Eigentlich kann man eine Gedenkveranstaltung zur Deportation der Rumäniendeutschen nicht besser vervollständigen, als mit einer besonderen Ehrung von Personen, die eine Entschädigung für Deportationsopfer nach einer politisch komplexen Initiative erarbeitet und gemeistert haben. Die Gedenkveranstaltung des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) zu 77 Jahren seit Beginn der Russlanddeportation mit Kranzniederlegung und Festveranstaltung wurde durch die Ehrung der beiden Politiker Slavoliub Adnagi und Silviu Vexler auf eine erlesene Stufe gehoben.
Der ehemalige Abgeordnete der serbischen Minderheit in Rumänien, Slavoliub Adnagi, und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft in Rumänien bzw. der Abgeordnete seitens dieser Minderheit, Silviu Vexler, erhielten an diesem Tag die Ehrennadel in Gold des DFDB. Zusammen mit dem bereits mit dieser höchsten Auszeichnung geehrten DFDR-Abgeordneten, Ovidiu Ganț, hatten sie zwei Gesetze erarbeitet, die nicht nur den ehemaligen Russland- und Baragan-Verschleppten, sondern auch deren Kinder eine finanzielle Entschädigung sichern. Ovidiu Ganț, hielt die Laudatio auf die beiden Geehrten. Die Tatsache, dass der diesjährige Veranstaltungstag, der 14. Januar, auch auf den Tag genau jener war, als der Vorsitzende des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten, Ignaz Bernhard Fischer, vor 77 Jahren verschleppt wurde, gilt möglicherweise für Außenstehende als Randnotiz, für den mit fast 96 immer noch rüstigen Fischer, war es wohl ein ganz besonderer Moment.
„Ein Verzeihen wird es möglicherweise nur dann geben, wenn der letzte irgendwie Betroffene verstorben ist. Ein Vergessen, nur dann, wenn niemand mehr davon spricht, oder darüber schreibt“, sagte der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach in seiner Ansprache. Und weiter: „Die Gründe für unser Hiersein gehen in gleich zwei Richtungen: Zum einen, Gedenken wir der Opfer der Deportation, ganz einerlei, ob sie da verstorben, oder nach leidvollen Jahren heimgekehrt sind. Zum anderen ist es ein Mahnen gegen Krieg und Verbrechen, die die Folge eines solchen Krieges waren. Genau das, muss immer wieder betont werden, denn dieses schuldlos erfahrene Leid ist das, was so tiefen Schmerz mit sich bringt. Um dieses zu lindern sind wir heute hier. Wir Gedenken all der Opfer, und danken den drei Politikern, Ovidiu Ganț, Silviu Vexler und Slavoliub Adnagi, die vor etwa eineinhalb Jahren zwei Gesetze verfasst und durchgerungen haben, die den direkten Opfern und den Kindern der Verschleppten eine späte und kleine Linderung bringen, die versuchen soll, hinwegzutrösten für das Alleinsein und die Entbehrungen vieler Jahre“, so der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach vor der versammelten Kulisse im AMG-Haus. Zu dieser Kulisse gehörten auch Deutschlands Vizekonsul Siegfried Geilhausen, der Temescher Kreisratsvize, Cristian Moș, der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft in Temeswar, Luciana Friedmann, Mitglieder des Vorstandes des DFDB, Nutznießer der Gesetze, die von Ovidiu Ganț, Silviu Vexler und Slavoliub Adnagi verfasst und politisch begleitet wurden sowie weitere Mitglieder der deutschen Gemeinschaft im Banat. Die Beteiligung war auf eine vorgegebene Zahl beschränkt, da die Anti-Corona-Maßnahmen eingehalten werden mussten.
Der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț erwähnte in seiner Laudatio auf Adnagi und Vexler die Leistungen der beiden auf politischer Ebene in den diversen Gremien. Er betonte auch die gute Zusammenarbeit innerhalb der Fraktion der Minderheiten, die eigentlich das wiederspiegelt, „was das interethnische Zusammenleben im Banat seit langem vorlebt“. Dazu habe diese Zusammenarbeit durch die beiden erwähnten Gesetze Konkretes ergeben, so der Parlamentarier des Deutschen Forums weiter. Die beiden neuesten Träger der DFDB-Ehrennadel in Gold wiesen ihrerseits auf die gute Zusammenarbeit mit dem DFDR-Abgeordneten hin. Vexler sagte, vor Beginn seines ersten Mandats habe man ihm mit auf den Weg gegeben, dass der einzige, auf dessen Wort man sich verlassen könne, der Abgeordnete Ovidiu Ganț sei. Was die beiden Gesetze anbelangt, die sie im Sinne der ehemaligen Deportierten und deren Kinder erarbeitet und durchgebracht haben, sagte er, dass die moralische und sentimentale Wert dieser Gesetze noch bedeutender sei, als der finanzielle Aspekt. Slavoliub Adnagi wies seinerseits darauf hin, dass es wichtig gewesen sei, auch für die Kinder der ehemaligen Verschleppten und Zwangsumsiedelten eine Entschädigung zu sichern, da diese Jahre lang unter den Folgen der Verschleppung ihrer Eltern zu leiden hatten und viele Entbehrungen hinnehmen mussten. Der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz sprach davon, dass man durch diese Gesetze den Opfern auch „etwas von der genommenen Würde zurückzugeben“ vermochte und der Vizekonsul Deutschlands in Temeswar, Siegfried Geilhausen, fasste den Gedenktag und die darauffolgende Festveranstaltung so zusammen: „Lassen Sie uns das Unrecht nie vergessen. Lassen Sie uns das Geschehene auf immer eine Mahnung sein. Lassen Sie uns stets all derer gedenken, die unter der Vertreibung gelitten haben!“