Der Mann, der die rumänische Schwarzmeerflotte verscherbelt hat – oder als verantwortlicher Minister tatenlos wegsah, als sie verschrottet wurde – geht ans Mikrofon einer Schiffsleuteversammlung, brüstet sich, als Spitzenpolitiker sein Kapitänspatent immer zu erneuern und doziert über die Verzichtbarkeit auf Politiker, nicht aber auf Schiffsleute. Băsescu hat wieder mal aufs falsche Pferd im falschen Augenblick gesetzt – aber überzeugend!
Kein Wort über die weltweiten NSA-Abhörungen von Spitzenpoltikern (mit Beistand der Engländer). Ist auch B²sescu abgehört worden? Halten ihn die NSA und die amerikanische und die britische Botschaft in Bukarest für zu insektenklein? Den rumänischen Medien war bisher nichts Diesbezügliches zu entnehmen. Natürlich muss man sich beim Lesen fragen: wissen sie nichts oder halten sie ihr Wissen für „gute Gelegenheiten“ zurück. Objektivität heißt bei ihnen Berechnung.
Oder: hält die NSA Băsescu für zu raupisch in Amerika-Hörigkeit eingepuppt, als dass ihm Zweifel an der Richtigkeit und Berechtigung des NSA-Vorgehens aufkämen? Die muttimerkelsche Zaghaftigkeit von „So etwas macht man gegenüber Freunden nicht!“ hätte man vom dampfwalzig Auftretenden nicht erwartet. Der NSA-Abhörskandal entpuppt einen neuen Băsescu: eine gefühlvolle, samtgepolsterte Dampfwalze. Niederwalzen schon – das gehört sich bei ihm – aber ohne Spuren und Quetschungen! Den von MerkelHollande geförderten Modus-Vivendi-Vertrag mit den abhörlechzenden Amerikanern unterschreiben, aber so, dass genug Hintertürchen zum Nichteinhalten offenbleiben: „Freunde dich mit dem Teufel an, bis zu den Steg überquert hast“, sagt das in Rumänien politikrelevante Sprichwort. (Man denke an die eingeschlafene causa der CIA-Gefängnisse auf rumänischem Territorium... Dieser Steg ist überquert.)
Anders der quietschfidele Premierminister, der auf seinem jüngsten Amerikabesuch auch kein Wort über die amerikanische Abhörschweinerei fallenließ, hingegen das grundsätzlich schöne Bild vom „botanischen Garten Rumänien“ in die Welt setzte. Kleingoebbels aus Oltenien lancierte das Bonmot: „Wenn ihr es wollt, fördern wir nichts mehr und werden in einem botanischen Garten leben!“ Die Replik an die Dauerprotestler gegen Fracking und Goldförderung mittels Zyaniden.
Es geht um krasse Uninformiertheit bzw. um Informationsverschweigen, die viel Interpretierraum und Platz für Panikmache frei lassen. Die Frage ist augenblicklich gar nicht, was RMGC, Chevron und die Reichtumsritter an kolateraler Umweltschädigung vorhaben und wen sie mit wieviel fürs Augenzudrücken schmieren, sondern dass im Dialogchaos der Tauben – in dem die orthodoxe Kirche eine Vorreiterrolle einzunehmen beginnt und der Zivilgesellschaft den Rang abläuft – keiner so recht weiß, wovon er redet. Kirche (mit hohen Entschädigungsansprüchen im Raum Bârlad an Chevron) und Zivilgesellschaft stehen gleichrangig auf den Barrikaden, nebeneinander die sich am heftigsten Bekriegenden.
Der gar nicht so absurde Eugen Ionescu dazu: „Die Kirche hat alles getan, damit sich der Mensch in der Historie verirrt.“