Vor kurzem hat eine Pressekonferenz des West-Uni-Rektors Prof. Dr. Marilen Pirtea und Prof. Dr. Constantin Chiriac, dem Direktor des Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt, stattgefunden. Darin wurde über eine Sommerschule für Kulturmanagement und einem anschließenden Masterstudiengang und über den Bedarf an Kulturmanagern hierzulande gesprochen. Welches ist Ihre Meinung diesbezüglich?
Die Sommerschule für Kulturmanagement, die anfangs auch „Sommerforum Inter//Local“ genannt wurde, ist ein von dem Verein Temeswar – Kulturhauptstadt Europas initiiertes Projekt, das von der West-Universität im Rahmen des Programms „Power Station“ durchgeführt wird. Dieses Programm sieht die Verbesserung der Managementkompetenzen im Kulturbereich vor. Die Initiative geht auf den Bedarf zurück, den der Kultursektor (der institutionelle wie auch der selbstständige Bereich) ausgedrückt hat, Kulturmanager, Leader, Produzenten von kulturellen Events auszubilden, die bei der Produktion von Veranstaltungen für das Jahr 2021 teilnehmen sollen. In diesem Sinne wird die Sommerschule, die in Partnerschaft mit der West-Universität organisiert wird, die Kursteilnehmer auf bestimmte Themen vorbereiten und/oder spezialisieren wie: Kulturmanagement, die Verbindung zwischen den lokalen Werten und den europäischen Werten, das Management der Erwartungen und Überraschungen. Die Erfahrung der Gastlektoren, die Vorlesungen halten, aber auch Mentoring-Arbeiten mit den Studenten haben werden, wird einen Mehrwert an Qualität in deren Vorbereitung einbringen, aber auch beim Finden von lokalen Antworten auf internationale Provokationen. Es wird somit ein Korpus an Spezialisten vorbereitet, zukünftige Leader im Bereich Kulturmanagement, die notwendig sind für Temeswar.
Die Sommerschule wird anschließend in einen Master im Bereich Kulturmanagement ausgeweitet, nachdem die nötigen Akkreditierungen erhalten werden. Da so die wichtigen spezialisierten Humanressourcen vorbereitet werden, die in der Temeswarer Kulturlandschaft danach bleiben werden, ist dies ein sehr wichtiges Unterfangen.
Werden Sie die Absolventen für das Programm 2021 rekrutieren?
Sicherlich stellen alle Absolventen unserer Programme für die Vorbereitung der Humanressourcen im Bereich Kultur, sowohl von der Sommerschule als auch von den Seminaren „TMWork“ für Projektmanagement und Produktion sowie im Rahmen des „LAB für das Schreiben europäischer Projekte“ (ein transnationales Ausbildungsprogramm für Eventveranstalter, der zusammen mit den europäischen Kulturhauptstädten Rijeka 2021 und Novi Sad 2021 abgewickelt wird) sowie auch die Kulturvermittler, die im Rahmen der Engagement-Unit für das Publikum (Engagement-Einheit des Vereins – N. Red.) ein wichtiges Reservoir für die Rekrutierung zukünftiger Kollegen im Rahmen des Programms Temeswar 2021.
Welches sind die Spezialisten, die der Verein für die zukünftige Sommerschule vorschlägt?
Bisher sind nur seitens der West-Uni Spezialisten vorgeschlagen worden, wir werden auch einige vorschlagen, nachdem wir mit der Leitung der Universität gesprochen haben.
Einer der von Constantin Chiriac unterstrichenen Aspekte war die Notwendigkeit des Bestehens der Kommunikation und der Existenz einer einzigen Stimme. Temeswar hat so viele Pluspunkte vorzuweisen für das Jahr 2021. In diesem Sinne: Was erwartet der Verein von der Debatte im Monat Juni, in deren Rahmen Constantin Chiriac an der Universität Best-Practice-Beispiele vorstellen wird?
Die Kommunikation müsste immer von allen verstanden und angewandt werden. Nur so kann ein kohärentes, besonderes Projekt für das Jahr 2021 realisiert werden. Der Verein Temeswar – Kulturhauptstadt Europas ist vielleicht das einzige gemeinsame Projekt der Stadt, das Hunderte von Menschen in öffentlichen Debatten um sich geschart hat, sowohl in der Kandidatur-Etappe, sechs Jahre lang, für das Verfassen der Akte und die Konzeption des Kulturprogramms, der Vision und des Konzeptes, als auch nach dem Gewinnen des Titels, als wir begonnen haben, an der Vorbereitung des Kulturprogramms mit den Kulturinstitutionen, den Universitäten, dem selbstständigen Kultursektor sowie mit Kulturmenschen aus verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Eigentlich haben die Jury, die Temeswar ausgewählt hat, und dann jene, die das Monitoring durchgeführt hat, auch festgestellt, dass Temeswar 2021 ein Projekt ist, dass durch einen breit angelegten partizipativen Prozess zustande gekommen ist. Die Kommunikation ist durch öffentliche Präsentationen des Programms gewährleistet sowie unserer Tätigkeiten, durch öffentliche Mitteilungen, aber auch durch die Debattenreihe „Café 21“, durch Interviews wie auch durch die Teilnahme an verschiedenen Kulturveranstaltungen in der Stadt sowie im Ausland, wo wir auch mit Kulturmenschen und Künstlern interagieren. In diesem Jahr organisieren wir auch Fokusgruppen zu Literatur, Jugendliche, Sport, Tanz, Film, bei denen die Initiativen zusammenkommen sollen, die es in der Stadt in diesen Bereichen gibt, mit dem Ziel, sie zu koordinieren, aber auch neue gemeinsame Events für das Jahr 2021 zu kreieren, sowie für das Heranziehen von neuen Publika und das Bringen der Kultur in Teilen der Stadt, in denen sich die Kultur noch nicht ausgewirkt hat. Was die Sommerschule an der West-Universität betrifft, wird diese eine gute Gelegenheit bieten, dass Herr Chiriac uns von den Erfahrungen in Hermannstadt 2007 mitteilt, auch wenn es damals andere politische, wirtschaftliche und gesetzliche Voraussetzungen gegeben hat, sowohl auf Landesebene als auch auf europäischer Ebene. Schließlich wollen wir von jedem lernen und vor allem von einer rumänischen Stadt, auf die wir stolz sind.
Werden Sie Constantin Chiriac zukünftig auch anders in das Projekt 2021 einbinden?
Herr Chiriac ist bereits in das Projekt 2021 eingebunden, dadurch dass er an diesem Masterstudiengang impliziert ist, der, wie ich bereits erwähnt habe, von dem Verein Temeswar – Kulturhauptstadt Europas in Partnerschaft mit der West-Universität initiiert wurde. Das ist somit eine erste konkrete und notwendige Zusammenarbeit. Zugleich nimmt unser Verein seit einigen Jahren an der Veranstaltungsbörse in Hermannstadt im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals teil, beide werden unter der Leitung von Constantin Chiriac durchgeführt. Seine Fachkenntnisse sind uns von reellem Nutzen, vor allem in den nächsten Jahren, wenn wir einige Großveranstaltungen organisieren wollen. Ich bin sicher, dass dieser Schritt in der Zusammenarbeit mit der West-Universität neue Chancen für die Zukunft eröffnen wird.
Wenn wir auf das Programm schauen, das der Verein vorschlägt: Welches ist das Event des Jahres 2018 in Temeswar?
Ich würde sogar zwei aufzählen, die groß angelegt sind und von unserem Verein organisiert werden. Das erste Event ist „Das Licht der Freiheit“, das am Freiheitsplatz zwischen dem 21. und dem 23. September stattfinden wird. An drei Abenden und drei Nächten wird der gesamte Platz dank der Gebäude sowie der Menschen wiederbelebt. An jedem Abend findet eine Vorstellung statt, die an die Geschichte der Stadt der letzten 100 Jahre erinnert, da wir ja im Jahr der Hundertjahrfeier sind, die sowohl für Rumänien als auch für Europa symbolisch ist. Dies wird das erste Event sein, das das Thema der historischen Plätze der Stadt als Trefforte aufgreift, als Orte der Sozialisierung und des Wiedertreffens des Anderen. Die nächsten Festivals dieser Art finden 2019 am Domplatz, 2020 am Victoriei-Platz und 2021 schließlich auf allen drei Plätzen statt. Alle Veranstaltungen werden um das Thema des Lichts herum konzipiert sein, welches das Thema unseres Programms als Kulturhauptstadt Europas darstellt.
Das zweite Event, das ich empfehle, ist ein Prototyp eines in Zukunft wichtigen Festivals für das Kulturleben der Stadt im Jahr 2021 und danach, und zwar „Bega!“, das in diesem Jahr in einem am Bega-Kanal zwischen dem 5. und dem 7. Oktober stattfinden soll. Die Veranstaltung wird vom Kulturzentrum „Plai“ vorbereitet und wird eine Reihe von Vorstellungen beinhalten, in denen sich Kunst, Film, Musik und Tanz die Verbindung zwischen dem Wasser und dem Licht mit Hilfe der Menschen machen werden. Der Bega-Kanal stellt die postindustrielle europäische Realität dar, die immer noch die Städte auf unserem Kontinent markiert. Die massiven verlassenen Bauten werden wie düstere Räume der Stadt rezipiert, in Erwartung einer kulturellen Umwandlung und das Projekt „Bega!“ im Rahmen von „Temeswar 2021 - Kulturhauptstadt Europas“ hat sich vorgenommen, die Rolle des Bega-Kanals aus einer Handelsroute für Waren in einen Kanal umzuwandeln, der Ideen und Menschen jenseits von Grenzen verbindet. Die Ufer werden zu Treffpunkten – ein großes mehrsprachiges Festival, bei dem wir zusammen ein Europa der Vielfalt feiern werden.
Es gab viele Diskussionen in letzter Zeit. Welches sind zurzeit Ihre drei größten Sorgen? Und andererseits Ihre drei besten Gründe, um Vertrauen im Erfolg zu haben?
Was die Sorgen betrifft, würde ich folgendes erwähnen: Noch fehlt ein Gesetzesrahmen, der die mehrjährige Finanzierung des Projektes ermöglichen würde und dieser wäre von Nutzen, weil wir, wenn wir an seriösen Produktionen arbeiten, fähig sein müssen, Verträge mit Künstlern bereits ein Jahr früher zu schließen. Dann würde ich noch die fehlende kulturelle Infrastruktur nennen und das Fehlen einer adäquaten Logistik für das Organisieren einer großen Anzahl an Vorstellungen und Großevents. Nicht zuletzt würde ich die Existenz persönlicher Egos erwähnen, in einigen Fällen, die sich aber hoffentlich mit der Zeit mindern werden, weil dies ein Projekt mit und für die Temeswarer ist, eigentlich das einzige wichtige für die Stadt und das muss unser Ziel bleiben.
Was den positiven Part betrifft, hat das Projekt bereits das Vertrauen und den Enthusiasmus einer großen Anzahl von Temeswarern gewonnen hat, die an unseren Tätigkeiten teilnehmen. Der selbstständige kulturelle Sektor arbeitet an unserer Seite und an der der Kulturinstitutionen für das Ausarbeiten der Programme für jedes Jahr und schließlich des Jahres 2021, das wir als ein Fest der Temeswarer wünschen, aber auch unseres Kontinenten, indem die lokalen Elemente der europäischen Vielfalt einen Plus an Würze bringen werden. Vertrauen gibt mir auch, dass Temeswar 2021 das Projekt ist, das die Stadt zusammenbringt. Das liest man an der großen Anzahl von Beitrittsgesuchen zum Verein ab, der den Titel gewonnen hat und legal mit der Umsetzung des Projektes designiert wurde. Nicht zuletzt, ein weiteres Element des Vertrauens im Erfolg ist die politische Unterstützung, seitens aller Parteien, für das Projekt Temeswar 2021, was neben der Unterstützung seitens der Bürger ebenfalls sehr wichtig ist für die Kontinuität der erfolgreichen Events auch nach dem Jahr 2021 ist. Weil ein solches Projekt das Leben der Stadt definitiv ändern soll, nicht nur für ein Jahr, sondern für immer.