„Hier kann ein Flugzeug entstehen, daneben ein Schiff. Wir bauen Träume und Welten auf. Mit Nägeln und Metall, mit allen möglichen Stoffen und Materialien. Wir können hier alles produzieren! Alles außer Schauspieler“, so haben die Mitarbeiter des Temeswarer Nationaltheaters die erste Fabrik für Bühnenausstattung präsentiert. Die Einrichtung wurde vor Kurzem im Temeswarer Industriepark Freidorf eingeweiht. „Eine landesweite Premiere wurde hiermit aufgestellt. Mit dieser Einrichtung wurde auch der Grundstein einer Theaterindustrie in Rumänien gelegt“, so Ada Lupu, Intendantin des Temeswarer Nationaltheaters.
Vier Kulturminister haben sich im Laufe der Bauarbeiten (2008 – 2012) die Klinke reichen müssen, alle vier haben das Projekt unterstützt. Insgesamt sind knapp sieben Millionen Lei seitens des Kulturministeriums in die Einrichtung geflossen. Die Fabrik erstreckt sich auf einem Hektar, die bebaute Fläche umfasst 5500 Quadratmeter – das Gelände wurde von der Stadtverwaltung zur Nutzung überlassen und wird 49 Jahre lang in Pacht betrieben.
Die Einrichtung verfügt über mehrere Werkstätten, darunter auch über eine Malereiwerkstatt, ein Atelier für Tapisserie sowie über ein Depot für Bühnenbilder. Jede Werkstatt ist auch mit einem Büro ausgestattet. „Bei der Gestaltung und dem Entwurfsplan haben wir uns von anderen ähnlichen Einrichtungen in Europa inspirieren lassen. Dadurch entspricht der Bau den europäischen Normen“, so der Architekt Lucian Lichiardapol, der den Bauplan entworfen hat. In der neuen Fabrik wird Bühnenausstattung sowohl für das Temeswarer Nationaltheater geschaffen, aber auch für andere Theatereinrichtungen aus dem In- und Ausland. Auch die Wiener Oper sei daran interessiert, Bühnenausstattung hier fabrizieren zu lassen, so Ada Lupu.
„Die gesamte Bühnenausstattung für eine Vorstellung wird hier komplett montiert und so in die Innenstadt transportiert. Das ist ein großer Vorteil für uns. Wir gewinnen dadurch viel mehr Zeit, weil die Ausstattung schneller und professioneller geschaffen wird“, so Ada Lupu.
20 Mitarbeiter des Nationaltheaters werden hier arbeiten, ihnen wird auch ein Transportmittel zur Verfügung gestellt. „Sie haben dieses professionelle Umfeld verdient“, so Ada Lupu.
„Für die Temeswarer Zuschauer bedeutet diese Fabrik auch zahlreichere Vorstellungen und, vor allem, mehr Premieren im Jahr. Denn wir können nun auch mehr spielen, da wir nicht mehr so viel Zeit mit dem Montieren und Abmontieren der Bühnenausstattung verlieren werden“, so der Schauspieler Ion Rizea. Auch für die Regisseure bedeutet die neue Fabrik eine Herausforderung: „Wir haben nun die Chance, mit neuen Stoffen zu experimentieren und andere Materialien für die Bühnenausstattung zu entdecken“, sagt Regisseur Ion-Ardeal Ieremia. Die Werkstatt im Temeswarer Kulturpalais, wo bis jetzt die Bühnenausstattung für das Nationaltheater geschaffen wurde, soll künftig aufgelöst werden. Hier soll in Zukunft ein neuer Spielsaal eingerichtet werden – der dritte des Nationaltheaters Temeswar.
Die Fabrik für Bühnenausstattung wird im September ihren Betrieb voll aufnehmen.
Der offiziellen Einweihung vergangene Woche wohnte auch Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu bei. Er nutzte die Möglichkeit, sich von den Vertretern verschiedener Kultureinrichtungen, die anwesend waren, zu verabschieben: „Es ist wahrscheinlich mein letzter offizieller Auftritt als Bürgermeister. Daher möchte ich mich bei allen bedanken, die zur kulturellen Entwicklung dieser Stadt beigetragen haben“, so Ciuhandu.