Donaustrategie und Firmenphilosophie

Wirtschaftsclub mit abendfüllendem Programm

Bei all den gebotenen Highlights ging beim Dezembertreffen des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat die angesagte Vollversammlung fast unter. Erfolge wie die Bemühungen zum Erhalt des Deutschen Konsulates oder die ersten konkreten Schritte in Richtung dualer Berufsausbildung schreibt sich der Club auf die Fahne. Foto: Der Verfasser

Jobs wolle sie schaffen, sagt Daniela Schily schlicht. Dabei kommt sie weder vom Arbeitsamt, noch aus der Privatwirtschaft: Die Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) will jedoch den Donauraum wirtschaftlich und touristisch aufleben lassen. Zur Donauraumstrategie gehören die zehn Anrainerstaaten der Donau, und vier weitere Länder im unmittelbaren Umfeld. Vor den Mitgliedern des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs stellte die GIZ-Mitarbeiterin das Projekt vor. 350.000 Radtouristen fahren von April bis September entlang der Donau, Kreuzfahrten mit Tausenden Touristen kommen hinzu, sagt Schily. Dieses Potenzial soll auf der Donau und vor allem am Unterlauf der Donau ausgeschlachtet und ausgeschöpft werden.

Man wolle keine bilateralen Produkte anbieten, sondern regionale Vorhaben verwirklichen, sagt Daniela Schily. Und wenn sie, die im serbischen Belgrad ihren Job versieht, von Vermarktung der Region spricht, dann beruht das auf Zahlen: Vier Prozent des BIP in Europa kommt aus dem Tourismus, ganze elf Prozent sind es indirekt und neun Millionen Menschen in Europa sind im Tourismus beschäftigt. Das Donau Competence Centre bündelt alle Faktoren, die mit dem Tourismus etwas gemeinsam haben: von der staatlichen Tourismusagentur, über Naturparks, Häfen bis hin zu den Reiseveranstaltern. 70 Prozent der Reisenden treffen ihre Entscheidung, nachdem sie Informationen aus dem Internet eingeholt haben, sagt der aus Arad stammende Mitarbeiter der GIZ Cristian Sallai. danube.travel heißt die Internetseite, die eigens zur Information und zum Promoten der Donauregion und –strategie erarbeitet wurde. 

Zum letzten Clubtreffen dieses Jahres hatte der Zahnarzt und Hochschulprofessor Dr. Emanuel Bratu eingeladen. Als ehemaliger Schüler der Lenau-Schule empfing der auf Implantate spezialisierte Zahnmediziner seine Gäste und stellte seine mit High-Tech versehene Praxis vor. Er wies in seiner Präsentation auf die Problematik mit der Stellenbesetzung durch gutes Personal hin. Es reiche nicht, gute Zahnärzte zu haben, wenn die Zahntechniker nicht auf einem gehobenen Niveau arbeiten können, sagte der Klinikleiter, dessen Vorfahren aus der Nähe von Hermannstadt/Sibiu stammen.

Über drei Generationen geht nun schon der Zahnarztberuf in der Familie Bratu. Sein Vater hat aus der ehemaligen NHO-Klinik die Zahnärztliche Poliklinik im Stadtzentrum von Temeswar ins Leben gerufen. Sein auch in Österreich gesammeltes Wissen gibt heute Emanuel Bratu an Studenten weiter, von denen manch einer in seiner Klinik weitermachen kann. Obwohl knapp 40 plant Bratu mit einer langfristigen Zukunft dieser Klinik: Mit 65 könne er nicht mehr ausreichend sehen und auch seine Hände seien nicht mehr ruhig genug für einen sicheren Eingriff. Ob sein Sohn die Zahnarzttradition der Familie fortsetzt, ist ungewiss: „Er ist begabter Fußballer“, sagt Bratu, doch die Tradition des Deutschen hat er nicht aufgegeben: Der Sprössling ist Schüler der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar.