„Die Diaspora und ihre Freunde“

950 Forscher aus 35 Ländern haben sich in Temeswar eingefunden

Die Tagung „Die Diaspora und ihre Freunde“ fand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten Klaus Johannis statt.

Die Eröffnung der Veranstaltung im Opernsaal

Seit mehreren Tagen hatte ein Banner über die Veranstaltung informiert: Mehrere Workshops wurden im Hauptgebäude der West-Universität organisiert.
Fotos: die Verfasserin

Eine Liste mit Prioritäten in den Bereichen Bildung und Forschung hat Präsident Klaus Johannis von den Teilnehmern an dem vierten Treffen der Wissenschaftler aus der Diaspora verlangt und in den zwei Workshop-Tagen haben diese mit ihren Kollegen aus Rumänien an dieser Prioritätenliste gearbeitet. Die Vertreter der 21 Workshops haben in einer Vollversammlung am Donnerstag die Ergebnisse vorgetragen, die auch dem Präsidenten vorgelegt werden.

Vergangener Woche hat in Temeswar die Tagung „Die Diaspora in der wissenschaftlichen Forschung und dem Hochschulwesen in Rumänien – Die Diaspora und ihre Freunde“ stattgefunden, eine Großveranstaltung, die über 950 Teilnehmer zusammengebracht hat, aus 35 Ländern von vier Kontinenten.

Zweck war, aus Rumänien stammende Wissenschaftler, die im Ausland tätig sind, mit Kollegen von rumänischen Universitäten zusammenzubringen und die Bildung von Netzwerken anzuregen, die gerade in der Forschung von großer Bedeutung sind. Es war das vierte Treffen dieser Art seit 2008; alle drei vorangegangenen Veranstaltungen haben in Bukarest stattgefunden.

Das Event, das unter der Schirmherrschaft des Präsidenten Klaus Johannis stattfindet, wird zwischen dem 25. und dem 28. April in Temeswar organisiert. Der Dialog zwischen den Forschern soll zu einer besseren Zusammenarbeit und Vernetzung führen. Projekte und Partnerschaften sollen dadurch entstehen.

Für die Veranstaltung, hatten sich namhafte aus Rumänien stammende Forscher gemeldet, die in den USA, Kanada, Israel, Singapur, Ägypten, Kuweit und in verschiedenen Staaten Europas arbeiten.

 

Kontakte, Netzwerke

Die 21 Workshops waren auf breitgefächerte, aktuelle Themen ausgerichtet, wie etwa „Immigration und Imagination“, „Big Data“ oder „Biotechnologien“, aber auch über regenerierbare Energien, internationale Beziehungen oder die Diaspora selber. An jedem Workshop haben auch junge Forscher teilgenommen (zirka 30 Prozent). 15 Prozent der Teilnehmer an jedem Workshop waren Doktoranden gewesen, so dass diesen die Expertise der Teilnehmer aus dem In- und Ausland zugutekamen. Die Teilnehmer haben sich vorwiegend über die eigenen Forschungsprojekte ausgetauscht und Kontakte geknüpft.

Eine der interessantesten Ideen, die innerhalb der Tagung besprochen wurden, war das Erstellen einer digitalen Karte der Diaspora nach dem Beispiel eines Projektes, das an einer Pariser Universität in einem kleinen Umfang bereits durchgeführt wurde.

Die Tagung fand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten Klaus Johannis statt. Veranstalter waren das Ministerium für Bildung und Forschung, die Behörde für Hochschulbildung, Forschung, Entwicklung und Innovationsförderung UEFISCDI sowie die West-Universität Temeswar, wo auch die meisten Workshops stattgefunden haben. Als Mitveranstalter agierten die Universität „Politehnica“, die Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin sowie die Medizin- und Pharmazie-Universität Temeswar.

 

Projekt „Gebildetes Rumänien“

An der feierlichen Eröffnung im Saal der Rumänischen Oper Temeswar haben Präsident Klaus Johannis, Bildungsminister Adrian Curaj und der Minister für die Auslandsrumänen Dan Stoenescu teilgenommen. Präsident Klaus Johannis hob in seiner Rede den Wunsch hervor, „dass die rumänischen Eliten aus dem Ausland eingebunden werden und Beziehungen zwischen der akademischen Gemeinde aus Rumänien und den Institutionen des rumänischen Staates erschaffen werden sollen. Diese Bindungen haben ein riesiges Potenzial und bringen uns an eine Wissensgesellschaft näher, die auf Performanz, Verdienst, Kompetenz und Innovation beruht“. Dabei versicherte der Präsident, dass er seine Versprechen gegenüber der Diaspora eingehalten hat und auch weiterhin einhalten werde.

Die Rektoren der Temeswarer Universitäten sowie die Ioan P²un Otiman, der Leiter der Temeswarer Filiale der Rumänischen Akademie, waren ebenfalls anwesend. Für die West-Universität Temeswar war das Organisieren dieser Tagung von besonderer Bedeutung. Wie Marilen Pirtea, der Rektor der West-Universität Temewar, in seiner Rede bemerkte, ist der Status des Hochschullehrers im Wandel begriffen: „Es wird nicht nur Exzellenz in Lehre und Forschung von uns verlangt, sondern vermehrt das Aufgreifen der Probleme aus der Gesellschaft und die Suche nach Lösungen dafür. Das hat sich die West-Universität zum Ziel gesetzt. Wir sind stark an dem Projekt ‚Gebildetes Rumänien‘ gebunden, das von dem Präsidenten Klaus Johannis vorgeführt wurde“.

Auf den Punkt brachte der Temeswarer Nicolae Robu die Problematik des Hochschulwesens in Rumänien. Nicolae Robu, der über mehrere Mandate Prorektor und Rektor der Universität „Politehnica“ gewesen ist, sprach von der Notwendigkeit, dass sich die Regierung der Idee annehmen sollte, sechs Prozent des BIP für das Bildungswesen auszugeben, wie bereits schon oft verlangt wurde.

Wie Bildungsminister Adrian Curaj über die vierte Diaspora-Tagung erklärte, ist „das Format der vorangegangenen Tagungen beibehalten worden, der Schwerpunkt ist heute ein anderer. In diesem Jahr wird die Tagung eine Plattform des Dialogs und der Zusammenarbeit sein. Es ist das Jahr des ‚Gebildeten Rumäniens‘. Ich hoffe, dass 2016 auch das Jahr des Paradigmenwechsels in der Forschung in Rumänien wird. Ich bin optimistisch. Wir reden über Partnerschaften und Glaubwürdigkeit“.

Versprechen hat der Minister für die Wissenschaftler aus der Diaspora gemacht, denen Stipendien zur Verfügung gestellt werden sollen. „Auch können wir die Wissenschaftler aus dem Ausland versichern, dass sie keine Hürden mehr spüren, wenn sie sich für eine Stelle als Leiter eines Forschungsinstituts im Inland bewerben“, erklärte der Minister. Was die Forschung in Rumänien betrifft, zeigte sich der Minister zuversichtlich: „Wir haben sehr viel in die Infrastruktur in der Forschung investiert. So ist das Projekt des Lasers in M²gurele zu nennen, dies wird einer der begehrtesten Arbeitsstandorte in nächster Zukunft: ‚Laser-Land, das Land der Lichter‘. Ein weiteres Projekt, das von europäischer Bedeutung ist, trägt den Titel „Danubius, Strom, Delta, Meer‘. Aber es gibt auch andere Forschungsballungen wie etwa in Temeswar im Bereich IT“.

Offensichtlich hat die Tagung „Die Diaspora und ihre Freunde“ aber einen Wandel im öffentlichen Diskurs gebracht, von dem Schlagwort „Brain-Drain“ hin zur „Mobilität der Gehirne“ und dem Vernetzen.