Buchhalter und Wirtschaftsinformatiker mit SAP- und Deutschkenntnissen werden ab Herbst in Temeswar/Timişoara ausgebildet. Damit soll dem Fachkräftemangel in diesen Bereichen entgegengewirkt werden. Großunternehmen wie der Automobilzulieferer Dräxlmaier suchen seit Jahren nach kompetenten, jungen Menschen, die sich auch mit der Software SAP auskennen. 30 freie Studienplätze bietet die Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung (FEAA) an. Die Absolventen sollen in drei Jahren den Bedarf decken, der in Temeswar herrscht. Unterstützung erhält die FEAA von der Fakultät Karlsruhe. Im Januar wurde ein Partnerschaftsvertrag unterschrieben. Dieser ermöglicht den Studenten ein Teil ihres Studiums in Deutschland zu machen und am Ende einen doppelten Abschluss zu erhalten. Das gleiche Model wird seit 22 Jahren an der Politehnica verwendet. Wer sich dort zum Bauingenieur ausbilden lässt und sich für die deutschsprachige Abteilung einschreibt, kann das letzte Studienjahr an der TU München absolvieren. Ein Diplom kriegt er von beiden Universitäten.
Bei seinem Besuch Anfang Juli in Temeswar sprach der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Werner Hans Lauk, mit den Initiatoren des neuen Studiengangs. Das sind neben dem FEAA-Dekan Ovidiu Megan, der Kaufmännische Standortleiter bei Dräxlmaier, Valerian Laval, stellvertretend für den deutschsprachigen Wirtschaftsclub Banat sowie Rüdiger Wisser, seitens des Rotary Clubs Timisoara Cosmopolitan.
Was der Studiengang braucht, sind deutschsprachige Lehrkräfte. Noch sucht die FEAA nach möglichen Partnerschaften, um Lektoren aus dem deutschsprachigen Ausland für den neuen Studiengang zu gewinnen. Megan fragte den Botschafter, ob es nicht ein Förderprogramm gebe. Kein finanzieller, sondern es geht viel mehr um Kontakte und Partnerschaften. Lauk erinnerte an den Deutschen Akademischen Austauschdienst und die beiden Lektorinnen, die in Temeswar an der West-Universität und an der Politehnica tätig sind. Durch sie könne man bestimmt an weiteren Kontakten anknüpfen. Insgesamt gebe es 384 Partnerschaften zwischen rumänischen und deutschen Universitäten, zählte Lauk auf. „Diese Form von Zusammenarbeit ist allerdings in Rumänien neu“, so der Botschafter. Die FEAA und der deutschsprachige Wirtschaftsclub Banat würden darum „Pionierarbeit“ leisten. Dies würde ein Problem für den jungen Studiengang darstellen, weil auch das rumänische Bildungsministerium auf die neuen Voraussetzungen einstellen müsste.