Bianca Ardelean und Romina Moldovan stellen sich in knappen Zügen vor. „Knapp“, weil sie noch keine 30 sind und in ihrem Alter über den Schul- und Studiumsalltag hinaus kaum etwas ins CV zu schreiben vermögen; und mit „Zügen“ hat ihr Beruf ohnehin zu tun: Beide sind nämlich Geschäftsführerinnen der deutschen Firma „Modelleisenbahn“, die in der Arader Industriezone „Micalaca Est“ angesiedelt ist. Der Firmensitz war auch Treffpunkt des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins Arad.
Deutsch mit beruflichem Aufstieg verbunden
Die beiden Firmenleiterinnen sind Absolventinnen des deutschsprachigen Lyzeums Adam-Müller-Guttenbrunn und bestätigen, was eigentlich zur Regel geworden ist. Mit Deutsch sind die Berufschancen auf dem rumänischen Arbeitsmarkt gehoben. Was jedoch viele der etwa 20.000 deutschen Unternehmen in Rumänien vor große Herausforderungen stellt, ist der akute Mangel an Facharbeitern, beginnend vom Schreiner und bis hin, zum Elektromechaniker. Duale Berufsausbildung nach deutschem und österreichischem Modell war auch eines der zentralen Themen beim Treffen des Deutschsprachigen Wirtschaftsvereins DRW Arad. Gäste des Abends waren Sebastian Gromig, Leiter des Wirtschaftsdienstes an der Deutschen Botschaft in Bukarest und Michael Marks, zuständiger Vertreter der Bundesagentur für Außenhandel Germany Trade & Invest GmbH für Rumänien, Bulgarien und die Republik Moldau. Sie befanden sich in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche auf einem Trip durch das Banat. Für Gromig war es der erste Besuch in Westrumänien seit seinem Amtsantritt im Sommer vergangenen Jahres. Genauso wie Siebenbürgen findet Gromig auch den Ballungsraum deutscher Investitionen im Raum Arad-Temeswar besonders wichtig. Allein schon die Tatsache, dass sich auf relativ engem Raum zwei deutschsprachige Wirtschaftsclubs befinden, ist für ihn Hinweis genug, die Region als interessant für sein Ressort zu finden.
Drei Unternehmen, drei Sparten
Die Delegation, begleitet vom Vorsitzenden des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins Arad, Manfred Engelmann, besuchte im Laufe des Aufenthaltes Investitionen von Interesse für die deutschsprachige Wirtschaft, führte Gespräche zur Wirtschaftsförderung und zur schulischen Bildung. Die Baumesse in Arad, die Firma Webasto, und die Agar-Manufaktur von Johann Henger in Sanktanna standen im Laufe des Tages auf dem Besuchsprogramm. Gromig hob gerade diese Vielfalt deutscher Investitionen hervor, von dem großen Hersteller von Schiebedächern für die Automobilindustrie Webasto, über den deutschen Feinmechanikbetrieb „Modelleisenbahn“, bis hin zu den wirtschaftlichen Initiativen von Johann Henger - mit Brot- und Kipfelherstellung, Schnapsbrennerei, Obstplantage und Eventveranstaltung. Im Technologischen Lyzeum in Sanktanna kam der Ist-Zustand der Berufsbildung zum Ausdruck. Während Mitglieder deutscher Wirtschaftsclubs in Rumänien bereits über Pilotprojekte die duale Ausbildung in einer angepassten Form durchführen, versucht der Arader Wirtschaftsclub und seine Filiale in Sanktanna Hebel zu finden, um diesem bedeutenden Aspekt auf die Sprünge zu helfen. „Ein natioanl gültiger gesetzlicher Rahmen“ sei notwendig, um dieses Berufsschema letztendlich in seiner gesamten Bandbreite und effizient umzusetzen, sagte Sebastian Gromig. In Sanktanna gibt es bereits eine Berufsschule und Schüler dafür gibt es ebenfalls. Hoffnung schöpft man im Lyzeum aus dem Kreis Arad, wenn sich in Zukunft Schüler bereits nach der 8. Klasse für die Berufsschule entscheiden können und dann drei Jahre Ausbildung machen. Die derzeitige Regel, dass sich Eleven erst nach der 9. Klasse für die Berufsschule entscheiden können und diese dann nur zwei Jahre dauert, finden viele kontraproduktiv und ein drittes Ausbildungsjahr hatten die deutschen Unternehmen ohnehin von Anfang an in Erwägung gezogen. Berufliche Ausbildung ist auch bei Webasto im Werk in Zimand Cuz, nur wenige Kilometer von Arad entfernt ein Thema. Kontakte zu Hochschulen in Arad und Temeswar sollen Ingenieure für die Entwicklungsabteilung sichern, weiteres Personal wird aus den umliegenden Ortschaften herangezogen und vor Ort eingelernt. Und bei den Expansionsüberlegungen im Werk, ist weiteres Personal notwendig...