Es war kein üblicher Wahlsonntag mit fliegenden Fahnen, Marschmusik und wachsamer Polizeibegleitung. Die Banater Schriftsteller aus der Temeswarer Filiale des Rumänischen Schriftstellerverbandes hatten sich an einem gewöhnlichen Donnerstag im gastfreundlichen AMG-Festsaal, wohl nicht vollständig aber zahlreich, eingefunden. Ein Sonderereignis nach vier Jahren aber zu einem ernsten Anlass der Banater Schriftstellergilde bzw. der Wahl des neuen Vorsitzenden und der Leitung der Zweigstelle und nicht zuletzt die Wahl eines neuen USR-Landesvorsitzenden für jeweils eine Amtszeit von fünf Jahren (als Novum). Diese Wahlprozedur ging übrigens landesweit, reihum von Filiale zu Filiale, von Bukarest (16. September) bis Bacau (4.Oktober) über die Bühne, als Schlussakt gilt das Zählen aller Stimmen für die Wahl des neuen USR-Landesvorsitzenden am 7. Oktober in der Hauptstadt.
In dieser allgemein lockeren Atmosphäre- ohne Vorzeigen des Personalausweises, in allen Ecken Gespräche im Flüsterton, da sich nach langer Zeit viele alte Bekannte, Freunde und Rivalen, Neulinge eingefunden hatten- konnte es demnach kaum zu einem Angespanntsein kommen.
Von den insgesamt 217 Mitgliedern der Filiale hatten sich etwas über 100 eingefunden. Leider war diesmal auch die unter den Minderheitenliteraturen mit 18 Autoren hier stärkste deutsche Autorenfraktion auch nur spärlich bzw. mit drei Autoren (Edith Guip-Cobilanschi, Annemarie Podlipny- Hehn und Balthasar Waitz) vertreten.Etwas unangenehm aber, laut dem Bericht des Vorsitzenden Cornel Ungureanu, als satzungsgemäß wegen Nichtbezahlung des Mitgliedsbeitrags nicht zu umgehen, war dabei der Ausschluss mehrerer bekannter Banater deutscher Autoren, allen voran gar Herta Müller, dann Richard Wagner, Johann Lippet, William Tottok, Horst Fassel, Werner Herbert Haupt und Kristiane Kondrat. In der Zeitspanne 2009-2013 sind außerdem 13 Mitglieder aus dem Banat gestorben, darunter auch der Banater deutsche Autor Hans Mathias Just.
Satzung hin, Satzung her: Wie auch von vielen im Saal so empfunden war das ein klarer faux pas, den sich da USR geleistet hat, der dem Image eher Schaden als Nutzen bringen wird. Wäre es vielleicht nicht angebrachter gewesen, eine Literatur-Nobelpreisträgerin und bestimmt bedeutendstes Mitglied der Gilde, wenigstens mit dem Titel eines Ehrenmitglieds in ihren Reihen zu behalten und gebührend zu ehren?
In dem Bericht des Vorsitzenden wurde u.a. die Tätigkeit der jungen deutschen Autoren von der „Stafette“ lobend und als Beispiel hervorgehoben.
Beide Kandidaten zur Wahl des neuen USR-Vorsitzenden, Nicolae Manolescu und Dan Mircea Cipariu, hoben in ihren Berichten die Schwierigkeiten hervor, womit der Schriftstellerverband die allgemeine Finanzkrise zu meistern und noch zu überstehen hat, gaben sich jedoch zuversichtlich über den weiteren Erhalt dieser wichtigsten Vereinigung der rumänischen Schriftsteller.
Die Wahl des neuen Vorsitzenden der Temeswarer Filiale für die nächste Amtszeit 2013-2018 fiel knapp aber , wie von vielen erwartet, auf den alten Vorsitzenden, den verdienten Literaturkritiker und Temeswarer Hochschullehrer Cornel Ungureanu (56 Stimmen). Sein jüngerer Gegenkandidat , der Lyriker und Verleger Lucian Alexiu, kam auf 46 Stimmen. Das Leitungskomitee der Filiale wird künftig aus Adriana Babe]i, Marian Odangiu, Lucian Alexiu und Robert Şerban bestehen. Alexiu wird die Banater Schriftsteller im USR-Landesrat vertreten.
Über die Wahl des Landesvorsitzenden wird, wie gesagt, erst am 7. Oktober in Bukarest entschieden: Voraussichtlich wird letztlich der Geheimfavorit, der noch amtierende Vorsitzende und Literaturkritiker Nicolae Manolescu, für eine neue Amtszeit gewählt werden. Das Recht zu einem dritten Mandat erhielt Manolescu, der schon zwei Amtsperioden hinter sich hat, übrigens erst durch eine erst heuer erfolgte und von etlichen USR-Mitgliedern angefochtene überraschende Satzungsänderung.