„Ein kleines Örtchen mit ca. 800 Einwohnern – in Rumänien, 9 km nördlich der Stadt Arad. Nichtsahnend, dass es noch etwas Anderes gäbe auf dieser Welt, wo man wohnen, lernen oder spielen konnte“: So beginnt Christine Schleifer ihr Buch. Die aus Baumgarten/Livada im Kreis Arad stammende Deutsche lässt ihr Leben Revue passieren, erzählt von ihrer Kindheit in einem deutschbesiedelten Dorf, in dem das Leben perfekt scheint – solange Familie und Freunde zusammen sind. Später soll sich alles radikal verändern...
„Sehnsucht die mich trägt“ heißt das Buch von Christine Schleifer, geborene Jakob, das in diesem Sommer im Verlag 3.0 erschienen ist. In dem tagebuchartigen Sachbuch berichtet die 42-jährige Christine Schleifer von ihrer Kindheit in Baumgarten, ihrer Auswanderung nach Deutschland und ihrem späteren Leben in der Bundesrepublik. Ihre Lebensgeschichte beginnt die Autorin ab ihrem fünften Lebensjahr zu erzählen. Elemente aus dem Dorfleben verflechten sich mit autobiographischen Aspekten: „In der kleinen deutschen Schule, in der wir auch über unsere Dorfhistorie einiges lernten, wurden vier Klassen gleichzeitig unterrichtet von Gerda K., einer Dame mit schöner Fönfrisur. Ihre Röcke waren immer knielang und ihre Sommersprossen haben immer zum Hinsehen verführt“. Als Christine Schleifers Familie nach Deutschland auswandert, fühlt sich das Mädchen verlassen. Zuerst ist es die Oma, die Rumänien zurücklässt, es folgt der Opa bis schließlich auch Christines Eltern mit den beiden Kindern, Christine und ihrem Bruder, am 30. Mai 1980 den Weg ins Ausland einschlagen. Zunächst ist in Deutschland alles fremd, doch das Anpassen an die neuen Lebensumstände erfolgt rasch. Eine Rückkehr findet erst sechs Jahre später statt und Christine Schleifer fühlt sich wie „eine Fremde im früheren Heimatland“. Allerdings ist sie diesmal in Rumänien nur ein Gast. Zu Hause fühlt sie sich inzwischen nur noch in Deutschland.
Das Buch von Christine Schleifer ist von den unterschiedlichsten Gefühlen geprägt. Dominant ist jedoch die Sehnsucht – nach Gesundheit, Glück und Geborgenheit. Christine Schleifer wollte ihr Buch zunächst nur für ihre Kinder schreiben, beschloss später aber, auch andere Menschen daran teilhaben zu lassen. „Ich möchte ihnen erzählen, wie schön meine Kindheit war. Wie wichtig es im Leben ist, Erfahrungen zu sammeln, um dann zu erkennen, dass wir Menschen achten und lieben und ihnen das auch zeigen, solange wir sie hier auf Erden noch haben“, sagt sie.
Heute erinnert sich Christine Schleifer gern an ihren Heimatort in Westrumänien zurück. „Meine schönsten Erinnerungen sind die Feierlichkeiten in unserem Dorf. Hochzeiten, kirchliche Feste, Kirchweih...! Ich bestaunte die Kirchweihmädchen in ihren Trachten, die Bräute bei der Hochzeit, die Mariamädchen... und wäre so gerne auch eine von ihnen geworden. Liebevoll schmückten die Dorfbewohner alles zu jenen Anlässen. All das bewunderte ich und behielt es in Erinnerung aus Baumgarten“, sagt sie. Es sei ihr nicht schwer gefallen, ein Buch über ihr Leben zu schreiben. „Ich habe längst nicht alles in diesem Buch erzählt. Auch ich habe viele Geheimnisse“, gesteht Schleifer. Die einzige Verbindung der Autorin zu Rumänien ist in ihrem Herzen geblieben. Christine Schleifer möchte Rumänien nächstes Jahr an Pfingsten besuchen. Die größte Sehnsucht, die sie heute noch trägt, ist die Gesundheit und das Glück ihrer Familie.