Am 11. Juni 1897 wurden die ersten Filme in einem Kinohaus in Temeswar vorgeführt. Nach langem Disput könnte nun die Stadt, 120 Jahre nach diesem historischen Ereignis, erneut ein geeignetes Kinohaus haben und die ehemaligen Kinoräume von vor der Wende als Kultureinrichtungen benutzen. Sieben der ehemaligen Kinos in Temeswar gehen nun, nach einer endgültigen und unwiderruflichen Gerichtsentscheidung, in den Besitz der Stadt über.
Die Kinohäuser Timiş am Temeswarer Opernplatz, Dacia im gleichnamigen Stadtteil, Arta in der Iancu-Văcărescu-, Victoria in der Ciprian-Porumbescu-, Unirea in der Mureş-, Freidorf in der Andreescu-, Fratelia in der Izlaz-Straße sowie das Arta-Freiluftkino – all diese Einrichtungen sollen bis Ende Februar zum Eigentum der Stadt werden. Das Vorhaben zur Rückerstattung dieser ehemaligen Kinos war schwierig und umstritten.
Auch ein achtes Kino hat die Stadt im Visier. Das Studio-Kino ist vor einigen Jahren unter fragwürdigen Umständen in den Besitz einiger Privatpersonen geraten. Das Temeswarer Bürgermeisteramt kämpfte dafür bereits vor Gericht. Im April 2016 konnte die Stadt die Räume des ehemaligen Kinos von RADEF zurückgewinnen. „Wir hoffen, auch das Studio-Kino ohne zusätzliche Prozesse mit România-Film und dem Netzwerk des Rumänischen Unternehmens für Filmvertrieb (RADEF) endgültig erhalten zu können. Wir sind froh, ankündigen zu dürfen, dass die Stadt unter der aktuellen Verwaltung insgesamt elf Gebäude rückerstattet bekommen hat – drei Krankenhausgebäude und acht Kinohäuser – also null Gebäude sind verloren gegangen,“ sagte unlängst der Bürgermeister von Temeswar, Nicolae Robu, als der Gerichtsbeschluss bekannt gemacht wurde. „Dies ist ein riesiger Gewinn für die Stadt“, fügte er hinzu.
Ende November wurde das neue rumänische Kinogesetz durch eine Eilverordnung novelliert. Mehrere Änderungen traten in Kraft. Geregelt wurde die Art und Weise, wie Filmproduktionen sowie junge Filmschaffende finanziell unterstützt werden können, aber auch zusätzliche Möglichkeiten, ehemalige Kinosäle und Freiluftkinos in die Verwaltung der Kommunalbehörden übergehen zu lassen, stehen nun laut Eilverordnung 91/2016, Art.79, fest. Die Räume müssen innerhalb von höchstens sechs Monaten, nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist, vom Netzwerk des Rumänischen Unternehmens für Filmvertrieb (RADEF) unter die Obhut der jeweiligen Bürgermeisterämter übergehen. (die BZ berichtete).
Sowohl der Temeswarer Bürgermeister, als auch der Vizebürgermeister Dan Diaconu kündigten mehrmals an, dass nach der Rückerstattung alle ehemaligen Kinos zu Kulturzwecken verwendet werden sollen. Einige dieser sollen wieder als Kinos genutzt, andere in Kultureinrichtungen umgewandelt werden. Konkrete Projekte wurden bisher noch nicht bekannt gemacht.
Diskussionen über die Notwendigkeit eines Kinohauses gibt es schon seit mehreren Jahren mit den unabhängigen Vereinen „Pelicula Cultural²“ und „Marele Ecran“ in Temeswar. Diese NGOs fördern rumänische und europäische Filme und zeigen sie meistens im ungeeigneten Räumen oder im Capitol-Saal der Banater Philharmonie.„Für eine künftige Europäische Kulturhauptstadt ist eine Kinemathek unerdenklich“, sagte Lucian Mircu, der Vertreter des Vereins „Marele Ecran“ und Veranstalter des Filmfestivals „Ceau, Cinema“ in Temeswar.
Viele dieser ehemaligen Kinos sind äußerst sanierungsbedürftig. Um ein Kinohaus beherbergen zu können, müssen diese Räume vorerst generalüberholt werden, vor allem, da diese Säle keine Verbindung mehr zum Film hatten und viele im Laufe der Zeit für andere Zwecke (Diskos, Bingoräume oder sogar eine Klinik) verwendet wurden.
Der beste Ort für ein „Haus der Filme“ wäre das Studio-Kino, das bereits als Kinemathek der Stadt benutzt wurde. „Doch auch dieser Raum muss komplett saniert werden. EU-Fonds könnten dafür beantragt werden“, fügte Lucian Mircu hinzu. Als erfolgreiche Beispiele in dieser Hinsicht dienen die Kinos in Klausenburg oder in der Temescher Ortschaft Gottlob, dort, wo die Bürgermeisterämter rund 200.000 Euro aus dem Topf der EU für die Modernisierung der Räume herangezogen haben.
Bürgermeister Nicolae Robu hatte bereits mehrmals erwähnt, dass er die Verwaltung des städtischen Kinohauses den unabhängigen Filmfördervereinen überlassen möchte. „Die Vereine können sich jedoch selbst nicht leisten, diese Kinohäuser zu verwalten, wenn sie keine finanzielle Unterstützung für eine moderne Ausrüstung sowie für die Gehälter der Angestellten bekommen“, sagte der Vorsitzende des „Marele Ecran“-Vereins.