Charismatische Popsänger wie Andrei Tiberiu Maria aka „Smiley“ können Plätze füllen. Das hat die jüngste Auflage des Temeswarer Stadtfestes gezeigt. Bewiesen wurde auch, dass unsere gewählten Vertreter die Geschichte ihrer Stadt einigermaßen kennen, solange es halt nichts mit dem ehemaligen Stadtfloristen Wilhelm Mühle zu tun hat. Zumindest weiß sowohl der ehemalige Vizebürgermeister Adrian Orza als auch der aktuelle Stadtherr Nicolae Robu, weshalb der dritte August für Temeswar so besonders ist. An jenem ereignisreichen Sommertag im Jahr 1919 befreite die rumänische Armee die Begastadt von serbischen Besatzungstruppen. Gleich zweimal wurde am Freitag Vormittag im Stadtrat dieselbe Geschichte erzählt. Orza und Robu im Wettstreit miteinander, wollten sich gegenseitig beweisen, wer Temeswars Geschichte besser kennen und besser erzählen kann.
Beim Kapitel „Wilhelm Mühle“ haperte es dagegen: Nicht alle Details über den renommierten Landschaftsarchitekten und Blumenhändler wollten stimmen, doch das störte selbst die Urenkelin Mühles nicht, die in seinem Namen die Auszeichnung zum Ehrenbürger der Stadt Temeswar entgegen nahm. Auch eine Büste „Wilhelm Mühles“ wurde am Freitag Vormittag im Rosengarten feierlich enthüllt. Neben ihr soll eine zweite folgen. Noch wisse die Stadt allerdings nicht, wem diese gewidmet sein soll. Es könnte Mühles Sohn Arpad sein, dem ebenfalls post mortem mit einer Büste gedacht werden soll.
Nicht nur den Persönlichkeiten von einst wurde zum Auftakt des Temeswarer Stadtfestes gedacht. Auch der Schriftsteller und Leiter des Schriftstellerverbandes Temesch, Cornel Ungureanu, erhielt eine Auszeichnung anlässlich seines 70. Geburtstages. Mit Ivo Muncian und Paul Eugen wurden zwei weitere Literaten gewürdigt, außerdem lobte Robu die Literaturzeitschrift Orizont, die vom rumänischen Verlegerverband ARIEL zur Zeitschrift des Jahres 2012 gekürt worden ist. Seit dem Frühjahr finanziert die Stadt die Druckkosten der Zeitschrift.
Die inzwischen 82 Jahre alte Athletin Elena Morariu wurde für ihre sportliche Laufbahn ausgezeichnet. Die dreimalige nationale Laufmeisterin hielt eine rührende Ansprache, in der sie auf ihre Kindheit in Temeswar verwies.
Die eigentlichen Höhepunkte des Temeswarer Stadtfestes waren die Konzerte am Wochenende auf dem Opernplatz sowie im Rosengarten. Die Stadtverwaltung hat sich darum bemüht, jeden Geschmack zu treffen. Während am Freitag und Samstag die Bühne kommerziellen Musikgruppen und Sängern wie Vunk, Delia, Andreea Bănică sowie Smiley gehörte, traten am Sonntag Blues Bands aus dem In- und Ausland auf. Damit wurde auch der Auftakt zu einem zweitägigen Bluesfestival gegeben. Zeitgleich mit den Blues-Konzerten wurde im Rosengarten Volksmusik gespielt. Zu den besonderen Gästen gehörte eine brasilianische Volkstanzgruppe.
In der M²r²{e{ti Fußgängerzone wurden tagsüber, trotz der exorbitanten Hitze, Werkstätten für die ganze Familie gehalten. Vereine luden zu kostenlosen Malworkshops ein. Den meisten Ansturm erlebte jedoch der Tanzclub „Magnum Team“, der kostenlose Tanzstunden anbot.