„Es ist 13 Uhr“: Diese Ansage kennen wohl alle Banater Deutsche, die gern Radio hören. Jeden Tag, pünktlich um 13 Uhr, wird auf 630 kHz Mittelwelle geschaltet, um die Sendung in deutscher Sprache zu hören. Am Freitag feierte die deutsche Redaktion von Radio Temeswar ihr 60-jähriges Jubiläum. Im Festsaal der Nikolaus-Lenau-Schule kamen die Redakteure mit Mitarbeitern, ehemaligen Angestellten, Journalistenkollegen, Hörern und Freunden zusammen, um gemeinsam die runde Jahreszahl zu begehen. In diesem Jahr war es sogar eine doppelte Feier, denn auch der Verein FunkForum, der deutschsprachige Medien aus Mittel- und Südosteuropa miteinander vernetzt, feierte seinen 15. Geburtstag.
„Die Rolle, die wir uns selber zuweisen, ist jene eines Sprachrohrs, auch für die ganz kleinen Gemeinschaften aus dem Banat. Wir sehen uns auch als Brücke zwischen den Gemeinschaften in den verschiedenen Ortschaften, aber auch zwischen dem Banat und Siebenbürgen oder Altreich und eben auch über die Grenzen hinweg - nach Ungarn, Serbien, usw. Dadurch, dass wir auch im Internet senden, bieten wir den ausgewanderten Banater Landsleuten die Möglichkeit, zu erfahren, was in der sogenannten ´alten Heimat´ noch geschieht“, sagte Astrid Weisz, die Leiterin der deutschen Redaktion von Radio Temeswar, die die Jubiläumsveranstaltung in der Lenau-Schule moderierte. Die Festrede sprach der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, ein treuer Freund und Hörer von Radio Temeswar. „60 Jahre – das ist ein Zeitpunkt, in dem ein Mensch schon an seinen Ruhestand denkt. Nichts davon ist bei der jungen, dynamischen Mannschaft der deutschen Redaktion zu spüren. Immer aktuell und am Puls des Geschehens, gehört sie zu den wichtigsten aktuellen sowohl Nachrichtenträgern, als auch den Vermittlern des sozialen Lebens rund um Temeswar, ja sogar weit über Temeswar hinaus“, sagte Rolf Maruhn. Der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganţ, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Johann Fernbach, der Vorsitzende des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs „Banat“, Peter Hochmuth, und Zoltán Schmidt von der Branauer Deutschen Selbstverwaltung gratulierten der deutschen Radioredaktion und dem FunkForum zum Jubiläum.
„60 Jahre deutsche Sendung und 15 Jahre seit Gründung des FunkForums sind mit einer Geschichte verbunden, die auf vielen Herausforderungen fußt. Wir denken dabei an die Situation im Kommunismus, verbunden auch mit der Jahre langen Stilllegung der Regionalsender und dem Neubeginn nach der Wende. In all den Jahren, in denen diese Sendung nun schon existiert, hat sie ein Gefühl des Nicht-Allein-Seins vermittelt, sie brachte Informationen über die deutsche Gemeinschaft und Musik, die die Banater-Schwaben als Ersatz für das empfanden, was ihnen vor allem durch die Auswanderung immer mehr entzogen wurde: Es fehlten die deutsch sprechenden Nachbarn, die Kirchweihfeste und die Feiertage im Kreise der altvertrauten Familie“, hob DFDB-Vorsitzender Johann Fernbach in seiner Rede hervor.
Bei der Festveranstaltung wurden drei Frauen, die dem Radio besonders nahe stehen, mit Blumen und Diplomen geehrt: die ehemalige Redaktionsleiterin Ingrid Schiffer, die Direktorin der Lenau-Schule, Helene Wolf, und die Geschäftsführerin des DFDB, Ute Moisuc. Auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Institutionen, mit denen die deutsche Redaktion eng zusammenarbeitet, wie etwa der BVIK „Banatia“ oder das Deutsche Jugendforum in Temeswar, erhielten – zum Dank – Jubiläumsdiplome. Der neue ifa-Kulturmanager des FunkForums, Florian Kerzel, stellte sich und seine Tätigkeit vor. Das Festprogramm gestalteten Kulturgruppen aus dem Banat und aus Ungarn, darunter die Warjascher Spatzen, ein Sing-Duo und eine Blasmusikkapelle aus Ungarn sowie der Franz-Stürmer-Chor aus Reschitza.
Innerhalb der Festveranstaltung präsentierte der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Erwin Josef Ţigla, sein jüngstes Buch „Offenbarungen III“. Christel Ungar-Ţopescu stellte ihren Gedichtband „Rot“ vor – wobei die beiden Schauspieler Franz Kattesch und Simona Vintilă einige Gedichte, auf Deutsch und Rumänisch, vortrugen. Auch Krisztina Arnold von Radio Fünfkirchen, Mitglied im Verein FunkForum, war dabei und las einige ihrer Gedichte vor. „Es war eine große Überraschung für uns, als wir zum ersten Mal, vor 15 Jahren, die Rumäniendeutschen kennenlernen durften. Es ist eine besondere Sache, dass man einen internationalen Verein so viele Jahre am Leben erhalten kann“, sagte Krisztina Arnold, die bei der Stunde Null des Vereins FunkForum dabei war.
Seit 15 Jahren ist der internationale Medienverein FunkForum aktiv. Er vernetzt Radio- und Zeitungsredaktionen aus Mittel- und Südosteuropa. Mehrere Mitglieder des FunkForums aus Deutschland und Ungarn reisten zur Festveranstaltung nach Temeswar. Bei der FunkForum-Mitgliederversammlung wurde auch der neue Vorstand gewählt: Außer den Rundfunkjournalisten Alois Kommer und Kristzina Arnold wurde ADZ/BZ-Redakteur Siegfried Thiel in den Vorstand gewählt. Geschäftsführer bleibt nach wie vor Adrian Ardelean. Seit kurzem erfreut sich der Verein einer neuen Webseite: Auf www.funkforum.net können interessierte Personen deutschsprachige Radio- und Zeitungsbeiträge der Mitgliedredaktionen hören/lesen.