In Zsolt Szabos Leben dreht sich alles um Musik: Zurzeit spielt er in der Rockband Burning Table (www.burningtable.com) und verwaltet zusammen mit seinem Freund und Bandmitglied Sa{i Vu{can die private Musikschule „Artsoma“, wo ungefähr 120 Schüler Musik und Bildende Künste studieren. ADZ-Redakteurin Marion Kräutner sprach mit ihm über seinen musikalischen Werdegang und seine gegenwärtigen Projekte.
Wie bist du ursprünglich zur Musik gekommen?
Ich besuchte das „Bartók Béla”-Lyzeum. Es ist keine Musikschule, obwohl sie nach dem Komponisten Béla Bartók benannt ist. Ich war in der achten Klasse und habe auf einmal Musik aus dem Erdgeschoss gehört: Es war die Schulband. Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe: „Wenn diese auch während der Biologie-Stunde weiter machen, dann gehe ich nach unten, um zu sehen was dort los ist. Ich kann es nicht mehr aushalten, in der Klasse zu bleiben.“ Dafür spielten sie zu gut. Ich kann mich sogar an den Bandnamen erinnern. Sie hießen Hermes und spielten eine Mischung aus Blues und Rock. Die Schwingungen, die von ihrer Musik ausgingen, zogen mich an. Ich stellte mich neben das Fenster und hörte ganz aufmerksam zu. Es war für mich der entscheidende Moment, als ich mir sagte, das möchte ich in Zukunft machen.
Welche war deine erste Band?
Während meiner Zeit am „Bartók Béla”-Lyzeum spielte ich in einer Band mit, die sich „Krater“ nannte. Ich besaß eine „Orpheus“-Gitarre, die war riesig. Sie war so groß, wie die Elektro-Gitarren der Beatles -die mit großem Korpus. Mein erstes Konzert fand in der „IMAIA“- Fabrik (Anm. d. Red. ehemalige Fabrik für Produktion von Landwirtschaftsgeräten), wo wir übrigens auch unser Praktikum machen mussten. Es gab dort einen Festsaal, wo einmal im Jahr Kulturveranstaltungen stattfanden. Unser Publikum war sehr laut. Alle kreischten. Wir konnten nur drei Akkorde spielen, aber wir fühlten uns wie Rockstars.
Gab es Momente, in denen du daran gedacht hast, mit der Musik aufzuhören?
Ja, es gab solche Momente. Aber ich möchte auf einen Schriftsteller verweisen, der gesagt hat: „Diejenigen, die ohne das Schreiben nicht leben können, sollen unbedingt weiter schreiben. Die, die ohne auskommen können, sollten es lassen.“ Ich kann ohne Musik nicht leben.
Was machst du, wenn du nicht Musik machst?
Ich habe zusammen mit einem Freund, Sa{i Vu{can, eine private Musikschule gegründet. Wir sind seit Oktober 2013 im Geschäft. Ich bin dort nicht nur als Geschäftsleiter tätig, sondern ich unterrichte auch. Ich bringe Kindern bei, wie man Gitarre spielt. Und sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Bei mir lernen inzwischen 15 Kinder. Wir bieten in unserer Schule auch andere Kurse an: Man kann Geige, Klavier, Gesang, Flöte und Schlagzeug lernen. Außerdem gibt es auch Mal- und Grafikkurse. Wir nehmen nur Kinder auf, die es aus freien Stücken machen wollen und nicht weil sie von ihren Eltern dazu gezwungen werden. Den meisten gefällt es so sehr, dass sie damit nicht mehr aufhören wollen.
Du bist jetzt Mitglied der Band Burning Table. Kannst du mir etwas zur Geschichte der Band sagen?
Mit Levi Molnar, dem Schlagzeuger, habe ich in der Band Survolaj zusammengespielt. Das war zwischen 1987-1993. Ich habe in dieser Zeit viele Erfahrungen sammeln können und ich habe gelernt, was es heißt, mit Leib und Seele Musik zu machen. Gleich nach der Wende wurden wir sehr erfolgreich. Manchmal denke ich, dass dieser Erfolg zu schnell kam, aber unverdient war es mit Sicherheit nicht. Es war eine schöne Zeit in meinem Leben. Nach Survolaj habe ich zusammen mit Levi und Bogy Nagy, der jetzige Sänger von Burning Table, in der Band Crossroads gespielt. Damals hatte ich auch einen Club der denselben Namen trug. 1995 weihte ich den Club ein, fünf Jahre später habe ich ihn geschlossen. Bedauern tue ich es nicht, weil es damals genau das war, was ich brauchte. Mit Crossroads spielten wir meistens Covers, aber ich fühlte irgendwann, dass ich mehr machen möchte. Ich wollte eigene Songs spielen. Wir entschieden uns darum, eine neue Band zu gründen. So wurde aus Crossroads Burning Table. Vier Stunden saßen wir an einem Tisch und suchten nach dem passenden Namen für unsere neue Musikgruppe. Nichts passte. Auf einmal ist [tefan Czifrak, der Bassist, aufgestanden und hat aus Versehen Absinth auf den Tisch verschüttet. Der Tisch ging in Flammen auf und ich schrie: „Burning Table!“/ „Brennender Tisch!“. Das war der perfekte Name. Nach einiger Zeit konnte [tefan nicht mehr bei uns weiter machen, denn er spielte auch in der Band „Implant pentru Refuz“ und es war für ihn zu viel. Letztendlich hat er sich für „Implant“ entschieden. Wir brauchten also einen neuen Bassisten. Razvan Marcuci stieß dazu. Nach einem halben Jahr in dieser Besetzung kam auch Sa{i Vu{can hinzu, mein derzeitiger Kollege von „Artsoma“, unserer Musikschule. Er brachte frischen Wind rein, indem er elektronische Elemente unserer Musik hinzufügte. Ich denke, es ist gut offen zu bleiben und mit der Zeit zu gehen. Man muss eine Ahnung davon haben, was sich heute in der Musikszene abspielt und nicht in den 70er, 80er Jahren festhängen. Einige fanden es merkwürdig, als wir anfingen, elektronische Elemente und Computer zu benutzen. Aber das ist nun mal so und zwar in fast 90 Prozent der Fälle, wenn man sich heutigen Rock anhört.
Welche sind deine Zukunftspläne?
Ich lasse mich überraschen und schwimme mit dem Strom. Ich hatte jetzt ein Jahr, in dem ich mir viele Sachen vorgenommen und 70 Prozent davon auch durchgeführt habe. Wir haben mit der Band 14 neue Songs aufgenommen und wir haben eine erfolgreiche Promophase hinter uns, denke ich. Und die Musikschule ist etwas ganz Großes. Wir haben dort 120 Schüler und zehn Lehrer. Mehr zu „Artsoma“ findet man auf unserer Webseite: www.artsoma.ro.
Wo kann das Publikum in Zukunft Burning Table spielen hören?
In September in Oradea. Wir haben keine anderen geplanten Auftritte. Irgendwann werden die Veranstalter, die ein Kulturprogramm haben möchten, sich mit den Gedanken anfreunden müssen, dass sie dafür auch Geld ausgeben müssen. Zurzeit versuchen alle kostenlos Konzerte zu bekommen, aber diese Sache wird nicht lange funktionieren. Wir, zum einen, haben eine andere Einstellung als vor einem Jahr. Damals sagten wir: „Last uns loslegen und spielen, so dass die Menschen erfahren was wir machen. Es macht sowieso Spaß.“ Es macht natürlich immer Spaß, aber ich glaube wir sind jetzt an einem anderen Punkt in unserer Entwicklung gelangt.
Wie promotet ihr euch? Wie geht das?
Leider nicht sehr gut. Wir haben mit zwei Managern zusammengearbeitet, aber das nicht für lange Zeit. Es war ok, aber nicht das, was wir brauchten. Jetzt promoten wir uns selbst, was nicht unbedingt gut ist, aber der richtige Mensch dafür wird uns schon finden oder wir ihn.
Du arbeitest viel mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Was möchtest du den jungen Leuten sagen, die mit Musik anfangen möchten?
Jetzt passt das hier wirklich gut, also möchte ich es wiederholen: Wenn sie nicht ohne Musik leben können, dann sollen sie unbedingt weiter machen, nie damit aufhören und Selbstvertrauen haben, denn das ist ebenfalls ganz wichtig.