Kurz nach der Befreiung Temeswars vom Türkenjoch 1716, als das Banat als kaiserliche Kron-Domäne noch im Aufbruch war, besaß, wie der Temeswarer Schriftsteller Robert Reiter in den zahlreichen „Chroniken“ seiner Heimatstadt erwähnt, dieser, von den langjährigen Türkenkriegen verheerte und teilweise menschenleere Landstrich, noch kaum die Fruchtbarkeit von heute ( Man erinnert sich: Schon Anfang des 20.Jahrhunderts galt das Banat wegen seiner bemerkenswerten Getreideproduktion als Kornkammer Europas). Für die Bäcker soll es in diesen Anfangsjahren hier gar nicht so einfach gewesen sein. Wir erfahren auch, dass die Bäcker das nötige Mehl zu jener Zeit nicht von den Mühlen bezogen. Sie kauften eher den Weizen von den Bauern an und ließen ihn dann selbst mahlen. Einmal, heißt es, nahmen die ersten Bäckermeister von Temeswar die zwei ärarischen Mühlen in der Fabrikstadt selbst in Pacht. Sie zahlten dafür jährlich einen Zins von 1220 Gulden.1724 beschwerten sich die “Becken“ von Temeswar bei der Landesverwaltung. Die Bauern lehnten es ab, ihren Weizen zu verkaufen. Die Bauern beriefen sich auf ein angebliches amtliches Verbot. Ein solches Verbot war jedoch nicht erlassen worden. Es wurde auch kundgetan, dass die Bäcker von Temeswar von den „Unterthanen“ Weizen ankaufen dürfen. Darauf hat die Administration noch eine Regelung für das Bäckerhandwerk in der Stadt getroffen: Die Zahl der Bäcker wurde auf drei festgesetzt.
Für das Brot wurden schon früh genaue Preis- und Gewichtsbestimmungen erlassen. Damit alles gut ablaufen konnte: Als Grundlage für die Preisfestsetzung wurde von der Administration sogar ein Probebacken unter behördlicher Aufsicht veranstaltet. So 1726: Der Stadtrat erhielt die Weisung „mit den aus den Früchten erzeugenden Mehl“ im Beisein eines Magistratsvertreters eine Probe vornehmen zu lassen und unbedingt ein Gutachten abzugeben. Die Brotpreise wurden überwacht und mit den Getreidepreisen abgestimmt. So gab es immer wieder eine neue „Brotsatzung“, stieg der Preis des Weizens, stieg auch der Brotpreis. Die Verwaltung ergriff auch Maßnahmen, dass die bürgerlichen Bäcker von unerlaubter Konkurrenz verschont blieben. So erteilte zum Beispiel die Administration dem Richter der Großen Palanka den Auftrag „denen raizischen Weibern das Collatschen- Backen einzustellen“. Kolatschen waren bei der Temeswarer Bevölkerung beliebte kleine, runde Hefekuchen mit Rosinen oder Obstmus.
Große Schwierigkeiten hatten die damaligen Bäcker im Jahr 1737, mit dem Ausbruch des Türkenkrieges. Es musste für größere Vorräte gesorgt werden. Den Bäckern fehlte jedoch stets das nötige Geld für den Mehleinkauf. So beschaffte die Kameralkasse im Herbst gegen eine Obligation des Stadtrats 5000 Gulden, diese Summe wurde an die Bäcker verteilt. Die hatten es zinsfrei in sechs Monaten zurückzuzahlen. Dann kam von der Wiener Hofkammer der Befehl, dass den Bäckern „ab aerario“ 12 000 Metzen Getreide überlassen werden soll. Empfohlen wurde aus Wien auch, auf eine Kontrolle des Brotpreises zu achten. Alles Maßnahmen, um „das leidende Volk“ ohne Probleme mit Brot zu versorgen. Sogar der Hofkriegsrat schaltete sich ein: Die Administration erhielt die Bewilligung, Getreide aus Ungarn einzuführen. Mit großer Schärfe wurde gegenjene Händler, Unternehmer vorgegangen, die größere Vorräte zwecks Preisspekulationen illegal horteten. Solche Vorräte wurden beschlagnahmt. Ohne jegliche Rücksicht auf Rang und Person des Eigentümers. In einer Verfügung von 1752 wurde verlangt, dass wegen Mehlmangels das in den Fabriker Mühlen befindliche Mehl den Bäckern und Mehlhändlern zur Verfügung zu stellen. Den Eigentümer wurde es aber später in natura vergütet.
(Aus „Temeschburg, Temeswar, Timi{oara“, HOG 1994)