Bei meinen Aufenthalten in Lenauheim, versuche ich mir immer die Zeit so einzuteilen, dass ich auch unserem Mitarbeiter Alfred Mühlroth, in der „Hinerscht Gass“ einen Besuch abstatten kann. Biegt man von der „Haupt Gass“ in „Hinerscht Gass“ auf neu geteerter Straße ein und fährt etwa bis in die Hälfte der Straße so findet man auf der linken Seite ein schmuckes Haus. Vor dem Haus eine gepflegte Fläche, eine betonierte Einfahrt und ein Gassengraben wie früher gebaut. Nähert man sich dem Tor so findet man ein Namensschild, auf dem Mühlroth steht. Beim Betreten des Hofes wird man von Blumen empfangen und linkerseits sieht man akribisch gepflegte Gemüsebeete, mit allem was die Küche braucht. Da kommt auch schon der Hausherr auf mich zu und wir begrüßen uns. Der ältere Herr ist immer froh über meinen Besuch und in dem Haus, das sehr praktisch eingerichtet ist, tauschen wir uns immer aus. Die Banater Post, liegt meistens zur Hand. Es sind insbesondere Gespräche über die HOG Lenauheim, Landsmannschaft der Banater Schwaben, deren Mitglied er seit 1990 ist, und die Landsleute in Deutschland. Alfred Hans Mühlroth, macht den Eindruck, sich in seinem Heimatort Lenauheim recht wohl zu fühlen. Vielleicht hat auch die Heimat ein Stück zur Erreichung des hohen Alters beigetragen.
Alfred Hans Mühlroth wurde am 17. Juli 1930 in Lenauheim geboren. Die Volksschule besuchte er im Heimatort. In den Jahren 1941–1944 besuchte er die Prinz- Eugen-Schule (Banatia) in Temeswar und das Deutsche Knabengymnasium in Hatzfeld. In den großen Ferien musste er dem Vater schon zur Hand gehen und verschiedene kleinere Arbeiten verrichten. Im September 1944 flüchtete er mit seinen Eltern vor der heranrückenden Roten Armee mit einem Pferdewagen und weiteren Landsleuten durch Serbien, Ungarn, Österreich bis in den Böhmerwald nach Krumau an der Moldau. 1945 mussten die Flüchtlinge die Tschechoslowakei verlassen; so kehrte Alfred Hans Mühlroth zurück nach Lenauheim.
Das Elternhaus war – wie viele andere Wohnhäuser der Flüchtlinge – mittlerweile von rumänischen Kolonisten besetzt. Die Familie musste deshalb bei Verwandten und Bekannten Unterschlupf suchen und verschiedene Gelegenheitsarbeiten im Dorf und auch außerhalb verrichten. Im April 1947 ging Alfred. H. Mühlroth bei Baumeister Andreas Grogloth in die Zimmermannslehre bis 1950. Ab 1950 arbeitete er auf verschiedenen Baustellen in Temeswar, Gertjanosch und Warjasch als Zimmermann. 1951 heiratet er Elisabeth Weyer. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Helmut und Helga. Im April 1954 trat er der mittlerweile in Lenauheim gegründeten landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft bei und arbeitete hier zunächst als Zimmermann und ab 1957 als Verantwortlicher der Baustelle und den Werkstätten. In der LPG verblieb er bis 1969, und in dieser Zeit wurde er zweimal zum
stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Am 19. November 1969 wurde ihm das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Lenauheim übertragen, das er bis 1972 innehatte. Dann war er bis 1981 Vizebürgermeister. Es war in jenen Jahren, als die Gemeinde einen relativen wirtschaftlichen Aufschwung zu verzeichnen hatte. In drei Ortschaften (Lenauheim, Grabatz und Bogarosch) wurden neue Schulgebäude errichtet, Gehwege instandgesetzt und Trinkwasserbrunnen errichtet. In diese Zeit fällt auch die Erweiterung der Lenau-Gedenkstätte und die Gründung des Heimatmuseums.
Die hier ausgestellten Trachtenpuppen aus fast allen Banater deutschen Ortschaften waren damals ein großer Publikumsmagnet und sind bis heute Hauptattraktion des Museums. Ab 1982 arbeitete Alfred Hans Mühlroth in seinem ursprünglichen Beruf als Zimmermann auf verschiedenen Baustellen des Kreises Temesch. Im März 1990 verließ auch er mit seiner Frau Lenauheim und fand in Landshut eine neue Heimat. Bis zu seiner Rente 1993 arbeitete er bei einer Firma für Gelenkwellen und Antriebstechnik in Offenbach/Main. Im September 1997 wurde Alfred Hans Mühlroth zum Vorsitzenden der HOG Lenauheim gewählt. Seit 2001 ist er stellvertretender Vorsitzender und danach (bis 2009) Kassenprüfer. Im Jahre 2011 hat Alfred Mühlroth sich entschlossen wieder in seine Heimatgemeinde zu ziehen und dort zu leben. Doch auch heute steht der engagierte Landsmann dem HOG-Vorstand beratend zur Seite. Er ist Mitarbeiter des von der HOG herausgebrachten Lenauheimer Heimatblattes, stets in der ersten Reihe.
Die HOG Lenauheim wünscht dem Jubilar alles Gute, Gesundheit und persönliches Wohlergehen für die kommenden Jahre.
Werner Griebel