Zu viel Energieverschwendung schadet dem Planeten: Auf diesen Aspekt machten am Samstag 7.000 Städte und Gemeinden aus 150 Ländern der Welt aufmerksam, als sie anlässlich der Earth Hour 2013 für eine Stunde das Licht ausschalteten und somit einen neuen Rekord aufstellten. Die Pyramiden von Gizeh, die Akropolis, der Eifelturm und Big Ben: Alle versanken anlässlich der siebten Earth Hour der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) für eine Stunde im Dunkeln, wobei sich unzählige Menschen mit der Aktion solidarisch zeigten und auch in ihren Häusern das Licht ausschalteten. Seit fünf Jahren ist auch Rumänien Teil der internationalen Earth Hour Bewegung. In diesem Jahr wurde Temeswar/Timişoara zur rumänischen Earth Hour Hauptstadt gewählt – nachdem die Bürger mehr als 3.500 Kilogramm PET-Flaschen im Rahmen einer organisierten Aktion eingesammelt hatten.
„Ich hoffe, dass zumindest die Generation meines Sohnes die Bedeutung des Umweltschutzes wahrnimmt“, sagte eine Temeswarerin, die am Samstag mit ihrem kleinen Sohn ins Zentrum von Temeswar gekommen war. Dutzende von Bürgern trotzten der Kälte und versammelten sich in der Innenstadt, um gemeinsam die Earth Hour 2013 zu begehen. Eine Aufführung des Merlin-Theaters, ein Konzert der Schlagzeuggruppe „Splash“ und ein Glockenkonzert des Hosana-Chors aus Großwardein/Oradea standen auf dem Programm. Die Straßenbeleuchtung in der Innenstadt wurde dabei ausgeschaltet. „Wir haben zwar unterschiedlichste Beschäftigungen, aber wenn es darum geht, gemeinsam ein Zeichen zu setzen, schaffen wir es, solidarisch zu agieren“, sagte Magor Csibi, Vorsitzender des WWF Rumänien, der extra nach Temeswar gekommen war. Ein paar Radfahrer kamen mit Fackeln an, Lampions stiegen in die Luft auf, zum Schluss gab es auch eine Feuer-Jonglage-Show mit der Gruppe „Shadows“. Obwohl zahlreiche Temeswarer ins Stadtzentrum gekommen waren, blieb das Licht trotzdem in vielen Haushalten an.
Auch sonst auf der Welt gab es zahlreiche Städte, in denen zwar die wichtigsten Bauten in der Dunkelheit verschwanden, die Bürger aber weniger gewissenhaft waren. So auch in der deutschen Hauptstadt Berlin. „Auch in Berlin wurde die Energiesparaktion des WWF zwischen 20.30 und 21.30 Uhr gewissenhaft gefeiert. Zumindest von der Stadt Berlin. Die Bürger ließen sich da weniger von der ´Earth Hour´ begeistern”, sagt ADZ/BZ-Redakteur Robert Tari, der am Samstag die Earth Hour in Berlin miterlebte. „In Stadtteilen wie Wedding brannten die Lichter weiter. Zwar nicht überall, jedoch überwiegte der Anteil an Verweigerern oder Ahnungslosen, welche die Earth Hour verschliefen”, berichtet Tari. Dafür versammelten sich fast 200 Berliner vor dem Brandenburger Tor, wo die Lampen, mit denen das Wahrzeichen angestrahlt wird, ausgeschaltet wurden. Auch WWF-Aktivisten schlugen hier ihre Zelte auf und warben für die Energiewende in Deutschland, während das Lied „City Lights” von Aschley Hicklin gespielt wurde. „Im Dunkeln standen auch die Gäste des Luxushotels Concorde. Hier wurde bei Kerzenschein gegessen”, so Robert Tari.
Der WWF-UK startete die Erdstunde-Kampagne in der Southbank in London mit Live-Übertragungen aus der ganzen Welt und dem Harlem Shake der Band McFly. „Big Ben, die Houses of Parliament, der Buckingham-Palast und die Tower Bridge waren nur einige der Sehenswürdigkeiten, die für eine Stunde ihre Lichter ausschalteten. Die Starköche Raymond Blanc, Gordon Ramsay und Hugh Fearnley-Whittingstall bereiteten Gerichte vor, die man bei Kerzenlicht essen kann“, sagt der Banater Roland Redl, der seit einigen Jahren in London lebt. TV-Moderator Kevin McCloud, Schauspielerin Miranda Richardson und Comedian Alistair McGowan nahmen in London ein exklusives Hörbuch mit den berühmten „Genau so“-Geschichten von Rudyard Kipling auf.
Auch Tausende Tschechen unterstützten die Earth Hour in Prag zwischen 20.30 und 21.30 lokaler Zeit. „Es gibt keine genauen Zahlen, aber das Event ´Earth Hour Tschechien´ hat bestimmt über 5.000 Fans gehabt“, sagt Lucie Kavanova, Journalistin aus Prag. Die Hauptstadt Tschechiens schaltete unter anderen die Lampen am Petrin Aufsichtsturm, an der Karlsbrücke und an der Aposteluhr am Altstädter Platz aus. „Einige Restaurants haben ein spezielles Abendessen bei Kerzenschein angeboten. Duzende Kleinstädte haben die ganze Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, wie zum Beispiel Hodonin, Breclav oder Boskovice im Süden des Landes“, berichtet Lucie Kavanova.
Zumindest für eine Stunde versank am Samstag die Welt im Dunkeln – ein Zeichen dafür, dass man mit der Energie sparsamer umgehen sollte. Hinsichtlich des romantischen Abendessens bei Kerzenschein meinten Kritiker allerdings, dass zwei Kerzen mehr Kohlendioxid produzieren würden als eine energiesparende Glühbirne. Außerdem wurde nicht dazu aufgefordert, beispielsweise Laptops oder Smartphones auszuschalten, um dadurch noch mehr Ressourcen zu schonen.