Eine gute Wahl, wie auch eine Schweizer Firma nach einem Audit feststellte. Wir haben hier gebaut und die Produktion begonnen. Es folgten danach sehr erfolgreiche Jahre, mit den Mitarbeitern haben wir nie Probleme gehabt. Aber wenn man mal auf die 70 zugeht, muss man als Firmeninhaber auch an die die Familie denken und so fair sein, mit dieser zu reden. Meine beiden Töchter fragten, ob ich in der Zukunftsstrategie auch an sie gedacht habe, denn ´wenn du Enkelkinder haben willst, musst du uns in die langfristige Strategie mit einbeziehen´. Und dann haben wir beschlossen, sowohl in Rumänien als auch in der Schweiz die Strategie grundsätzlich zu ändern. Ich habe mir gesagt, `Gießerei hattest du nun 50 Jahre lang, Enkelkinder noch nicht´.
Herr Vaas, vor zirka zwei Jahren hatten sie noch beabsichtigt, in Reschitza einen neuen Standort zu gründen. Vor diesem Hintergrund erfolgt die jetzige Werkschließung dann doch ein bisschen plötzlich. Erläutern Sie bitte.
Das war eine Zeit, in der es bei uns sehr gut gelaufen ist. Sechs Mitarbeiter hatten sich jedoch zusammengetan, haben Forderungen gestellt und gedroht, dass sie gehen, wenn diese nicht erfüllt werden. Ich treffe zwar meine Entscheidungen immer nach Absprache mit der Mannschaft, aber die Art und Weise, wie die Forderungen gemacht wurden, war nicht korrekt. Ich lasse mich nicht erpressen. Deshalb sind wir mit einem Teil der Produktion ganz schnell nach Orawitza gegangen, wo eine Halle zur Verfügung stand und innerhalb von zwei Wochen haben wir da die Produktion aufgenommen. In letzter Zeit ging jedoch die Produktion etwas zurück und der Kostenaufwand, um das Guss von Detta nach Orawitza zu transportieren, war nicht mehr gerechtfertigt. Deshalb hatten wir vorerst die Außenstelle geschlossen.
Sie sagten eingangs, es habe nie Probleme mit Mitarbeitern gegeben und dann dieser Erpressungsversuch, wie sie ihn nennen…
Das gibt es immer wieder. Ich habe nichts gegen Gespräche, aber die Art und Weise, wie das damals gemacht wurde, war nicht korrekt und dann habe ich gesagt: ´Da habt ihr euch den Falschen ausgesucht´. Ich wiederhole: Mit mir kann man reden und Lösungen suchen, aber man kann mich nicht erpressen.
Statt im Herbst die Gießerei zu schließen, hätte man vielleicht erwartet, dass Sie sich einen passenden rumänischen Geschäftsführer finden, der die Geschicke hier übernimmt. Warum war dies nicht möglich?
Wir waren in all den Jahren extrem erfolgreich, weil wir in einer ganz speziellen Sparte unterwegs waren. Lange Zeit gab es nur uns, dann kam ein Wettbewerber auf den Markt. Ich hatte damit kein Problem, denn wenn man das Monopol hat, stellt sich der Kunde auch schon mal die Frage, ´was ist, wenn bei Euch etwas passiert´? Aber zurück zur Frage: Gerade weil wir dieses ganz spezielle Business machen, haben wir es nicht geschafft, einen geeigneten Nachfolger für meine Tochter Sarah, die diesen Job einige Jahre lang gemacht hat, zu finden. Sie hat ebenfalls - genauso wie ich - Metallurgie studiert, wollte jedoch das Unternehmen als Frau nicht weiterführen.
Es bleibt nun eine ganze Menge Produktionsfläche, vor allem in der Schweiz zurück. Was geschieht damit?
Ja, wir haben komplett umgedacht. Wir vermieten nun Produktionsfläche. Meine Tochter Anja hat innerhalb eines Jahres (Anm.d.Red.: Bis Herbst 2018) bereits 80 Prozent der 32.000 Quadratmeter unserer Produktionsfläche in der Schweiz vermietet. Viele Menschen haben erneut eine Beschäftigung gefunden, nur in einem anderen Business. Wir haben etwas gefunden, woran die Nachfolgegeneration der Familie Spaß hat.