Die „Deutsche Kulturdekade im Banater Bergland“, die XXX. Jubiläumsauflage, die sich als bedeutendste Veranstaltungsreihe der Banater Berglanddeutschen in diesem Jahr Corona-bedingt ausnahmsweise auf das gesamte Monat Oktober ausbreitete, neigt sich dem Ende zu. Am neunten Tag der Kulturdekade 2020, dem 24. Oktober, erinnerte man sich an ein besonderes Jahr für die geschrumpfte evangelisch lutherische Kirchengemeinde Reschitzas: in diesem Jahr erfüllten sich 110 Jahre seit der Errichtung im Jahre 1910 des eigenen Gotteshauses auf der Hauptader der damals noch Deutsch-Reschitza / Montan-Reschitza.
Die Kirche war festlich geschmückt, die Atmosphäre durch Corona bedrückend und trotzdem feierlich, als um 10 Uhr der Festgottesdienst begann. Im Zeichen der in Reschitza zur Tradition gewordenen Ökumene nahmen daran auf Einladung des fürs Banater Bergland zuständigen Pfarrers aus Semlak / Arad, Walter Sinn, die beiden römisch-katholischen Priester Dechant-Pfarrer Veniamin Pălie und P. Gheorghe Iordache SVD, wie auch der neue Reschitzaer reformierte Pastor Dávid Adorján teil. Man erinnerte sich dabei ans hundertjährige Fest, am 13. Juni 2010, als auch damals in Rahmen des Festgottesdienstes mit Bischof D.Dr. Christoph Klein, Vertreter zahlreicher christlicher Konfessionen anwesend waren. Genauso wie damals, auch diesmal waren in der Kirche Gläubige verschiedener christlicher Glaubensgemeinschaften Reschitzas anwesend. Leider konnten in diesem Jahr keine Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Ortschaften wie Reschitza anwesend sein, dies wegen der neugeltenden Vorschriften für die Pandemie.
In Rahmen des diesjährigen Festgottesdienstes wurde durch Pfr. Walter Sinn die dazu vorbereitete Predigt von der Kanzel vorgelesen. Sie stammt vom Mühlbacher Bezirksdechanten Dr. Dr. Wolfgang Wünsch, der als Ehrengast dabei sein sollte, doch die am Tag gültigen schärferen Corona-Vorschriften ließen es nicht zu. Erwin Josef Ţigla las sodann den Bischofsgruß an die festlich versammelte Gemeinde und ihre Gäste vor.
Zum Schluss des Festgottesdienstes sprachen kurze Worte der reformierte Pastor Dávid Adorján und der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), der den Gästen als Andenken je einen Faltbogen mit der von Pfr. Walter Sinn verfassten Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Reschitzas sowie je einen Sonderbriefumschlag mit Sonderstempel, vom DFBB und vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ herausgegeben bzw. entworfen, von der Rumänischen Post AG genehmigt, die an dem diesjährigen 110. Geburtstag des Gotteshauses erinnern sollen, überreichte.
Beim Ausgang konnte man auch eine kleine Dokumentationsausstellung besichtigen, mit Fotos und Dokumenten, die in die Geschichte dieses Gotteshauses Einblick gewähren. Nicht zuletzt wurde ein Erinnerungsfoto mit dem am 14. Oktober 2017 gepflanzten Apfelbäumchen im Hof der Evangelischen Kirche A.B. Reschitza im Rahmen des Reformationsprojekts „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort” der Evangelischen Landeskirche A.B. Rumäniens geschossen. Das Apfelbäumchen wurde gepflegt, er wächst und wird Zeugnis für die Zukunft geben, gemäß einem Luther zugeschriebenen Zitat, für Zuversicht und das „klare Wort“ für die reformatorische Art deutliche, evangelische Worte zu sprechen.
Fürs Fest sendete auch Mag. Udo Peter Puschnig aus Klagenfurt am Wörthersee einige Grußworte, in denen es unter anderem heißt, „Gerne denke ich an die gemeinsamen Gottesdienste in Reschitza sowie an die Verleihung des Alexander-Tietz-Preises 2014 in dieser Kirche zurück“. Auch der evangelische Pfarrer Frank Schleßmann aus Oberösterreich, ein wahrer Freund der Deutschen in Rumänien, gratulierte der Gemeinde zum 110. Geburtstag ihres Gotteshauses und wünschte weiterhin Gottes Segen.
Das Fest der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Reschitza endete in einer freundschaftlichen Atmosphäre, die noch lange in der Erinnerung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bleiben wird.
Am Nachmittag desselben Tags fand im Kulturhaus von Detta die Vernissage der Malereiausstellung der Künstlerinnen Viorica Ana Farkas (Reschitza) und Elena Șămanțu (Detta) statt. Sie konnte, Corona-bedingt, nur mit ganz wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisiert werden, doch die Ausstellung blieb für eine Woche offen und konnte mit Programmierung von allen Interessenten besichtigt werden.Die in Detta organisierte Veranstaltung konnte als Spiegel-Ausstellung derjenigen im Hof des Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrums Reschitza am 1. Juli d.J. Organisierten betrachtet werden und stellt in erster Reihe die Bemühungen beider Organisationen der deutschen Minderheit, jener aus Detta und Reschitza dar, wie wichtig es sei, freundschaftliche Beziehungen aufrechtzuerhalten, auch in schwierigen Zeiten, die uns einander näher bringen sollen / müssen. Als Beweis dafür steht diese freundschaftliche Begegnung am 24. Oktober in Detta, wofür ein besonderer Dank an Familie Șămanțu ergeht.