Sie sollte im März 2020 stattfinden: die XXX. Auflage der „Deutschen Literaturtage in Reschitza“. Das Coronavirus zeigte uns aber seine Stärke und so wurden sie auf Ende August vertagt. Es sollte daraus, wie die Zahl der Auflagen es bezeugt, eine Jubiläumsveranstaltung werden: mit Gästen aus dem mittel- und südosteuropäischen deutschsprachigen Raum, mit viel Literatur, aber auch interessanten Gesprächen und einem Rahmenprogramm, das dazu verhelfen sollte, daraus ein wirkliches Event zu machen und die freundschaftlichen kulturellen Interferenzen widerzuspiegeln. Als sich die Zeit der Organisation näherte, musste man feststellen, dass die gesundheitliche Lage sich im Sommer nicht verbessert hatte, dass eine neue Welle von Erkrankungen Europaweit erschienen ist, und somit man eine neue Variante suchen musste… Man verschob den Termin nochmals auf das erste Wochenende im September und begann sich darüber Gedanken zu machen, ob und wie es zu einer teilweisen Online-Veranstaltung kommen sollte. Es war ein Novum für uns alle in Reschitza, weil so etwas noch nicht organisiert wurde. Man wollte auch nicht improvisieren, denn es sollte kein Schaden an der Reputation der „Deutschen Literaturtage in Reschitza“ entstehen, besonders jetzt, da es um eine Jubiläumsauflage ging.
Und so machten wir uns an die Arbeit: erstens wurde die gesundheitliche Fürsorge in den Mittelpunkt gestellt und darauf verzichtet, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Ausland und aus dem Inland - aus Siebenbürgen -, die im Programm mit Lesungen bzw. Buchpräsentation namentlich standen, direkt nach Reschitza kommen sollten. Man baute aber auf die Teilnahme aus Temeswar, die, wenn nötig man noch umdisponieren hätte können. Und dann das Schwierigste: das Technische aufzubauen, sich damit in Reschitza und in den Orten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertraut zu machen. Erste Generalproben mit dem Technikum wurden in der Woche vor dem Beginn zweimal organisiert.
Und nun zur tatsächlichen Ausführung…
Das ursprüngliche Programm vom März wurde zunächst von vier auf drei Tage zusammengezogen, und selbst da in geringer Weise gekürzt. Alles war bereit, am Freitag, dem 4. September, ab 16:00 Uhr, im Mehrzweckraum der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek in einem regelrecht aufgebauten Studio. Das gesamte Programm konnte live auf YouTube und auf der Facebookseite des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen mitverfolgt werden. Alle Programmpunkte sind sozusagen „abgehakt“ worden, nichts blieb aus, alles wurde wie eingeplant zugunsten der deutschen Literatur und ihrer Interessenten abgewickelt.Begonnen hat es mit der traditionellen festlichen Eröffnung durch den Hauptveranstalter. Es wurde die Entstehungsgeschichte dieser Auflage mit Einzeleinheiten geschildert, die personalisierte COVID-Mundmaske vorgestellt und nicht zuletzt über den traditionell auch in diesem Jahr angefertigten Sonderbriefumschlag mit Sonderstempel berichtet. Auch wurde die Liste von jenen Persönlichkeiten vorgetragen, die mehr als fünfmal in den dreißig Jahren dabei waren und denen man bei zukünftigen Gelegenheiten ein Diplom als Ehrenzeichen zusammen mit einer kleinen Trophäe überreichen wird. Dies sind folgende Personen (nach der Teilnahmenummer eingeordnet): Edith Guip-Cobilanschi (Temeswar), Carol König (Bukarest), Joachim Wittstock (Hermannstadt), Carmen Elisabeth Puchianu (Kronstadt), Annemarie Podlipny-Hehn (Temeswar), Veronika Haring (Marburg an der Drau / Slowenien), Nora Iuga (Bukarest), Ales Tacer (Mahrenberg / Slowenien), Balthasar Waitz (Temeswar), Hans Dama (Wien / Österreich), Engelbert Friedrich (Schleusingen / Deutschland), Simion Dănilă (Belinț, Temesch), Michael Astner (Jassy), Robert Gabriel Elekes (Kronstadt), Dagmar Dusil (Bamberg / Deutschland), Henrike Brădiceanu-Persem (Temeswar), Maria Pongrácz (Temeswar), Udo Peter Wagner (Hermannstadt), Ilse Hehn (Ulm / Deutschland), Mariana Virginia Lăzărescu (Bukarest), Robert Tari (Temeswar), Ivan Korponai (Stehanjavas / Slowenien) und Beatrice Ungar (Hermannstadt).
Ein voller Erfolg war auch der kommende Punkt im Tagesprogramm: die filmische Retrospektive der deutschen Sendung bei TVR, zusammengestellt von Alex Calcan (Bukarest) unter dem Titel „30 Auflagen «Deutsche Literaturtage in Reschitza»“. Die Journalistin und Übersetzerin Beatrice Ungar aus Hermannstadt präsentierte sodann online den Band „Ausgewählte Gedichte” der Autorin Nora Iuga (Bukarest), erschienen im „Banatul Montan“-Verlag Reschitza, 2020, als 102. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, gefolgt von einer Videoaufzeichnung mit der Lesung der Autorin Nora Iuga aus Bukarest, die mit Hilfe der Deutschen Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens TVR entstanden war.
„Schlossbergzeile, konsularisch betrachtet. Erzählende Prosa“ war der Titel der Online-Lesung des Autors Joachim Wittstock (Hermannstadt), die nach Nora Iuga folgte. Und noch eine Buchpräsentation stand im Visier des Nachmittags: Beatrice Ungar präsentierte online den Band „Du bist mein Kreuz / Tu eșticrucea mea“ der Autorin Christel Ungar (Bukarest), erschienen 2020 im „Honterus“-Verlag Hermannstadt, gefolgt von einer Lesung der Autorin selbst, die ebenfalls mit Hilfe der Deutschen Sendung von TVR aufgezeichnet und uns zugesandt worden war.
Der interessante und spannende Vortrag Horst Samsons (Neuberg, Deutschland): „In den Lüften liegt man nicht eng. Anmerkungen zur unauflösbaren Tragik des Dichters Paul Celan (1920 - 1970)”, fand positives Echo unter den Online-Teilnehmern europaweit. Dieser Programmpunkt war dem 100. Geburtstag von Paul Celan gewidmet und wurde auf die Bitte der Organisatoren hin zusammengefasst.
Der erste Tag der Veranstaltung endete mit einer Video-aufgezeichneten Lesung des ersten Preisträgers des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises, Alexander Estis (Schweiz). Die festliche Überreichung des Preises sollte innerhalb dieser Auflage geschehen, doch sie wurde aus pandemischen Gründen von uns aus auf das kommende Jahr verschoben.
Am zweiten Tag setzte man ab 10:00 Uhr in der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek mit einer neuen Buchpräsentation fort: Die Hermannstädterin Beatrice Ungar präsentierte online den Band „So is(s)t Hermannstadt“ der Autorin Dagmar Dusil aus Bamberg / Deutschland, erschienen 2019 im „Pop“-Verlag Ludwigsburg / Deutschland - Reihe Fragmentarium, Bd. 15, gefolgt von einer Onlinelesung der Autorin selbst.
Zum ersten Mal als Gast bei den Reschitzaer Literaturtagen dabei war Josef Balazs (Schwabach, Deutschland), der online den Band „Der befestigte Glaube. Kirchenburgen in Siebenbürgen“ (Herausgeber: Prof. Dr. Jürgen van Buer und Josef Balazs), erschienen 2018 im „Logos“-Verlag Berlin, präsentierte und eine Lesung daraus vornahm.
Aus Berlin schaltete sich Edith Ottschofski zu, die den Band „Roms Flair in flagranti“ der Autorin Ilse Hehn (Ulm, Deutschland) vorstellte, einen Band, der 2019 im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, Deutschland - Reihe Epik, Bd. 109 erschienen ist und aus dem daraufhin Erwin Josef Ţigla las. Der Gastgeber der Literaturtage blieb weiter am Mikrophon für eine Buchpräsentation: Er stellte das Buch „Wolfsberg. Geschichten aus dem Banater Bergland“ des Autors Balthasar Waitz (Temeswar), Preisträger des Donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg für das Jahr 2019, vor, erschienen im „Banatul Montan“-Verlag Reschitza, 2019, als 99. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und las daraus.
Der Vormittag endete mit zwei Online-Verbindungen: eine Lesung des Autors Hellmut Seiler (Backnang, Deutschland) unter dem Motto „Kopfreisen - Neue Texte“ und eine Lesung der Autorin Edith Ottschofski (Berlin, Deutschland) unter dem Motto „Flüchtige Begegnungen“.
Der Nachmittag brachte die Versetzung des aufgebauten Studios in den Hof der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek. Bei herrlichem Sommerwetter erfolgte eine Buchpräsentation des Autors Horst Samson. Der Autor selbst stellte seinen neuesten Band „Das Meer im Rausch. Gedichte und Bilder“, erschienen 2019 im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, online vor und las daraus.Die Autorin Carmen Elisabeth Puchianu aus Kronstadt folgte sodann mit einer „Text-Collage”, während Dagmar Dusil ihre Erzählung „Mioara“ online zum Besten gab.
(Fortsetzung in der kommenden Ausgabe)
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