57 Künstler sind bisher für die Biennale Art Encounters angesagt, davon werden 20 Künstler Auftragswerke für die Biennale fertigen. Eine dieser Produktionen, eine Installation, wird von dem deutschen Künstler Michael Beutler geschaffen. Vergangene Woche hat sich dieser in Temeswar aufgehalten, um zum zweiten Mal Kontakt zur Stadt und den Menschen aufzunehmen. Der in Berlin schaffende Künstler, der unter anderem in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, Italien, Großbritannien und Schweden ausgestellt hat, wird im Sommer die Arbeit an der Installation in Temeswar beginnen. Dabei werden ihm wahrscheinlich Studenten zur Hand gehen, zu denen er bereits den Kontakt aufgenommen hat.
Michael Beutlers Installationen sind meist große Produktionen, für die er die verschiedensten Materialien gebraucht, Holz, aber auch Metall, Textilien, aber auch Glas. Da liegt es auf der Hand zu fragen, welches seine Inspirationsquellen sind: „Es ist immer anders, es hat auch etwas mit der Arbeitsweise zu tun, ich arbeite nicht in einem Atelier, sondern produziere immer an dem Ort, wo die Installation gebaut werden soll. Die Inspiration kommt aus der Situation heraus, es ist immer ein Dialog im Ort, mit den Menschen, mit dem Budget, mit den Materialien, die es da gibt und auch mit den Handwerkern. Es ist immer auch eine neue Möglichkeit, etwas zu bauen und zu nutzen und weiter zu lernen und zu schauen, wie ich mein Werk erweitern kann, über die spezifischen Eigenschaften einer Situation aus“.
Und wie ihn Temeswar dazu inspirieren soll, hat der Künstler auch erklärt: „Diesmal ist es schon ein bisschen konkreter, wir haben das Straßenbahnmuseum besucht, hier soll ich eine Installation aufbauen. Es ist ein sehr, sehr schöner Ort per se, mit einer funktionalen Architektur, die in gewisser Art und Weise auch ein von mir bevorzugter Raum ist, weil er kein ‚white cube‘ ist, der alle Eigenschaften einer Örtlichkeit ausblendet , sondern man sieht, wo man ist und man kann viel besser darin arbeiten und man kann viel besser über die Installation einen Dialog mit der Architektur herstellen, in der sie steht. Das für mich Aufregendste an der Stadt ist, dass sie, für mich, ein bisschen ähnliches Gefühl wie Berlin nach der Wende vermittelt. Man hat dieses Gefühl von wahnsinnig viel Potenzial in der Stadt und ein Gefühl des Aufbruchs. Temeswar ist auch Kulturhauptstadt in zwei Jahren. Man spürt es, wenn man herumläuft, die Stadt ist ein wunderschönes Maß, um darin zu flanieren. Und ich hoffe, dass es nicht so wie in Berlin wird, dass alles privatisiert wird, dass jede Baulücke zu ist. Es war ein spannender Prozess und ich glaube, eben deshalb ist es auch hier sehr, sehr spannend“.
Wenn es konkreter um die Installation geht und wie diese in den Rahmen der Biennale „Art Encounters“ einverleibt wird, meint Michael Beutler: „Ein Faden, den ich immer verfolge, ist immer das Handwerk. Meine Arbeiten sind immer sehr handwerklich und oft entwickle und baue ich speziell für jede Installation ein Werkzeug oder einen kleinen Apparat, der von den Helfern oder Arbeitern betrieben wird. Das Kunstwerk ergibt sich dann eben aus dem Prozess heraus. Vielleicht gibt es eine Idee, aber die wird durch den Prozess der Arbeit durch die Möglichkeiten, die da sind. Ich bin froh, wenn das Werk nicht so wird, wie ich es mir eingangs vorgestellt habe“.
Seine Kunstwerke sind „zu groß um transportiert zu werden, zum zweiten sind sie monumental, aber doch auf den Ausstellungsort abgestimmt, also ist es schon wichtig vor Ort zu arbeiten. Man kann immer beeinflussen, in die eine oder andere Richtung, aber ich arbeite mit den Leuten vor Ort, da kommt auch ein gewisser lokaler Einfluss, Expertise oder auch Un-Expertise, dadurch entsteht ein Dialog in der Produktion. Deshalb finde ich auch das Handwerk toll, weil es eine universelle Sprache ist, über die man sich miteinander verständigen kann, man baut zusammen, man produziert zusammen“.
Zu dieser ersten Phase, der Kontaktnahme zum Ausstellungsort und den Menschen hier, meint der Künstler: „Das Entscheidende an den Besuchen ist, dass man abklärt, was man für Vorstellungen hat und wie es jetzt ist. Die Vorstellung von Rumänien ist eine romantische, mein Bruder war einmal da, vor zehn Jahren, er hat das ganze Land bereist und mir die tollsten Fotos gezeigt. Ich habe mir Temeswar angeschaut, war gestern auch im Dorfmuseum und das große Thema bei der Führung war, dass man nicht mehr weiß, wie man das alles macht, das Handwerkliche. Die Handwerker, die das gemacht haben, gibt es nicht mehr, aber auch durch den Kommunismus ist dieses Erbe verloren gegangen, deshalb auch die Winde, von denen Maria (Lind – eine der beiden Kuratorinnen von Art Encounters N. Red.) spricht (in einem Interview, das in der BZ am 30. Januar erschienen ist). Durch allerlei Einflüsse kann so vieles verloren gehen, was regional in vielen Jahren entstanden sein mag. Vor allem auch hier in Temeswar, weil hier auch die Industrie sehr früh eingeführt wurde, gibt es gar nicht dieses Handwerk, wie ich es mir vorgestellt habe“.