Hollinger verbrachte seine Kindheit teils auf dem Land in St. Hubert und Groß-Kikinda (heute Jugoslawien), teils in Temeswar. Nach Abschluss des Temeswarer Realgymnasiums studierte er zunächst ein Jahr (1929-1930) Jura in Klausenburg, entscheidet sich dann aber für Germanistik und Anglistik und übersiedelt 1930 nach Wien. Hier belegte er aber auch Lehrveranstaltungen im Bereich der Pädagogik, Philosophie, des Sanskrit, des Altägyptischen, des Italienischen und Schwedischen. Er war Schüler berühmter Lehrer wie etwa Josef Nadler, Anton Pfalz, Karl Luick, Eva Freud u. a. Dieses vielseitige Interesse, vor allem an Sprachen, prägte die spätere Tätigkeit, ja das ganze Leben Rudolf Hollingers.
Im Jahre 1934 promovierte Hollinger bei Professor Nadler mit der Arbeit „Das Till Eulenspiegelbuch von 1515. Seine geistige und soziale Problematik.“
Nach Temeswar zurückgekehrt, war Hollinger von 1936 bis 1944 als Lehrer tätig: zunächst am Deutschen Realgymnasium, dann an der Pädagogischen Lehranstalt und in den beiden letzten Jahren dieser Zeitspanne auch als Direktor der Deutschen Knabenmittelschule der Banatia.
Im Herbst 1940 wurde Rudolf Hollinger im Auftrag der Deutschen Volksgruppe in Rumänien mit der Kulturarbeit im Banat betraut und Leiter der Kulturkammer. Gleichzeitig übernahm er 1941 die Schriftleitung des „Banater Schulboten“, Fachorgan der „Deutschen Lehrerschaft“, deren Gründung Nikolaus Hans Hockl, Leiter des Schulamts der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, mit dem Ziel angekündigt hatte, „fachliche Schulung auf weltanschaulicher Grundlage des Nationalsozialismus zu vermitteln“.
Hollinger war weder geistiger Vater der politischen Ausrichtung dieser Zeitschrift, noch militanter Ideologe. Seine Ernennung zum Schriftleiter erfolgte auf Grund seiner fachlichen (sprachlichen) Kompetenz. Ob dieser Tätigkeit hatte er in der Nachkriegszeit viel zu erdulden. Er sprach nicht gerne über diese Jahre (1936-1943): Wollte er es vermeiden, Lehrerkollegen zu nennen oder schämte er sich für die Tätigkeit, obwohl er sich weder politisch noch ideologisch engagiert hatte?
Im Temeswarer Freundeskreis um die „Banater Blätter“ war Rudolf Hollinger von Anfang an in erster Reihe tätig. Die Schriftenreihe der „Banater Blätter“ erschien in zwangloser Folge von 1934 bis 1941. Die Nummern 9 und 12 brachte Hollinger heraus, nämlich den Verband „Junge Banater Dichtung“ (1940) und das Büchlein „Die Banater Dichtung der Gegenwart. Überschau und Ausblick“ (1941). In diesem stellt Hollinger außer den oben erwähnten Autoren noch Heinrich Erk und Bruno Kremling vor. Dieselbe Arbeit erschien gekürzt in der Zeitschrift „Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur.“
Als Hauptmitarbeiter der „Banater Monatshefte“ (Temeswar 1933-1939) schrieb er zunächst Rezensionen und gestaltete zusammen mit dem Herausgeber Anton Valentin die Rubrik „Bücherschau“. Hollingers kritische Aufsätze setzen sich mit Werken Hans Carossas, Josef Weinhebers, Georg Brittings und anderer Autoren auseinander.
Rudolf Hollinger war, nach Peter Barth und Anton Valentin, der Mitarbeiter der „Banater Monatshefte“ mit den meisten Beiträgen. Außer Aufsätzen und Buchbesprechungen veröffentlichte er in ihnen Studien, Betrachtungen, Gedichte und Tagebuchnotizen. Hierzu sei auf die von Hans Diplich erstellte „Bibliographie in Auswahl“ der „Banater Monatshefte“ hingewiesen, die 1982 in der Festschrift für Josef Volkmar Senz erschienen ist.
Im Jahre 1940 erschien im Sammelband „Furche und Acker“ Hollingers Beitrag „Banater Dichtung der Gegenwart. Versuch einer geistigen Schau“. In dieser Arbeit unterstreicht der Verfasser, dass es wichtig sei, „um das Dasein solchen Schrifttums zu wissen, das dem Augenblick dient, um jenes zu betrachten, das den Alltag übersteigert und ihm die Weihe durch die Gewalt der dichterischen Gestaltung gibt.“ In diesem Aufsatz werden folgende Autoren vorgestellt: Josef Gabriel der Ältere, Karl Grünn, Nikolaus Schmidt, Adam Müller-Guttenbrunn, Karl von Möller, Johann Eugen Probst, Otto Alscher, Hilde Martini-Striegl, Annie-Schmidt-Endres, Peter Jung, Peter Barth, Jakob Hirsch, Hans Wolfram Hockl, Hans Diplich und Josef Gabriel der Jüngere. In diese Zeit gehört auch seine Arbeit über das Werk von Adam Müller-Guttenbrunn. In seinem 1942 veröffentlichten Büchlein „Adam Müller-Guttenbrunn, der Erwecker des Donaudeutschtums“ würdigt Hollinger die literarische Tätigkeit des Schwabendichters. Im ersten Abschnitt wird der Lebensweg Müller-Guttenbrunns beschrieben. Der zweite Teil setzt sich mit dem literarischen Werk auseinander, wobei Hollinger mehrere Schaffensperioden unterscheidet und diese eingehend behandelt. Auf Guttenbrunns Beziehungen zu anderen donauschwäbischen Dichtern wird hingewiesen.
(Fortsetzung folgt)