Ich bezweifle, dass der Kommunikationswissenschaftler, Demoskope, Ex-PSD-Staatssekretär und –Minister Vasile Dâncu Recht hat, wenn er behauptet, dass „die PSD sechs Prozent der Stimmen verloren“ hat, weil sie Mircea Diaconu unterstützte. Richtig ist, dass die PSD ihm insgeheim geholfen hat, die enorm vielen Unterschriften zusammenzukriegen, um als Unabhängiger kandidieren zu können – um nachher festzustellen, dass Wähler, wohl in der irrigen Meinung, ihren Stempel einem PSD-Kandidaten aufzudrücken, für Diaconu stimmten. Die Trotztat der PSD war eine Herausforderung der PNL, die Diaconu vorher – in Saubermannpose – rausgeschmissen hat, jedoch auch ein PSD-Ätsch! in Richtung der Integritätsagentur ANI, die so viele der PSD-Granden kippte – und die auch an der Kandidatur des Schauspielers allerhand auszusetzen hatte, bis das Berufungsgericht Bukarest diesem das Recht zusprach, für das Europaparlament zu kandidieren. So entstand, ohne viel Zutun Diaconus, das Bild des Einzelkämpfers gegen das System, des politischen Haiducken.
Ich bin nicht begeistert, dass dieser Schauspieler – im ursprünglichen und im übertragenen Wortsinn – es als Unabhängiger ins Europäische Parlament geschafft hat, wo er genau das tun kann, was er vorher ganz offen sagte: nichts. Grundsätzlich ist die Wahl dieses Schauspielers, der mehr Stimmen zusammengerafft hat als zwei der Parteien, die für eine vergleichbare Stimmenzahl je zwei Parlamentarier nach Brüssel schicken (PMP und UDMR), ein Armutszeugnis der Wählerschaft Rumäniens. Für jene Manipuliermasse, die leider kaum je Politiker (im ursprünglichen, griechischen, Wortsinn des „tá politiká“ = Staatsgeschäfte und des „politiké techné“ = Kunst der Staatsverwaltung – wohl aber im seit 300 Jahren gebräuchlichen Sinn des „berechnenden, zielgerichteten Verhaltens“, einschließlich mit persönlichen Ambitionen) gekannt hat. Und die für einen Plastikeimer, Flaschenöffner, Trikots, Gummistiefel oder ein gefrorenes Brathähnchen ihre Stimme hergibt.
Man kann V.V.Ponta verstehen, wenn er gierig zugreifen und Diaconu zum Präsidentschaftskandidaten der PSD hochstilisieren möchte, zumal er einen Dankbarkeitsbonus beim Schauspieler gegenüber der PSD voraussetzt. Dass Diaconu prompt auf seinem Blog konterte, er werde „auf alle Fälle unabhängig“ bleiben, das sollte nicht ernster genommen werden, als dieser es gemeint hat. Auch als Unabhängiger kann er, unter Umständen und mit seinem Image des Opponenten gegenüber allem Etablierten (die paar Monate bis November wird das schon noch halten...) Präsident werden, wenn die Staatspartei hinter ihm steht.
Und wenn das von Basescu zerschlagene Rechte Spektrum nicht schnellstens einen Modus vivendi seines Zusammengehens und – vor allem – einen einvernehmlich akzeptierten und vorbehaltlos unterstützten Kandidaten findet. Einiges zeichnet sich ab, zumal der Instinkt Basescu gegenwärtig diktiert, zu kuschen, seit er realisiert hat, dass seine Jeans-Stöckelschuh-Kandidatin Udrea außer als Skandalnudel zu nichts taugt.