Seine ganze Gestalt strahlte Würde aus: In der Haltung, in den Bewegungen, in der Sprache las man Würde. Seine Majestät König Mihai I. wurde bei seinen Besuchen in Temeswar nach der Wende umjubelt. Daran erinnern sich alle, die dabei waren. Trotzdem: Der König lachte nicht, vielmehr waren seine Augen meistens mit Tränen gefüllt, von Rührung und einem Schmerz, den er immer mit sich trug.
Sein Schicksal war kein leichtes und das seines Landes auch nicht. Und er spürte sie eng verwoben. Er lebte sein Schicksal auf diese Weise: Auch im Exil fühlte er sich noch an sein Land gebunden, wie aus den Interviews hervorgeht, die er nach 1989 gegeben hat. Er war ein Beispiel für alle, die es wahrnehmen wollten: Das Beispiel der Würde und des Sich-Nicht-Beugens, der Standhaftigkeit und Ernsthaftigkeit, der Liebe und der Treue.
Die Ankündigung des Todes von König Mihai I. traf kurz nach seinem 96. Geburtstag ein, die Erinnerungen an Seine Majestät sind weiterhin wach und werden es für lange Jahre so bleiben. Im weiteren einige Aussagen von Dr. Johann Fernbach und Dr. Annemarie Podlipny-Hehn über ihre Begegnungen mit Seiner Majestät König Mihai I. von Rumänien.
Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB:
1997, beim Besuch von König Mihai I. von Rumänien in Temeswar war ich Intendant der Temeswarer Philharmonie. Der Metropolit des Banats, Nicolae Corneanu, hatte mich davon in Kenntnis gesetzt. Sofort kam mir die Idee, ein Konzert zu veranstalten und den König einzuladen. Auch der Metropolit zeigte sich begeistert von der Idee und so kam es am 27. April 1997 zur Aufführung.
Wir nahmen auch die berühmte V. Symphonie, von Beethoven, auch Schicksalssymphonie genannt, ins Programm auf. Das Konzert fand in der Staatsoper statt. Es wurde vom englischen Dirigenten Alan Tongue dirigiert.
Viele Zuschauer waren versammelt. Alle Orchestermitglieder trugen je eine weiße Nelke am Frack. Wir befanden uns alle auf der Bühne und haben so auf den König gewartet, der zusammen mit Königin Anna, mit Prinzessin Margareta und Prinz Duda in der Zentralloge Platz nahm.
Nach dem Konzert wurden im Foyer der Oper Photos geschossen und der König trug sich ins Goldene Buch des Philharmonischen Vereins ein.
Es war sehr beeindruckend, vor allem weil der König sehr menschennah und freundlich aufgetreten ist. Ich konnte buchstäblich in seinen Augen lesen, dass er uns als Freunde gesehen hat. Seither gilt der Königs für mich als emblematische Person. Ich glaube, es wäre sinnvoll, einen größeren Platz in der Stadt Temeswar nach ihm zu benennen.
Dr. Annemarie Podlipny-Hehn:
Eine der größten Veranstaltungen, die ich als Vorsitzende des DFDT am 13.-15. Okt. 2006 zum Anlass des EU-Beitritts Rumäniens organisierte, war das Symposium „Rumänien auf dem Weg nach Europa”, das im Rahmen der Temeswarer Deutschen Kulturtage stattfand. Es war dem 125. Jubiläum der Krönung Carol I. zum ersten König von Rumänien und von Elisabeth, alias Carmen Sylva, gewidmet, die das moderne Rumänien prägten. Mein größter Wunsch war, die königliche Familie bei unseren Veranstaltungen mit einzubeziehen. So hielten Prinzessin Margareta und Prinz Radu einen gemeinsamen Vortrag im Festsaal des AMG-Hauses über die Rolle der Königsfamilie bei der Integration Rumäniens in die NATO und die EU.
Zu einem Höhepunkt der Veranstaltungen wurde die Teilnahme SM König Mihai I. Von Rumänien und Königin Ana am Jubiläumskonzert „Carmen Sylva” in der Temeswarer Oper.
Am Tage darauf wurde die Gemeinschaft des Temeswarer Forums im königlichen Schloss Săvârşin empfangen. Lange unterhielt sich der volksnahe König mit den Forumsmitgliedern, schüttelte die Hände und ließ sich mit den Leuten fotografieren. Diese Begegnungen werden unvergessliche Momente für mich und alle Teilnehmer bleiben.
Rede SM König Mihai I. von Rumänien beim Jubiläumskonzert „Carmen Sylva“ in der Temeswarer Oper:
„Meine Damen und Herren,
Vielen Dank für Ihren Empfang und ich freue mich, dass ich bei diesem besonderen Anlass mit Ihnen zusammen sein kann.
Heute vereinen sich in Temeswar mehrere Symbole, sie alle als Teil eines Wachsens und Werdens Rumäniens aber auch des Vereinten Europas: die deutsche und rumänische Kultur, die rumänische Königsfamilie deutscher Abstammung sowie die Idee von Stabilität und Beständigkeit. Alle in der Stadt, die tonangebend in der Befreiung vom Kommunismus im Jahr 1989 war.
In weniger als drei Monaten werden sich Deutschland und Rumänien in der Europäischen Union erneut die Hände reichen. Die Grenzen, die einst gezogen wurden, um uns zu trennen, wie auch die Freiheit, für die die Temeswarer gekämpft haben, werden neue Bedeutungen erhalten. Wir werden frei sein, nicht nur um diese Schranken zu überschreiten, sondern frei für Fortschritt, Zivilisation und gegenseitigen Respekt.
Das Jubiläumskonzert „Carmen Sylva“ ist ein Moment in dem sich nach 140 Jahren seit der Ankunft des Königs und 90 Jahren nach dem Heimgang der Königin die Geschicke einer europäischen Nation erfüllen, die meine Vorfahren sich erträumt haben und für die sie sich mit Ehrfurcht eingesetzt haben.
Ich danke Ihnen!“