Ein neues internationales DSD-DFU-Projektseminar steht vor dem Startschuss. Es trägt den Namen „Epochenfestival“ und lockt mit einem Medienseminar Anfang November 25 LehrerInnen mit je zwei SchülerInnen nach Mediasch/Mediaş. Veranstalter sind Monika Nienaber-Willaredt, Fachberaterin für Deutsch in Bukarest für Süd- und Ostrumänien und Moldawien seitens der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), und Dr. Rolf Willaredt, ZfA-Fachberater für Deutsch und Deutschsprachigen Fachunterricht in Temeswar/Timişoara für Nord- und Westrumänien. Das Medienseminar gilt als erste schüleraktivierende Etappe des internationalen Projektseminars und findet vom 1. bis 3. November im Mediascher Zentrum für Lehrerfortbildung (ZfL) statt. Die dabei entstehenden Radiosendungen, journalistischen Texte und Filme sollen in den Klassen und Schulen für die Projektteilnahme im zweiten Schulhalbjahr werben.
„Es geht darum, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrkräften über die Epochen hinweg Themen aufsuchen und über sie recherchieren, viel Neues dazu lernen und es in diesem Kanon der Epochen in den Unterricht einbinden können“, erklärt Fachberater Willaredt. Was die Themenwahl angeht, so sei es ein sehr offenes Projekt. „Das ´Epochenfestival´ soll auch die Fächer des deutschsprachigen Fachunterrichts mit einbeziehen. Ich denke da an Geschichte, gesellschaftswissenschaftliche Dinge, aber auch die Naturwissenschaften könnten mitarbeiten, denn auch da gibt es einen Epochenbegriff. Selbst beim Urknall scheint man mehrere Epochen in dieser kurzen Sekunde zu unterscheiden“, erklärt Rolf Willaredt. Im Zentrum des Projekts steht die Beschäftigung mit den lehrplangemäßen Epochen Antike, Mittelalter, Barock, Aufklärung, Romantik, Realismus, Expressionismus, Moderne und Postmoderne. Diese sollen die SchülerInnen nach intensiver Recherche und Auseinandersetzung literarisch, musikalisch, filmisch, dramatisch, modisch oder kulinarisch präsentieren.
Dabei sind der Produktionsfreude der Eleven keine Grenzen gesetzt: Vom Verfassen eines mittelalterlichen Kochbuches oder eines barocken Sonettes bis hin zum Anfertigen einer romantischen Modezeitschrift oder dem Formulieren einer modernen Kurzgeschichte und vieles darüber hinaus sei alles denkbar, so Fachberater Willaredt.
Die Verbindung zu dem Lehrbuch der Klassen 11 und 12, an dem zur Zeit eine Lehrergruppe arbeitet, sei ebenfalls gegeben. In dem Buch soll es lehrplanbezogen um Epochen kurz vor dem Bakkalaureat gehen. „Wir brauchen für das Lehrbuch eine motivierende Möglichkeit, um die Abiturienten mit den Epochen zu beschäftigen“, betont Rolf Willaredt. Die SchülerInnen sollten sich praktisch mit der Vergangenheit beschäftigen, ohne dass dies immer als Lehrstoff für die Schule betrachtet wird. „Es geht darum, dass sie auch sehen, dass die Vergangenheit auch etwas mit ihrer Gegenwart zu tun hat“, sagt Rolf Willaredt.
Das Projektseminar ist jedoch nicht nur für die Schülerschaft gedacht, sondern gilt auch als Fortbildung für die teilnehmenden Lehrkräfte. Dadurch soll nämlich gezeigt werden, dass Deutschunterricht angebunden an die Gegenwart auch mit Themen aus der Vergangenheit spannend und schülerzentriert ablaufen kann.
Das Projektseminar „Epochenfestival“ kommt durch die Zusammenarbeit der beiden Fachberatungen in Bukarest und Temeswar zustande. In Ostrumänien und in Moldawien gebe es viele Schulen mit Deutsch als Fremdsprache (DaF), die miteinbezogen werden, während im Westen Rumäniens den Schwerpunkt eher die so genannten DaM-Schulen mit Deutsch als Muttersprache bilden. „In den DaF-Lehrplänen taucht immer wieder die Notwendigkeit auf, mit Literatur und Geschichte in Verbindung zu kommen. Wir wollen eine übergreifende Projektorientierung haben, die im 50-Minuten-Unterricht ankommt“, sagt Rolf Willaredt. Dies sei auf unterschiedlicher Art und Weise realisierbar. Themen und Motive können entlang der Menschheitsgeschichte diachronisch verfolgt werden oder einfach in einer speziellen Epoche aufgesucht und recherchiert werden. Die Zeitdauer und die Epochen-Charakteristika selbst können kritisch gesehen werden, weil die Übergänge fließend sind. Außerdem gebe es nicht nur „literarische“ Epochen, sondern auch andere Einteilungen in der Kunst und in der Wissenschaft. Diese Komponente sollten die Schülergruppen ebenfalls kennen lernen, wünscht sich Projektkoordinator Rolf Willaredt.
Das Projekt dient auch als Vorbereitung auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD II). „In der Schülerzentrierung und Kompetenzorientierung haben wir die Möglichkeit, das Fach Deutsch einzubinden. Wir glauben, dass man Projektunterricht im normalen Unterricht einbinden kann, um ihn damit effizienter, spannender, prüfungsorientierter und vor allem kompetenzorientiert zu machen“, erklärt Dr. Willaredt.
Neben den 42 DSD-Schulen und Partnerschulen aus Rumänien wurden auch Schulen aus Moldawien, Ungarn und Bulgarien eingeladen, bei dem internationalen Projektseminar mitzumachen. Nach Anmeldeschluss werden zirka 75 SeminarteilnehmerInnen in Mediasch erwartet. Für den Seminarverlauf sind Experten der einzelnen Medien-Bereiche als Co-Referentinnen und –Referenten am Zentrum für Lehrerfortbildung in Mediasch eingeladen.