Denken wir doch mal logisch nach, und lassen uns nicht von der Parteilichkeit und Sensationslust rumänischer Medien verführen: wer kann denn, Hand aufs Herz, glauben, dass unser Ex-Präsident Traian Basescu keine Ahnung hatte vom Korruptions- und Verbrecherring, der sich um den seinerzeitigen Ehemann seiner Beraterin und Protegierten Elena Udrea, Dorin Cocos, zusammengerottet hatte? Oder dass er so naiv war, nicht zu wissen, dass jede Finanzierungszuwendung des von Elena Udrea geleiteten Entwicklungsministeriums bedingt war vom „Abzweigen“ von zehn Prozent „Komissionszahlung“ an die Ministerin, die sich gern als Wohltäterin der Nation gab?
Dass gerade er gezielt und selektiv einiges nicht gewusst haben soll von dem, was als „das System Udrea“ gerade Karriere macht in den Nationalen Medien und Tratschforen und dass er sich (neuerdings wieder verstärkt) aus Leibeskräften abmüht, die Opferrolle der Blondine der Nation hervorzustreichen, indem er die letzten Reste seiner byzantinischen Glaubhaftigkeit untergräbt – das zu glauben setzte übergroße Naivität voraus. Auch seitens dessen, der sich jedes Mal, wenn es ihm in den Kram passte, als der durch die Zuträgerdienste der Geheimdienste bestinformierte Bürger dieses Landes auszugeben beliebte. Alles in allem: man ist zunehmend geneigt, den ehemaligen Player-Präsidenten Rumäniens in eine Reihe zu stellen mit den beiden gefährlichsten politischen Puppenspielern der Nation, D.Voiculescu und S.O.Vântu. Denn wer kann uns garantieren, dass hinter B²sescus justiziarischem Gehaben als Vorhang (das ihm die Sympathien Westeuropas einbrachte, die er wohl mit seinem Getue gezielt stimuliert hat) ein Schutzschirm für die riesigen Geldunterschlagungen und Schmiergeldflüsse aufgespannt war – sozusagen: der Staatschef als capo dei tutti capi?
Stimmt, es gibt (noch?) keine Beweise dafür, aber die Behauptung kommt aus einer gewissen Logik des Systems. Oder wie sonst kann B²sscus Auftritt gedeutet werden, bei dem er jüngst sagte, er wisse, dass seine beiden Präsidentschaftswahlkämpfe „zwischen 15 und 20 Millionen Euro gekostet“ haben, dass er aber nicht wisse, woher die kamen...? Frage: und wenn die, zumindest teilweise, aus dem „Abgezweigten“ kamen, das unter der Hand im System Udrea und über die Konten von Udreas damaligen Ehemann Cocos geflossen sind?
Wenn man beginnt, sich solcherlei Fragen zu stellen und eine sich aufdrängende Logik zu Ende zu denken, dann kann man nicht umhin, ein immer (unterbewusst) präsentes Mißtrauen in diesen Player-Präsidenten in eine Trübung, ja Verdunklung seines Bildes in der Öffentlichkeit umzuwandeln. Da fehlt nur noch das handfeste Eingreifen einer oft brutal, aber in den Augen einer sich nach Gerechtigkeit sehnenden Bevölkerung als gerecht empfundenen Staatsanwaltschaft. Von ihr wird die Bestätigung der Logik erwartet.
Ob wohl das „Kabinett hinter Gittern“, das Rumänien sympathisch macht, bald auch einen Staatschef in der selben Position haben wird?