„Ich war früher viel strenger. Nachdem ich meine eigene Tochter als Schülerin hatte, überlegte ich es mir anders“, sagt Grundschullehrerin Yvonne Christa Demenyi (50). Dass sie anfangs ihren Schülerinnen und Schülern viel mehr Hausaufgaben erteilt hat, das gibt sie heute offen zu. „Mit meiner Tochter, die meine Schülerin war, war ich damals auch viel strenger“, erinnert sie sich. Yvonne Demenyi gehört heute zu den beliebtesten Grundschullehrern des Diaconovici-Tietz-Nationalkollegs in Reschitza. Sie ist gleichzeitig Mitglied der Schulkommission des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und seitens des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen für den deutschsprachigen Unterricht im Banater Bergland zuständig.
Yvonne Demenyi zählt zu den Gründungsmitgliedern des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen. „Man merkt, dass es immer mehr Veranstaltungen gibt, aber leider sind immer weniger Teilnehmer oder diese gehören meist der älteren Generation an. Es ist Schade, dass nicht mehr so viele Jugendlichen zu den Forumstätigkeiten kommen“, sagt sie. Die jüngsten Schülerinnen und Schüler besuchen den Mal- und Bildhauerzirkel oder den Tanzkurs, aber wenn sie das Pubertätsalter erreichen, dann scheiden sie aus. „Sie springen dann nach zehn Jahren Volkstänze ab“, sagt die Lehrerin. Die deutschen Klassen am Diaconovici-Tietz-Nationalkolleg in Reschitza sind gut besucht. In der ersten Klasse sind in diesem Jahr 34 Schüler, Yvonne Demenyis zweite Klasse hat 28 Schüler. Ihre Schülerinnen und Schüler sind bei den meisten Veranstaltungen in deutscher Sprache dabei. „Die Mehrheit der Kinder stammt aus rumänischen Familien. Prioritär ist also, dass sie die deutsche Sprache erlernen und sehr gut können“, sagt die Lehrerin. Auch im Banater Bergland ist das Interesse für Deutsch hoch. „Die Eltern haben verstanden, dass Deutsch ein offenes Tor zu Europa ist“, sagt sie.
Zusammen mit ihren Schülern hat Yvonne Demenyi im Laufe der Jahre verschiedene Projekte durchgeführt. „Gemeinsame Wurzeln“ hieß, zum Beispiel, das deutsch-österreichische Comenius-Projekt, das die Schule aus Reschitza mit der Region Steier aus Österreich vor sieben Jahren umsetzte. Dabei gab es Erfahrungsaustausche zwischen den Schülern aus Rumänien und jenen aus Österreich. Ein anderes Projekt lief mit der Wirtschaftsschule aus dem italienischen Meran, die auf Tourismus spezialisiert ist. Die Schüler der deutschen Abteilung absolvierten dort ein Praktikum und durften im Sommer als Hoteliers oder in der Küche arbeiten, um ein bisschen Geld zu verdienen. Bei dem Malwettbewerb „Kinder malen ihre Heimat“ und bei dem Rolf-Bossert-Literaturwettbewerb sind Yvonne Demenyis Schüler jedes Jahr dabei.
Yvonne Demenyi ist in Reschitza geboren. Die Deutsche ist verheiratet und hat zwei Töchter: ihre älteste Tochter (29) ist Architektin in Graz, die jüngere Tochter (26) arbeitet als Physiotherapeutin in Offenburg. Im Lehrwesen ist Yvonne Demenyi seit 31 Jahren tätig. „Die ersten sieben Jahre waren sehr schwer. Nach Abschluss des Pädagogischen Lyzeums in Hermannstadt kam ich nach Reschitza, wo ich zuerst an der Allgemeinschule Nr. 6 unterrichten musste. Es war Simultanunterricht. Dazu kam, dass unsere beiden Schuldirektoren jeden Morgen zwei Lektionspläne und zwei Skizzen haben wollten, und das drei Jahre lang“, erinnert sich Yvonne Demenyi. Und trotzdem scheint es manchmal heutzutage schwieriger zu sein, sagt sie. „Die Kinder wissen sehr viel, sie haben Zugang zu vielen Informationsquellen, sie stellen Fragen, lenken ab“, sagt sie. „Es ist schon stressig, aber es macht auch nach so vielen Jahren Spaß“, fügt sie hinzu.
Wenn Yvonne Demenyi nicht in der Schule ist, dann ist sie wahrscheinlich bei einer Veranstaltung des Forums, bei den Proben des Franz-Stürmer-Chors, dessen Gründungsmitglied sie ist, oder in der Reschitzaer Schwimmhalle. Yvonne Demenyi schwimmt für ihr Leben gern. „Mit drei Jahren haben sie mich ins Wasser geworfen“, sagt die Profi-Schwimmerin lächelnd. Mit ihrem Schwimmverein „Reschitza 07“ beteiligt sie sich ab und zu auch an Schwimmwettbewerben für Senioren im In- und Ausland. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählt sie auch das Wandern im Gebirge. „An den Wochenenden entspannen wir in unserem Wochenendhaus in Franzdorf“, sagt Yvonne Demenyi. Jedes Jahr im Frühling und im Herbst unternimmt sie auch mit ihrer Klasse einen Ausflug ins Gebirge.