Geplant war es so nicht, doch der Zufall ist dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat (DFDB) entgegen gekommen. Am selben Tag, an dem der Vorsitzende des Landesforums, Dr.Paul Jürgen Porr, in Temeswar die Ehrennadel in Gold des Banater Forums erhielt, fand auch der erste Banat-Besuch des neuen Botschafters Deutschlands in Bukarest, Cord Meier-Klodt, statt. Die Geschichte der deutschen Minderheit in Rumänien sei „kein Ergebnis des Zufalls, sondern eines des Zusammenwachsens über Jahrhunderte“, so der Botschafter, dem nicht zuletzt sein Vorgänger, „den Kontakt zur deutschen Minderheit ans Herz gelegt hatte“. Dieser Minderheit steht Paul Jürgen Porr vor und er möchte nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes „ein Vorsitzender aller Rumäniendeutschen“ sein, auch wenn seine Wurzeln und sein beruflicher Werdegang allein mit Siebenbürgen zu tun haben, so der sichtlich gerührte DFDR-Präsident. Das DFDB hatte ihm die Ehrennadel „für sein signifikantes und nachhaltiges Engagement zur Verständigung der Deutschen in Rumänien“ verliehen, wie dies der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach der BZ gegenüber sagte.
Den Rahmen zur Ehrung des DFDR-Vorsitzenden und der Präsenz des Botschafters hat die Vertreterversammlung des DFDB gegeben. Die politischen Aspekte stellte der DFDB-Vorsitzende Fernbach in seinem Rechenschaftsbericht in den Vordergrund, „weil sie uns alle ganz besonders (be)treffen“. Sowohl die Hetzkampagne gegen das Forum, als auch der Versuch der Regierungskoalition, ihre Position für sich zu nutzen, kritisierte Fernbach. Der Abgeordnete Ovidiu Ganţ bekräftigte seine kritische Position zur Regierung. Es sagte in seiner politischen Rundschau, dass er die Grindeanu-Regierung im Ausland nicht unterstützen werde, sollte der Premier von den verleumderischen Äußerungen gegen die deutsche Minderheit und gegen das Deutsche Forum nicht öffentlich Abstand nehmen.
(Auszüge aus der Laudatio an Paul Jürgen Porr und aus der Vertreterversammlung des DFDB lesen Sie weiter unten)
Banater Forum: Aus- und Rückblick
„Blicken wir auf das Jahr 2016 zurück, müssen wir erkennen, dass dies ein ereignisreiches war, mit bedeutenden Veranstaltungen auf politischer, sozialer und kulturellen Ebene“, so begann Dr. Johann Fernbach seinen Rechenschaftsbericht bei der Vertreterversammlung. Und er setzte fort: „Bei den Kommunalwahlen, im Juni, kamen wir auf mehr Kommunalräte, als vor vier Jahren. In Schag haben wir unser Ortsforum neu gegründet und unser Vorsitzender dort, kam auch gleich zu einem ersten politischen Erfolg. Im November fanden die Parlamentswahlen statt und unser Kandidat, Ovidiu Ganţ, erhielt 12.500 Stimmen landesweit, 1250 waren es im Banat. Es gibt also im Banat durchaus Nachholbedarf, was die Unterstützung unseres Kandidaten betrifft, der uns auf höchster politischen Ebene mit Interesse und Würde vertritt“.
Die politische Lage der letzten Zeit in Rumänien betrachtet der DFDB-Vorsitzende so: „Wir haben uns vom neuen Parlament einiges erhofft. Überraschenderweise folgte der Versuch, die Gesetze per Dringlichkeitserlass zu ändern. Gesetze, die die Möglichkeit geboten hätten, Straftäter reinzuwaschen. Die Rechtsstaatlichkeit fand jedoch einen starken Verteidiger in der Person von Präsident Klaus Johannis, von Abertausenden von Jugendlichen, die sich an Demonstrationen beteiligten. Als wir nun glaubten, dass erneut Normalität einkehrt, sahen wir uns mit kaum vorstellbaren Angriffen auf das deutsche Forum und die deutsche Gemeinschaft konfrontiert. Das Forum wurde als Nachfolgeorganisation der deutschen Volksgruppe, also als eine Naziorganisation dargestellt. Uns wurde angekreidet, unrechtmäßig Tausende Immobilien gefordert und rückerstattet bekommen zu haben. Vielleicht kennen nicht alle von Ihnen die wahre Situation: das DFDR hat landesweit elf Gebäude rückerstattet bekommen. Im Banat, kein einziges“. Er wies darauf hin, dass zu diesem Thema das Banater Forum, das Landesforum und der Abgeordnete Ovidiu Ganţ Stellung genommen haben.
Nach Erwähnung des reichhaltigen Veranstaltungskalenders im Jahr 2016 ging der Vorsitzende des Regionalforums auf die bevorstehenden Ereignisse ein: „25 Jahre seit der Unterzeichnung des Rumänisch-Deutschen Kooperationsvertrages, sowie die Verleihung der Ehrennadel an Herrn Konsul Rolf Maruhn, für dessen gesamte Tätigkeit zum Abschluss seines Mandats. Das Großereignis des Jahres wird Anfang Juni stattfinden, wenn unsere Heimattage stattfinden. Dann feiert auch unsere neue Hymne ´Mein Heimatland, Banaterland´ Premiere“.
Auszüge aus der Laudatio an Dr. Paul Jürgen Porr, gehalten von Dr. Johann Fernbach.
„Wir vergeben heute die Ehrennadel in Gold an Paul Jürgen Porr, den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Es ist dies die höchste Auszeichnung des Banater Forums und sie geht an Herrn Porr für dessen gesamte Tätigkeit, die er bisher im Dienste der deutschen Gemeinschaft geleistet hat. Paul Jürgen Porr gehört damit zur Galerie der Persönlichkeiten, die gezeigt haben, dass ihnen unsere Ehre einfach zusteht. In diese eben angeführte Galerie reihen sich Persönlichkeiten aus Kultur und Kunst, Politiker, Parlamentarier, Mitglieder der Regierung, Rumäniens Staatschef Klaus Johannis und der Nobelpreisträger von 2014, Stefan Hell.
(...) Doktor Paul Jürgen Porr ist bei seinen Patienten aber auch bei seinen derzeitigen und ehemaligen Studenten gleichermaßen geschätzt. Zunächst sammelte er Wissen und Erfahrung an den Krankenhaus-Betten, um diese Kenntnisse danach in den Hörsaal der Uni zu tragen und an kommende Generationen weiterzugeben. Ganz ähnlich sind Werdegang und Verdienste von Paul Jürgen Porr auch im Namen der deutschen Gemeinschaft. Zunächst Vorsitzender des Klausenburger Forums, dann des Siebenbürgenforums. Dabei pflegte er stets rege und freundschaftliche Beziehungen zum Banat. Dieselbe Ausgewogenheit legte er auch an den Tag, als er die Nachfolge von Klaus Johannis als Vorsitzender des Landesforums antrat.“ (...) Und aus politischer Sicht: „Seine Stimme wird auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene gehört und geachtet. Der DFDR-Vorsitzende Jürgen Porr und unser Abgeordnete Ovidiu Ganţ bilden an der Spitze der deutschen Gemeinschaft ein Team, das gut zusammenarbeitet und uns würdig vertritt.
Der Beruf eines Arztes ist von Schmerzen und Leiden begleitet, sagte bereits vor einigen Jahren Paul Jürgen Porr in einem Interview einer rumänischen Zeitung in Hermannstadt. Der damalige Chefarzt der medizinischen Klinik Nummer 1 des Kreiskrankenhauses in Hermannstadt gestand, dass er auch nach diesen Erfahrungen keinen anderen Beruf erlernen würde. Auch die Tatsache, dass im medizinischen Bereich bei weitem nicht alles nach Wunsch verläuft, könne ihn nicht abschrecken. Seit vier Jahrzehnten übt er diesen Beruf nun schon erfolgreich aus.
Obwohl der heute Geehrte als Schüler hervorragende Ergebnisse in Physik aufzeigte, inskribierte er 1972 an der Medizinhochschule in Klausenburg. Seine Eltern haben damals den beruflichen Weg nicht beeinflusst, doch der Physiklehrer habe sich darüber geärgert, erinnert sich der heutige DFDR-Vorsitzende. Seine berufliche Laufbahn führte ihn von der Tätigkeit eines Allgemeinmediziners und des Facharztes für innere Medizin und Gastroenterologie bis hin zum Forscher, Klinikleiter und Hochschullehrer.
Seit 2006 lebt Paul Jürgen Porr in Hermannstadt. Hier ist er Dozent an der Medizinhochschule und Klinikleiter. Hunderte wissenschaftliche Arbeiten, hat Jürgen Porr verfasst und ist Mitautor einiger zig Bücher; viele davon sind im Ausland erschienen. Im Bereich der Forschung auf dem Gebiet des Magnesiums ist Paul Jürgen Porr Gründungspräsident der einschlägigen Gesellschaft in Rumänien und Mitglied im Leitungsgremium der Internationalen Gesellschaft.
Der am 2. Februar 1951 in Mediasch geborene Porr, weiß zwar, dass das Gesundheitssystem in Rumänien weit von Perfektion entfernt ist, aber den Weg ins besser bezahlte Ausland wollte er nie einschlagen. Zum Einkommen eines rumänischen Arztes erzählt er gerne eine Anekdote. Mediziner fragten ihn bei einem internationalen Treffen in den USA, wie viel er denn in Rumänien verdiene. Porr gab seinen Monatslohn an, seine ausländischen Kollegen aber glaubten, es handele sich um den Stundenlohn. ´Ich ließ sie in diesem Glauben´“.
Mit einer ganz persönlichen Note schließt Fernbach: „Lieber Jürgen, du hast dir im Laufe der Zeit den Respekt und die Anerkennung der Banater Deutschen verdient. Wir sind uns sicher, dass du auch in Zukunft alles daran setzen wirst, dass unsere praktisch auf dem gesamten Gebiet Rumäniens verstreut lebende Minderheit auch weiterhin überregional zusammenarbeiten wird, dass sie ihre Identität nicht einbüßt, dass sie ein geachteter Partner für Politik, Wirtschaft und Kultur zu den höchsten Gremien Rumänien bleibt und nicht zuletzt ihre internationale Brückenfunktion ins deutschsprachige Ausland beibehält.“