Viel Neues ereignete sich eigentlich nicht bei der im Festsaal des Temeswarer AMG-Hauses abgehaltenen Generalversammlung der Mitglieder aus der Zweigstelle Temeswar des Rumänischen Schriftstellerverbandes. Trotzdem leistete man sich in der üblichen „Hitze des Gefechts“ wiedermal einen groben Ausrutscher: Begründet auf Satzungsbestimmungen wurde die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller, das berühmteste Mitglied der Temeswarer Filiale und des Landesverbands, wegen Nichtbegleichung des jährlichen Mitgliedsbeitrags (150 Lei) zeitweilig von ihren Rechten als USR-Mitglied suspendiert. Es ist wohlgemerkt …kein Ausschluss! Und es ist auch keine absolute Novität beim Rumänischen Schriftstellerverband: Im Rahmen der Wahlversammlung von 2013 (wir berichteten damals ausführlich darüber) schafften es die Teilnehmer im Beisein ihres Vorsitzenden N. Manolescu gar, Herta Müller aus dem Verband auszuschließen. Vor fünf Jahren sprach sich die Mehrheit danach doch gegen diese drastische und eher schädliche Maßnahme und zumindest für die künftige Ehrenmitgliedschaft der Literatur-Nobelpreisträgerin aus. 2013 wurden übrigens mehrere bekannte deutsche Banater Autoren ebenfalls wegen der Nichtbezahlung des Mitgliedsbeitrags wie Richard Wagner, Johann Lippet, William Tottok, Horst Fassel, Herbert Haupt oder Kristiane Kondrat , bis zu jenem Zeitpunkt Mitglieder der Filiale Temeswar, aus deren Reihen ausgeschlossen. Es geschah dann offensichtlich nichts Weiteres in dieser unangenehmen Sache. Die ganze Angelegenheit schien wegen den fortdauernden Machtkämpfe in der Leitung des Verbandes, mehr noch wegen den ärgerlichen finanziellen Schwierigkeiten bis zu der neuen Wahlversammlung in Temeswar in Vergessenheit geraten zu sein. Anstatt etwas aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen bzw. richtige Eigenwerte zu schätzen und zu ehren, leistete sich der Rumänische Schriftstellerverband, wie von Vielen im AMG-Saal empfunden, nun den gleichen Fauxpas, der dem angeschlagenen Image der Schriftstellergilde im In- und Ausland nur noch mehr Schaden zufügen wird. An dieser laut USR-Satzung im Fünf-Jahr-Turnus einberufenen Wahlversammlung (Sie finden bis 5. Mai in allen Zweigstellen des Landesverbandes statt), im Beisein der derzeitigen USR-Leitung und von vier der fünf Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden für die Amtszeit 2018-2023 (Nicolae Manolescu, Dan Lungu, Stefan Mitroi und Simona Vasilache) beteiligten sich diesmal 123 Autoren von den insgesamt 203 wahlberechtigten Mitgliedern der Temeswarer Filiale. Wie erwartet wurde Altvorsitzender Cornel Ungureanu - Der angesehene Autor, Literaturkritiker und Hochschullehrer, 1943 in Lugosch geboren, leitet seit 1990 die Geschicke der Temeswarer Zweigstelle des Rumänischen Schriftstellerverbandes - wie vor fünf Jahren, 2013, erneut nach einem spannenden Zweikampf mit dem Temeswarer Lyriker und Verleger Lucian Alexiu mit insgesamt 82 Stimmen gegenüber den 42 Stimmen seines Gegenkandidaten zum Vorsitzenden für die folgende Amtszeit gewählt. Das neue Leitungskomitee der Filiale besteht außer dem Vorsitzenden C. Ungureanu noch aus den Autoren Marian Odangiu, Robert Șerban, Claudiu T. Arieșan und Lucian Alexiu. Die abgegebenen Stimmen für den neuen Landesvorsitzenden werden am 5. Mai vom Leitungsrat in Bukarest ausgewertet.